Rapbellion Holy Smokez meldet sich musikalisch zurück – mit einem Doppelpack

Der Rapper Holy Smokez hat innerhalb weniger Tage zwei neue Songs veröffentlicht. Während er in «BWL» als Solo-Künstler sein Können zeigt, ist «See it» ein Kooperationsprojekt mit Rapbellions-Kollegen Goethe. Beide Tracks setzen sich erneut mit der Corona-Politik und deren Begleiterscheinungen auseinander. Was sie verbindet, ist der Aufruf, standhaft zu bleiben und weiter dafür zu kämpfen, dass das Unrecht ein Ende nimmt. „Bruder, was los, was los, warum kämpft ihr, warum kämpft ihr nicht“, heißt eine zentrale Hook-Zeile aus dem Song «BWL». „Was los, was los / Digga alle Menschen nur zusammen, komm wir gehen jetzt.“

Holy Smokez bezeichnet das Stück als eine Art Weckruf. Er richte sich nicht nur an jene, die seit zwei Jahren mit dem Strom schwimmen, sondern auch an die Protestbewegung, ja sogar an sich selbst. «BWL» soll alle aufrütteln, spielerisch und mit viel positiver Energie. Diese Haltung drückt sich in der lässigen Ansprache „Bruder, was los“ aus, in drei Wörtern, deren Anfangsbuchstaben das Akronym im Titel bilden. Warum der Rapper zu dieser rhetorischen Figur greift, begründet er mit der Beobachtung, dass der Widerstandswille nachlässt. „Wir sind alle ein wenig träge geworden“, sagt der Hamburger. „Wir beschränken uns momentan auf das Reden, müssen aber handeln – weiter auf die Straße gehen, weiter kämpfen.“ Er habe das Gefühl, dass die meisten die unmenschliche Politik mittlerweile akzeptieren.

Double-Time-Rap

Besonders bewusst geworden sei es ihm, als vor kurzem im Bundestag über die Impfpflicht debattiert wurde. Nur sehr wenige Menschen machten sich die Mühe, vor der Herzkammer der Demokratie zu demonstrieren – auch er nicht. Somit fasst er sich mit «BWL» auch an die eigene Nase. Tatsächlich hat Holy Smokez eine kurze Flaute hinter sich, emotional wie musikalisch. Ein halbes Jahr ist es nun her, als sein letzter Song «Es reicht» erschien. Zuvor hatte er einmal im Monat mindestens einen Track herausgebracht. Doch dann legte er eine kreative Pause ein, dachte über die nächsten Schritte nach und wartete, bis ihn die Motivation wieder packen würde. In den letzten zwei Monaten war es dann so weit. Der Rapper fing erneut zu produzieren an und legte die Weichen für ein Album, das noch in diesem Jahr erscheinen soll.

Goethe (l) und Holy Smokez

In «BWL» demonstriert er gleich seine technischen Skills. Der Track zeichnet sich durch einen atemlosen Flow aus, durch einen Double-Time-Rap, der wie ein Maschinengewehr wirkt. „Ich wollte mal zeigen, was ich technisch kann, wenn ich an meine Grenzen gehe“, erklärt Holy Smokez. Er probiere sich gerne aus und experimentiere, um formal variabel zu bleiben. Während «BWL» sich raptechnisch an sein ehemaliges Vorbild Kool Savas anlehnt, stellt der Beat einen Sound dar, der den typischen Mainstreamkriterien entspricht. Das sei gewollt, unterstreicht der Hamburger Sprechgesangskünstler. Der Track soll musikalisch eingängig sein, um die Menschen mit der Message zu erreichen, auch solche, die eigentlich keinen Hip-Hop hören.

Eher unkonventionell kommt hingegen der Beat in dem Song «See it» daher. Er enthält tiefe Bässe, Autotune-Elemente und dunkle Töne, zu denen Holy Smokez und Goethe kritische Bars rappen. Beanstandet wird vor allem, dass die meisten Menschen nach zwei Jahren Corona-Politik noch immer blind für Lügen, Widersprüche und Korruption sind. „Weil sie nicht genau hingucken“, sagt Holy Smokez. Täten sie es, würden sie die Missstände erkennen, insbesondere das Leid der Kinder. Darauf wollen die beiden Rapper in ihrem Song aufmerksam machen, indem sie die Qualen benennen, denen der Nachwuchs täglich in Kindergarten und Schule ausgesetzt ist. Nicht nur dass die Kinder regelmäßig getestet werden und einen Stab in die Nase geschoben bekommen, sie müssen auch noch über mehrere Stunden eine Maske tragen.

Mehr Schaden als Nutzen

Holy Smokez übt in seinem Part auch Kritik an den Eltern, die sich seiner Meinung nach größtenteils nicht genug für die Kleinen einsetzen: „Sie stürzen sich jetzt auf die Kinder / Sie werden geopfert, das macht doch keinen Sinn / Guck mal, die Eltern haben das nicht verhindert / Ich komm nicht mehr klar, Mann, wie kann man so blind sein“. Nicht anders sieht es sein Rap-Kollege Goethe, der in dem sogenannten Mund-Nasen-Schutz ein großes Übel sieht. „Kinder in Masken, mir kommen da die Tränen“, rappt er. „So kleine Menschen, wie kann man die quälen / Geistige Armut, sie müssen sich schämen / Ich habe sowas Krankes bislang nicht gesehen“.

Er könne es wirklich nicht verstehen, wie viele Menschen dieses Leid nicht sehen und nicht verstehen, dass die Mund-Nasen-Bedeckung nicht nur nicht schützt, sondern sogar einen Schaden anrichtet. „Den Kindern wird die Luft abgeschnürt“, erklärt der 35-Jährige. „Umso länger sie die Maske tragen, desto höher steigt der Stresspegel.“ Der Rapper verweist auf zahlreiche Studien, die es durchaus gibt, die aber nicht wahrgenommen werden – auch wenn man sie den Maßnahmen-Befürwortern vorlege. Es sei ihre und vor allem die Pflicht der Eltern, sich mit den Argumenten auseinanderzusetzen. Stattdessen werde weggeschaut, ohne den Versuch zu unternehmen, die Kritik zu entkräften. „Die Maskenpflicht ist reine Körperverletzung“, so Goethe.

«Nur Grade» – gemeinsamer Song von Goethe und Lapaz

Genauso wie Holy Smokez ist er derzeit musikalisch ziemlich aktiv. Der Sprechgesangskünstler aus dem Ruhrgebiet arbeitet an seinem zweiten Album «Wie ein Pendel». Es erscheint ebenfalls dieses Jahr und enthält unter anderem den Track «Nur Grade», den Goethe vor wenigen Wochen zusammen mit Lapaz veröffentlichte, einem weiteren Rapbellions-Kollegen. Der Titel ist zweideutig und betont sowohl den politischen als auch den moralischen Aspekt. „Nicht rechts, nicht links, nur GRADE“, heißt es im Refrain. „Kein Fähnchen im Wind, nur GRADE / Mein Leben, mein Sinn, kein Image / Beständig und ehrlich – so bin ich.“ Mit diesen Zeilen bringen die beiden Rapper zum einen zum Ausdruck, dass sie sich politisch von keiner Ideologie vereinnahmen lassen, zumal in der Corona-Krise offensichtlich wurde, wie aufgeweicht sie inhaltlich sind.

Lapaz

Eine noch viel größere Rolle spielt in dem Song der moralische Aspekt. Es ist eine Absage an jegliche Formen des Opportunismus oder Kommerzes. Gerade in der Unterhaltungsindustrie schwimmen viele Künstler mit dem Strom und orientieren sich an der öffentlichen Meinung, um bloß keine Nachteile zu erleiden. Doch das sei der falsche Weg, so die Message von «Nur Grade». Vielmehr gehe es darum, das Richtige zu tun, integer zu sein und für das einzustehen, was man sagt – selbst wenn heftiger Gegenwind droht und die große Karriere in Gefahr gerät. Sie, die Rapbellions, leben das vor und nennen das beim Namen, was ihnen gesellschaftspolitisch missfällt. Den Beweis dafür liefern ihre kritischen Songs.

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