«53 Schauspieler» – Gitarrist Yann Song King verarbeitet die Reaktionen auf #allesdichtmachen

Die Aktion #allesaufdentisch sorgt derzeit für reichlich Gesprächsstoff. Während sie in den alternativen Medien gefeiert wird, fällt die Berichterstattung der Mainstreampresse erwartungsgemäß negativ aus. Wieder greift man zu den üblichen Diffamierungsstrategien und Kampfbegriffen, die bereits bei der Vorgängerinitiative #allesdichtmachen zum Einsatz kamen. Damals waren die Angriffe gegen die beteiligten Künstler teilweise so hart, dass gut die Hälfte umgehend die eigenen Videos löschte, sich distanzierte oder sogar entschuldigte. Von diesem schrittweisen Rückzug handelt ein Song des Dresdner Gitarristen Yann Song King, der sich am Schema des sogenannten Zählreim-Lieds orientiert.

Das erste stammt von Septimus Winner, der 1868 mit «Ten Little Injuns» die Vorlage für sämtliche Variationen schuf. Je nachdem, um welche Protagonisten es sich in dem Zählreim-Lied handelt, werden diese von Zeile zu Zeile weniger. Dieses Prinzip hat Yann Song King auf die 53 Schauspieler der Initiative #allesdichtmachen übertragen. So heißt auch sein Lied, das mit den folgenden Fersen beginnt: „53 Schauspieler, die luden Videos hoch / Drei wurden von YouTube gelöscht, da waren’s 50 noch.“ So geht es munter weiter. Und alle, die die damalige Rückzugsaktion mitverfolgten, werden sich erinnern: „50 Schauspieler, die haben provoziert / Ein Shitstorm blies und schon haben sich viere distanziert / 46 Schauspieler, die ha’m Beifall gekriegt / Nur von den Falschen, drum sind dann zwei weit’re eingeknickt.“

Verständnis für die Schauspieler

Wie in allen Songs des 47-jährigen Dresdens ist auch in diesem viel Ironie dabei. Yann Song King greift gerne zur Satire, um die realen Zustände ad absurdum zu führen. Dafür ist er seit Beginn der Corona-Maßnahmen bekannt. Als Kritik an den Schauspielern will er seinen Song aber nicht verstanden wissen. „Ich kann es durchaus verstehen, dass sich so viele dem Druck beugten“, sagt er. „Der Shitstorm war schon enorm.“ Da sei es verständlich, dass sie Existenzängste hätten und befürchteten, in der Filmbranche keine Aufträge mehr zu bekommen. „Es ging aber sicherlich auch um Integrität und persönliche Sicherheit“, so Yann Song King. Was ihn am meisten an der Aktion bewege, seien die Reaktionen der Leitmedien und der User in den sozialen Netzwerken. Sein Song kritisiert die Art und Weise, wie auf vermeintliche Abweichler geschossen werde.

Yann Song King

Es geht vordergründig um die Techniken der Diffamierung, für die seine Songzeilen sensibilisieren sollen: „44 Schauspielern wurde nachgesagt, / sie höhnen über Opfer und da sprang der nächste ab“, heißt es etwa. „43 Schauspielern hat der WDR gedroht, / und viere schieden aus, aus Angst vor dem Berufsverbot.“ Yann Song King nennt die Reaktionen heuchlerisch und verlogen. Sie machten deutlich, dass in den Redaktionen ein Lagerdenken herrsche. Wer nicht ihre Meinung vertrete, müsse mit Gegenwind rechnen. Das habe der Gitarrist schon zu Beginn der Corona-Berichterstattung gemerkt, weshalb er sich mit diesem Thema lange beschäftige.

Gebrauch von künstlerischer Freiheit

Aus den Reflexionen werden dann Lieder, in denen der Dresdner seine Gefühle und Gedanken zu verarbeiten versucht. Dabei macht er auch Gebrauch von der künstlerischen Freiheit, weshalb manche Aussagen nicht den tatsächlichen Ereignissen entsprechen, sondern der Logik des Songs folgen – so wie diese Zeile: „28 Schauspieler, die waren wirklich mutig, / doch einem schlugen Unbekannte seine Nase blutig.“ So einen Fall dürfte es nicht gegeben haben. Was zu den Reaktionen aber durchaus gehörten, waren Morddrohungen. Umso lobenswerter findet es Yann Song King, dass die Schauspieler sich getrauten hätten, öffentlich Gesicht zu zeigen. Ihnen gebührt sein Respekt, vor allem denjenigen, die sich von der Schmutzkampagne nicht haben einschüchtern lassen. Im Song findet sich auch dazu eine Zeile: „27 Schauspieler, die sind standhaft geblieben / Die Namen merk’ ich mir, ich werde sie für immer lieben.“

Man müsse den Schauspielern zugutehalten, dass sie ihre Werte über ihre existenzielle Sicherheit stellen, sagt Yann Song King. Diese sei weiterhin gefährdet – auch für diejenigen, die sich im Anschluss von der Aktion distanziert haben. Eine Rehabilitierung werde es wohl nicht geben. „Der Makel wird bleiben. Und in Zukunft wird es ihnen immer vorgehalten werden“, befürchtet Yann Song King. Schließlich gehe es darum, die kritischen Abweichler abzuwerten. Das dürften auch die Künstler der aktuellen Aktion #allesaufdentisch verstanden haben. Obwohl sie auch dieses Mal medial in die Mangel genommen werden, hat sich noch keiner von ihnen reumütig gezeigt.

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2 Gedanken zu “«53 Schauspieler» – Gitarrist Yann Song King verarbeitet die Reaktionen auf #allesdichtmachen

  1. Hallo,
    Ich suche eine Kontaktadresse zu Yann Song King.
    Seine Lieder sind genial.
    Wo oder wie könnte man da an Texte und Noten kommen zur eigenen Interpretation in Konzerten oder Material erwerben? Bei der
    GEMA wird das ja sicherlich nicht gelistet sein 🤣🤣🤣
    Kaufen kann man es Offiziell auch nicht. Bleibt nur mühsames abhören und
    abschreiben wie zu Ost-Zeiten
    Viele Grüße
    Frank

  2. Sehr, sehr lustig! Weitere Anregungen: „Was wollen wir impfen, 7 Jahre lang“ (was wollen wir trinken… von bots), „Ungeimpft“ (Ungehemmt von Gitte bzw. Physical von Olivia Newton-John)…

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