«Bist du wach?» – SchwrzVyce und Julie rappen über Einsamkeit im Lockdown

Der Rapper und Aktivist SchwrzVyce hat sich mit einem neuen Song zurückgemeldet. Unterstützung bekommt er dieses Mal von der Newcomerin Julie. «Bist du wach?» ist wieder eine Abrechnung mit der Corona-Politik, kommt aber softer daher und erinnert mit sanften Vibes an den Hip-Hop der 90er Jahre. Wie zuvor «Morpheus» richtet sich der Song bereits im Titel an all jene, die noch nicht verstanden haben, was gesellschaftlich gerade vorgeht. „Alle tragen Masken wie der Clan jetzt / Und bitten ihren Herren um Erbarmen jetzt“, erinnert sie SchwrzVyce in seinem Eröffnungsrap.

Die Zeilen beschreiben die Verhältnisse und Missstände in den Zeiten des Lockdowns, die sich insbesondere in der fehlenden Nähe zeigen. Das sogenannte Social Distancing zerre am Nervenkostüm, sagt der Rapper. Man vermisse das Zwischenmenschliche, den direkten Kontakt, die körperliche Berührung. Daran dürften viele Paare leiden, wie SchwrzVyce und Julie in dem Musikvideo zu verstehen geben. Darin schlüpfen sie in die Rolle von zwei Liebenden, die getrennt leben und an den Einschränkungen leiden.

Die Sehnsucht, einander zu sehen, ist so groß, dass er sie anruft und fragt, ob sie wach ist. Auch auf diese Situation spielt der Songtitel an, indem er eine Frage hervorhebt, mit der wohl viele Paare im Lockdown ihre nächtlichen Telefongespräche eingeleitet haben. Als er sich dann mit dem Auto auf den Weg zu ihr begibt und damit gegen die Ausgangssperre verstößt, hält ihn die Polizei an.

SchwrzVyce

Einsamkeit, Frustration und Zukunftsängste – das ist es, was viele Bürger im Lockdown am meisten plagt. „Es ist so, als würde nur noch dieses Virus existieren, und alles andere blendet man aus“, gibt Julie zu bedenken. In dem Song klingt diese Kritik bereits in dem Refrain an: „Voll krass, Baby, bist du wach? / Die Welt ist in nem Lockdown und ich hab an dich gedacht / Ich frag mich, was du machst und ob du Sorgen hast / Die Welt ist in nem Lockdown, Baby-Baby, gib acht.“ Das Lied beschreibt aber nicht nur bildhaft die Sorgen und Nöte der Menschen, sondern akzentuiert auch die Widersprüche der Corona-Politik. Hierbei tut sich vor allem die Rap-Partnerin von SchwrzVyce hervor.

Musikalisches Debüt

Julie, die mit «Bist du wach?» ihr musikalisches Debüt feiert, war vor Corona erfolgreiche Unternehmerin. Die Maßnahmen haben sie weit zurückgeworfen und in eine Lage versetzt, in der sie um ihre Existenz bangen muss. Dementsprechend explizit fallen ihre Reime aus: „Sie sperren Menschen ein, angeblich nur zu ihrem Schutz / Doch lassen sie dann fahren in einem überfüllten Bus“, heißt es – oder: „Wie sie das Volk belügen, einfach unverschämt / Lassen all die Existenzen zu Grunde gehen“.

Julie

Ihrer Meinung nach gebe es eine Unmenge Ungereimtheiten, die kaum zu übersehen seien. „Wenn man sich doch so um unsere Gesundheit sorgt, warum werden dann Pfleger, die wir ja dringend brauchen, so schlecht bezahlt?“, fragt sie sich. Genauso absurd erscheint ihr, dass  Einzelhandel, Gastronomie, Fitness- und Kosmetikstudios schließen mussten, während Supermärkte, in denen Obst und Gemüse ständig angefasst werden, offen bleiben durften.

Die Ratlosigkeit ist bei den beiden Musikern groß. Dennoch geben sie sich kämpferisch und glauben an den großen Umbruch. „Noch sind die Leute nicht bereit für eine Veränderung“, sagt SchwrzVyce. Doch man spüre, dass sie die Verhältnisse immer mehr hinterfragen. Er blickt daher optimistisch in die Zukunft und macht Anleihen bei der legendären Hip-Hop-Crew Public Enemy. Im Song klingt das so: „Und wenn das alles hier vorbei ist / Möchte ich, dass du mit mir fightest / On some don’t believe the hype shit / Auch wenn die Welt noch nicht bereit ist“.

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