«Hot Summer Nights» – Vom Nerd zum erfolgreichen Drogenhändler

Ein sozialer Außenseiter mausert sich zum erfolgreichen Drogenbaron: Dieser beliebte Film-Topos findet sich in Werken wie «Breaking Bad» oder «How to Sell Drugs Online (Fast)». An dieses Muster hält sich auch Elijah Bynum in seinem Regiedebüt «Hot Summer Nights», der am 18. März digital und eine Woche später auf DVD und Blu-ray erscheint.

Anders als die populäre deutsche Netflix-Serie mit Maximilian Mundt spielt Bynums Coming-of-Age-Streifen das Drogen-Geschäft nicht im digitalen Zeitalter durch, sondern springt in die noch größtenteils analogen 1990er Jahre. Als Held tritt hier der 17-jährige Daniel (Timothée Chalamet) auf. Er ist das, was man in den USA einen «Loser» nennt: sozial isoliert, schüchtern, linkisch. Dementsprechend unbeholfen führt er sich auf, als er im Sommer 1991 seine Ferien bei seiner Tante in Cape Cod verbringt. Während Gleichaltrige wilde Partys feiern, tut sich Daniel schwer, Anschluss zu finden.

Eine kriminelle Karriere

Nach einer Weile kommt es jedoch zu einer verhängnisvollen Wendung: Der 17-Jährige lernt den etwas älteren Hunter (Alex Roe) kennen, einen gefürchteten wie verehrten Draufgänger, der bereits dick im Geschäft ist. Als die beiden zu kooperieren beginnen, klingeln die Kassen lauter und lauter. Daniel erlebt einen gesellschaftlichen Aufstieg, der damit einhergeht, dass ihm auch das begehrteste Mädchen der Stadtgemeinde erliegt. Dass McKayla (Maika Monroe) gleichzeitig die Schwester von Hunter ist, sorgt jedoch genauso für Konflikte wie Daniels wachsender Ehrgeiz im Drogengeschäft.

Alex Roe als Hunter

Über diese Ereignisse berichtet der Filmheld retrospektiv in der Rolle eines Off-Erzählers, indem er zwischen den Szenen die Zusammenhänge erläutert. Der abgeklärte, lässige Ton lässt darauf schließen, dass sich die Wogen mittlerweile geglättet haben. So manch ein Kommentar zwischen eingefroren Bildern bewirkt durchaus ein Schmunzeln, kann die vielen Schwächen aber nicht wettmachen. Die Handlung wirkt stark konstruiert und wirft Fragen der Motivierung auf, die Regisseur Elijah Bynum im Rahmen der Figurenentwicklung nur unzureichend beantworten kann.

Nicht weniger unglücklich ist der Rückgriff auf allbekannte Stereotypen. Dass ein Nerd sich ausgerechnet in das beliebteste «In-Girl» verliebt und seine kriminelle Karriere gemeinsam mit dem gefürchtetsten «Tough Guy» aufbaut, zeugt nicht gerade von Einfallsreichtum. Ein bisschen mehr Eigenwilligkeit wäre bei der Figurengestaltung wünschenswert gewesen. Positiv zu bewerten ist hingegen die 90er-Jahre-Ästhetik, die nicht in Neonfarben daherkommt, sondern in matten Tönen das noch mehr oder weniger übersichtliche Leben mit stationären Telefonsäulen und buntem Kirmes-Treiben zelebriert.

– Von Elijah Bynum, mit Timothée Chalamet, Alex Roe, Maika Monroe, Produktionsland: USA, Anbieter: Koch Films

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