Der Rapper Skogan vermischt Corona-Kritik mit positiven „Vibes“

Die Corona-Maßnahmen haben viel Leid angerichtet, aber auch neue Produktivkräfte freigesetzt. Gerade in der Zeit des Lockdowns fanden viele Hobby-Künstler ihre Muße wieder und fingen an, die politisch-gesellschaftlichen Entwicklungen kreativ zu verarbeiten. Zu ihnen gehört unter anderem der 32-jährige Skogan, ein Rapper aus Sipplingen am Bodensee. Wie viele seiner Kollegen hat er nach langer musikalischer Pause wieder zum Mikrofon gegriffen und einen Song produziert, der sich mit der Corona-Krise aus der Perspektive der Kinder beschäftigt. Seine Prämiere feierte der Track beim NuoVision Songcontest im Mai dieses Jahres. Kurz darauf wurde Skogan bundesweit bekannt. Der Song fand eine große Zuhörerschaft, wurde beklatscht und bejübelt.

«Auf für die Kinder», so der Titel des Debütracks, ist eine analytische Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Notsituation, die viele bildhafte Vergleiche enthält. „Heute wird man mit nem Schnupfen angeschaut“, heißt eine markante Zeile. „Früher reichte da ne Suppe in meinem Bauch / heut Quarantäne, ja sie gucken auch zuhaus / Wenn man früher krank war, ja, dann wusste man das auch.“ Wie sah die Kindheit früher aus und wie wird sie heute erlebt? Wo sind die Unterschiede zwischen dem «neuen» und «alten» Normal? An diesen Fragen arbeitet sich Skogan in seinem Song ab und schöpft dabei aus den eigenen Erfahrungen: „Wir haben früher noch die Grippe gehabt / Wir sind dann trotzdem noch zum Kicken gegangen / Heute testen alle unsre Kids wie verrückt / Und ich frag mich: Bruder, wie ticken die, Mann?“.

Skogan

Die gegenwärtige Entwicklung empfindet der Rapper als gefährlich. Wer unter dem Corona-Regime aufwachse, kultiviere automatisch das Gefühl, dass diese Übersensibilität „normal“ sei. „Auf die Kinder hat das eine psychologisch negative Wirkung“, sagt er. „Wenn sie ständig in Angst vor gesundheitlichen Gefahren leben, wird es leichter sein, sie zu brechen und zu manipulieren.“ Sein Song soll daher in Erinnerung rufen, dass die Kinder auch früher kleinere Krankheiten problemlos überstanden – ohne Masken und Social Distancing. Diese ständige Alarmbereitschaft sei übertrieben, findet Skogan, weshalb er in seinem Refrain dazu aufruft, sich für die Kleinen einzusetzen: „Unsre Zukunft liegt im Lachen dieser Kinder / Ihr wisst doch alle, was die Maske für nen Sinn hat / Wir müssen endlich aufstehn für immer / Auf für die Kinder, auf für die Kinder“.

Positive Rückmeldungen

Die Resonanz auf den Song war überwältigend. Mit ihm sprach der Rapper vor allem Eltern aus der Seele, die sich in vielen Zuschriften für sein Engagement bedankten. Es kamen Anfragen und Kooperationsangebote. Schöne Erlebnisse habe er auch an seinem Wohnort gehabt, wo ihn Menschen auf der Straße ansprachen und seine Musik würdigten. Die positiven Rückmeldungen freuen den Rapper sehr, zumal Skogan erkennt, dass sein Talent nicht verloren gegangen ist. Entdeckt hat er es vor knapp dreizehn Jahren, als die ersten Reime entstanden. Damals schrieb er die ersten Tracks und trat beim Battle-Rap auf, der mit der Zeit zu seinem Metier wurde. Skogan konnte viele Wettbewerbe für sich entscheiden. Es folgte ein Aufstieg nach dem anderen – bis in die zweite Liga. Doch dann musste das Hobby dem Berufsleben weichen.

Als im März 2020 der Lockdown beschlossen wurde, durfte er nicht mehr arbeiten und verbrachte viel Zeit zu Hause. Aus der Not wurde eine Tugend. Skogan, der die Maßnahmen schon sehr früh kritisch sah, suchte nach Wegen, seinen Protest kundzutun. Und die Musik erschien ihm als die beste Lösung. Er schaute sich alte Texte an und fing an, wieder zu rappen. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich es noch kann“, erinnert sich der 32-Jährige. So entstand «Auf für die Kinder». Dass Skogan musikalisch variabel ist, beweist sein neuer Song, der es in die Chartshow des Internetsenders NuoViso schaffte. «Lang nicht mehr gesehen» ist zwar wieder ein Hip-Hop-Track, enthält aber Reggae-Elemente. Von dem Song geht positive Energie aus, obwohl die Kritik nicht zu kurz kommt: „Hallo, hallo, Deutschland, ist jemand da? / Oder passt das alles so, ist alles klar?“, lautet eine Zeile mit ironischem Unterton.

Aufruf zur Gelassenheit

Skogan will mit seiner Musik „gute Vibes“ verbreiten. „Dafür eignet sich Reggae perfekt“, sagt er. Viele seiner kritischen Bekannten seien depressiv geworden, weil sie sich zu intensiv mit dem Thema Corona beschäftigten. Er möchte dem entgegenwirken. „Wir sollten bei allem Ernst gelassen bleiben und nicht vergessen zu leben“, lautet sein Motto. Deswegen verpacke er seine Kritik so, dass sie verdaubar werde. „Ich will den Menschen Mut machen und vor allem diejenigen erreichen, die nur über Musik einen Zugang zu diesem Thema bekommen“, so der Rapper. Sein Wunsch ist es, dass die Songs dazu animieren, sich mit den gegenwärtigen Missständen auseinanderzusetzen. Die Hörer sollen Kraft tanken und verinnerlichen, dass sie für das Gute kämpfen.

Seine Strategie scheint aufzugehen. Der große Zuspruch zeigt, dass die „good vibes“ viele Hörer erreichen. Skogan bleibt diesem Rezept treu. Weil er sich der positiven Wirkung von Reggae-Klängen bewusst ist, kommen sie auch in den künftigen Songs zum Einsatz. Einige sind bereits produziert und werden schon bald zu hören sein. In der Nacht vom 10. zum 11. September erscheint Skogans erste EP, die insgesamt sechs Tracks enthält – darunter «Auf für die Kinder» und «Lang nicht mehr gesehen». Wer hineinhören möchte, wird auf allen bekannten Musik-Plattformen fündig. Die EP dürfte nicht die einzige bleiben. Skogan hat noch viel vor.

Kulturjournalismus braucht deine Hilfe!

Wer meine Arbeit unterstützen möchte, kann es via Überweisung oder Paypal tun. Herzlichen Dank!

Überweisung:

IBAN: DE85 1203 0000 1033 9733 04
Verwendungszweck: Spende

Spende via Paypal

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert