«Pandemie-Gedichte» – Renate Kämpfer verarbeitet die Corona-Krise literarisch

Die Corona-Maßnahmen haben das Leben vieler Menschen durcheinandergebracht. Was früher als selbstverständlich galt, steht heute auf wackeligen Füßen. Grundrechte, Rechtsstaatlichkeit, demokratische Werte – all das steht nur noch auf dem Papier, ohne in der Realität eine Entsprechung zu finden. Die Gesellschaft ist gespalten, die Freiheit stark eingeschränkt. Doch es gibt auch positive Tendenzen. Um die staatliche Willkür und die Schützenhilfe der Leitmedien zu verarbeiten, werden immer mehr Menschen künstlerisch tätig. Ein gutes Beispiel ist Renate Kämpfer aus Hamburg. Die 55-Jährige hat zu Beginn der Corona-Krise nach knapp zehn Jahren wieder zu Stift und Papier gegriffen und seitdem über Hundert Pandemie-Gedichte geschrieben.

Veröffentlicht werden ihre Arbeiten auf dem eigenen Telegram-Kanal, wo im Durchschnitt alle zwei Tage ein lyrisches Stück erscheint. Kämpfer nimmt sich darin vieler Themen an, die die Corona-Krise seit 18 Monaten bestimmen: Test- und Maskenzwang, Panikmache und Manipulation der öffentlichen Meinung, Freiheitseinschränkung und indirekte Impfpflicht. Meistens sind es aktuelle Ereignisse, die sie dazu bewegen, einen Kommentar in Gedichtform abzugeben. „Was, jetzt sind die Ungeimpften schuld? / Es lebe der Corona-Kult“, heißt es in einem Beitrag. „Mit Ausgrenzung und Bashing kennen sich die Medien aus / Lockdown für Ungeimpfte, eingesperrt im Haus?“ Kämpfers Gedichte tragen keine Titel. Sie schreibt die Zeilen einfach nieder, ohne konzeptionelle Überlegungen anzustellen. „Die Gedanken wollen einfach raus“, beschreibt die Hamburgerin ihre Arbeitsweise. „Es fließt, ohne dass ich es erklären kann.“

Gedichte zu Fotos

Die ersten Schritte als Lyrikerin machte Kämpfer 2004. Damals kooperierte sie mit einem Fotografen, dessen Bilder als Grundlage für ihre Gedichte dienten. „Er zeigte mir seine Arbeiten, und ich schrieb dazu einige Zeilen“, sagt die 55-Jährige. Daraus entstand ein kleines Fotobuch mit Gedichten, das Kämpfer gerne an Freunde verschenkte. Dann schlief die literarische Tätigkeit ein, die Inspirationsquelle versiegte – bis die Corona-Krise kam. Wie viele Kritiker der staatlichen Zwangsmaßnahmen merkte Kämpfer schnell, dass Medienberichte mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmten. Zahlreiche Widersprüche und Ungereimtheiten nährten ihre Zweifel, weshalb sie sich in den alternativen Medien zu informieren begann. Was sie dort fand, klang plausibler und deckte sich mit ihren eigenen Erfahrungen. Das war der Anstoß, selber produktiv zu werden.

Es sei ihr ein Bedürfnis gewesen, die gesellschaftlichen Entwicklungen, aber auch die eigenen Emotionen zu verarbeiten. „Der ganze Zorn, die Wut, die Enttäuschung – ich kann meine Gefühle besser kanalisieren, wenn ich schreibe“, so Kämpfer. In manchen Zeilen spürt man das sehr deutlich: „An dieser Stelle will ich es sagen / Niemals werde ich nach einer Impfung fragen / Keiner wird mich in meinen Grundrechten beschneiden / Die Verantwortlichen sollen leiden“. Was sie besonders verärgert, ist die Bevormundungspolitik. Dass der Staat vorschreibe, wie man mit Gesundheit umgehen solle, empfindet sie als einen tiefen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte. Teilweise nehme es sogar absurde Züge an: „Es kann doch nicht angehen, dass wir beweisen müssen, gesund zu sein“, so Kämpfer.

In ihren Gedichten widmet sich die Hamburgerin aber nicht nur den Missständen, sondern greift auch erfreuliche Entwicklungen auf. Dazu gehört für sie ein neu entstandenes „Wir-Gefühl“. Die negativen Erfahrungen während der Corona-Krise hätten viele Menschen zusammengebracht. Sie selber sei freu darüber, alternative Journalisten wie Boris Reitschuster oder Ken Jebsen entdeckt zu haben. „Ohne die Corona-Politik hätte ich nicht so viele tolle Menschen kennengelernt“, sagt Kämpfer. Die Krise berge auch jede Menge Chancen. Ihr selber biete sie zum Beispiel die Möglichkeit zu entschleunigen. Sie fühlt sich veranlasst, intensiver im Hier und Jetzt leben. Dadurch werde klarer, was in Gesellschaft und Staat schieflaufe. Die Krise schärfe die Sinne.

Kritik an prominenten Musikern

Für Kämpfer waren die Corona-Maßnahmen eine Art Damaskuserlebnis. Plötzlich fing sie an, die Strukturen des gegenwärtigen Systems zu hinterfragen. „Die alten Muster verbrennen gerade“, sagt die Hamburgerin. Dabei trenne sich die Spreu vom Weizen, so dass deutlich werde, wer wofür stehe, was Überzeugung sei und was bloß Gerede. Was sie damit meint, beschreibt Kämpfer in einem Gedicht, das sich mit prominenten Kulturschaffenden auseinandersetzt: „Musiker in der Plandemie / Viele von euch sind still wie nie / Kinder an die Macht, Herr Grönemeyer aufgewacht / Hinterm Horizont geht es weiter / Herr Lindenberg, Sie sind zweiter / Doch es gibt ein irgendwie, irgendwo irgendwann, / Wie Nena wieder beweisen kann / Sie steht auf der Bühne und sagt es laut / Dass man uns die Freiheit klaut“.

Wie Nena will auch Renate Kämpfer mit ihren Gedichten Gesicht zeigen. Sie dienen als Protestmittel, das möglichst viele Leser aufklären, zum Nachdenken bringen und inspirieren soll. Diese Intention trägt durchaus Früchte. Kämpfers Gedichte werden in den sozialen Medien geteilt und von kreativen Menschen aufgegriffen, die daraus Videos oder Musikstücke machen. Das gibt ihr Kraft und ermutigt sie weiterzumachen. „Solange die Pandemie andauert, werde ich in dem gleichen Rhythmus meine Gedichte schreiben“, versichert die Hamburgerin. Sie hat ihre kreative Ader neu entdeckt und verfolgt nun große Pläne. Unter anderem soll ein Sachbuch entstehen.

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