«Die Mauer» – Acht Filme erinnern an eine alte Form der Abriegelung

Der 13. August 1961 ist ein geschichtsträchtiger Tag. Man spricht auch von einer Zäsur in dem deutsch-deutschen Verhältnis. Von da an trennte die DDR und die Bundesrepublik eine große Mauer. Bis sie wieder fiel, sollten fast dreißig Jahre vergehen. Was in dieser Zeit geschah, ist in den Geschichtsbüchern gut dokumentiert. Mit der Mauer verbinden sich unterschiedliche Schicksale. Nicht immer nahmen sie einen glücklichen Ausgang, schließlich prägten Fluchtversuche, Menschenhandel und Erschießungen den Alltag.

Um den «Antifaschistischen Schutzwall» ranken sich viele Geschichten. Einige von ihnen erzählen acht Kurzfilme, die nun zum 60. Jahrestag gebündelt auf einer DVD erscheinen. Ihr Entstehungsdatum fällt in die Zeit sowohl vor als auch nach der Wende, sagt aber nichts darüber aus, welcher Ideologie die Darstellung folgt. Die jeweiligen Filme unterscheiden sich in ihrer Machart so sehr, dass die Auswahl nicht nur inhaltlich, sondern auch formal ein breites Spektrum abdeckt. Während «Das Ganze halt» aus dem Jahr 1961 deutlich als Propagandastreifen daherkommt, in dem die Mauer als Schutzvorrichtung vor dem westdeutschen Aggressor legitimiert wird, bemüht sich «Ein-Blick» um mehr Objektivität. Der Film zeigt aus einer einzigen Kameraeinstellung im Zeitraffer, was sich an einem Tag am Grenzstreifen zwischen Treptow und Kreuzberg ereignet.

Mit «Menschenhandel, Staatsgrenze Nord» ist auch ein Schulungsfilm des Ministeriums für Staatssicherheit dabei. Der Trickfilm «1989 – Unsere Heimat» erzählt hingegen semidokumentarisch, wie sich die «Friedliche Revolution» in der DDR ereignete. Im Mittelpunkt stehen dabei die Montagsdemonstrationen in Leipzig, mit denen der damalige Widerstand den Durchbruch erreichte und mit dem Mauerfall 1989 seinen Sieg feierte. Doch nicht alle Filme haben einen dokumentarischen Charakter. «Die Klärung eines Sachverhalts» und «Die besonderen Fähigkeiten des Herrn Mahler» erzählen ihre Geschichten im fiktionalen Modus, während «BRDDR» sich an der Grenze zu experimenteller Kunst bewegt.

Verschiedene Perspektiven

Jeder Kurzfilm ist auf seine Art ganz besonders, mal poetisch mit harmonischer Musikbegleitung, mal propagandistisch entlarvend. Alle zusammen bilden ein vielschichtiges Gesamtkunstwerk, das verschiedene Aspekte der deutschen Mauer beleuchtet, ohne belehrend zu wirken. Die Zuschauer können ihr eigenes Urteil bilden, weil sie je nach Film die Perspektive wechseln müssen. Sie betrachten die Ereignisse rund um die Mauer nicht nur aus der Innensicht des DDR-Apparats, sondern schauen auf das Geschehen auch mit einem kritischen Blick.

Die Mauer ist ein Symbol der Unfreiheit und Freiheitsbeschränkung. Welche Folgen das für die DDR-Bürger hatte, machen die acht Filme deutlich. Knapp 60 Jahre später ist dieses Thema aktueller denn je, wobei es heutzutage nicht mehr eines massiven «Schutzwalls» bedarf, um eine Gesellschaft abzuriegeln. Als neue Methode hat sich der Lockdown etabliert. Er ist unsichtbar, aber effektiver. Der Lockdown begrenzt den Verkehr nicht nur zwischen Staaten, sondern minimiert die Freizügigkeit auch innerhalb einer Gesellschaft. Wer die acht Mauer-Filme gesehen hat, wird zum Nachdenken darüber angeregt, welche Gefahren eine solche Abriegelungstechnik birgt.  

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