«Vorspiel» – Coming-of-Age-Film aus der DDR der 80er Jahre

Alberne Streiche, Imponiergehabe, große Liebessehnsucht: Das Verhalten der Jugendlichen hat auch in der DDR der 80er Jahre nicht anders ausgesehen als heute. Das unterstreicht Peter Kahanes Film «Vorspiel», der vor 33 Jahren im Berliner Kino «Kosmos» seine Premiere feierte. Der Coming-of-Age-Streifen handelt von einer Gruppe Jugendlicher in einer Kleinstadt an der Elbe, deren Dynamik eine andere Richtung nimmt, als die hübsche Corinna (Susanne Hoss) mit ihrem Vater in die Nachbarschaft zieht.

Der siebzehnjährige Dekorationslehrling Tom (Hendrik Duryn) ist von dem Mädchen mit krausem Haar sofort begeistert und lässt sich allerlei einfallen, um es zu beeindrucken. Die Kreativität, mit der er zu Werke geht, zeitigt jede Menge peinliche, aber höchst amüsante Situationen. Tragik und Komik liegen in diesem Film nah beieinander, wie auch der Protagonist bitter feststellen muss, als es ihm endlich gelingt, Corinna zu verführen. Bereits nach der ersten Liebesnacht muss sie gestehen, dass ihr Herz eigentlich einem anderen gehört.

Obwohl «Vorspiel» sich dramaturgisch in konventionellen Bahnen bewegt, gelingt es Regisseur Kahane, die Zuschauer mit einprägsamen Szenen und stimmungsvollen Bildern bei Laune zu halten. Besonders die grauen wie maroden Straßenzüge vermitteln einen authentischen Eindruck von der DDR-Ära, die aus der Rückschau reichlich Exotik versprüht. Dieser Effekt dürfte sich vor allem bei den heutigen Jugendlichen einstellen. Der weitestgehend technikfreie Lebensstil ihrer Altersgenossen im Film könnte auf sie, die mit Smartphones und diversen anderen digitalen Gadgets aufwachsen, wie eine Welt fernab der Realität wirken.

Starke Schauspielleistung

Neben der Atmosphäre ist es die Darbietung des damals jungen Hendrik Duryn, die den Streifen so sehenswert macht. Der 53-Jährige, bekannt aus der RTL-Serie «Der Lehrer», zeigt hier in seiner ersten Hauptrolle, was ihn später ausmachen wird. Mit seiner schrulligen Art und einem körperlichen Spiel gelingt es ihm mühelos, die Sympathien zu gewinnen, ohne sich als klassischer Held in Szene zu setzen. Es macht einfach Spaß ihm zuzuschauen, wenn er in Fettnäpfchen tritt und dabei trotzdem nicht an Würde verliert.

Der DDR-Klassiker aus der DEFA-Reihe «Wendejugend» fand schon zu seiner Zeit großen Zuspruch und erhielt sogar den Max Ophüls Preis Saarbrücken. Nun ist er auf DVD erschienen. Als Bonusmaterial enthält er Jürgen Brauers «Tanz auf der Kippe», den der Regisseur 1991 auf Grundlage des Romans «Augenoperation» (1988) verfilmte. Auch er porträtiert das Leben der DDR-Jugend, verbindet dabei jedoch eine Liebesgeschichte mit einer Kriminalhandlung. Beide Filme sorgen für angemessene Unterhaltung und erinnern an eine Lebenswelt, auf die man gerade in der Corona-Zeit zumindest teilweise mit Wehmut zurückblicken dürfte.

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