21. November 2024

«Alles nur Fake» – Rapper Bustek entlarvt den Verfall hinter dem Schein

Nichts ist, wie es scheint. Dieser Grundsatz galt eigentlich schon immer, doch seit der Corona-Krise glauben immer mehr Menschen an seinen Wahrheitsgehalt. Es wird gelogen, manipuliert und vertuscht – und das umso mehr, je schneller der Vorhang fällt. Viele Narrative entsprechen nicht den realen Tatsachen, sondern dienen dazu, die öffentliche Meinung in eine ganz bestimmte Richtung zu lenken. Mit dieser Art der Gehirnwäsche setzt sich die Musik Busteks auseinander, eines Rappers, der mit wenigen Mitstreitern derzeit zu den kritischsten Vertretern seiner Zunft gehört. Bezeichnend dafür ist sein aktueller Song «Alles nur Fake». Darin beleuchtet der 32-jährige Berliner einige Bereiche, in denen die glänzende Oberfläche nur die gesellschaftlichen Verfallserscheinungen verdeckt.

Vorgetragen wird das Stück in typischer Hip-Hop-Manier. Bustek bezieht das eigene Ich ein und rappt aus seiner eigenen Perspektive, wie er die heutigen Verhältnisse wahrnimmt. Es geht um Themen wie Propaganda und medial erzeugte Panik, um die Veränderung der Weltordnung und die Anzeichen einer Gesundheitsdiktatur, um die politisch hervorgerufene Rezession und den weitverbreiteten Konformismus. In der Hook konkretisiert der Rapper schließlich seine Aussage, indem er den Schein unserer demokratischen Wirklichkeit entlarvt: „Wir haben uns verloren auf der Suche nach uns selbst / Ganz besonders, wenn der Vorhang wieder fällt / Guck sie an, diese gottverdammte Welt / Alles dreht sich nur ums Geld, bis du fällst, alles Fake / Wir haben uns verloren auf der Suche nach uns selbst / Ganz besonders wenn der Vorhang wieder fällt / Guck sie an, diese gottverdammte Welt / Alles dreht sich nur ums Geld, bis du fällst, alles Fake.“

Lückenhaftes Erzählen in Politik und Medien

Egal wohin man schaue, überall mache sich der Niedergang breit, beschreibt Bustek die Situation und erwähnt dabei die Inflation, die Versorgungsengpässe, gesellschaftliche Spaltung oder die manipulierte Wahl in Berlin. „Alles ist verkorkst, aber es wird als Gold verkauft“, kritisiert er das lückenhafte Erzählen in Politik und Medien. Was ihn besonders stört, ist das Aussterben der Werte. Die ideologische Indoktrination beginne bereits in der Schule, wo die Kinder nicht auf das Leben vorbereitet würden, sondern bloß lernten zu gehorchen. Hier gelte es anzufangen, wenn man den desaströsen Zustand überwinden wolle. „Anstatt die Kinder mit unnützem Wissen zu überhäufen, sollte man ihnen zum Beispiel dem Umgang mit Geld beibringen oder Kompetenzen bei der Haushaltsführung vermitteln“, sagt der Rapper. Er spricht sich aber auch für Reformen im politischen System aus, damit Korruption und Vetternwirtschaf verschwinden.

Rapper Bustek

Kritische Songs wie «Alles nur Fake» machten nicht immer sein Repertoire aus, wurden jedoch seit kurz vor der Corona-Krise zu seinem Markenzeichen. Wenn er Texte schreibe, kämen ihm automatisch politische Zeilen, sagt Bustek, der schon seit seinem 16. Lebensjahr musikalisch aktiv ist. Angefangen hat es mit Freestyle-Raps unter Freunden. Es war die Zeit des jugendlichen Ausprobierens und Experimentierens, wobei der Berliner seine Erfahrungen in einem nicht gerade bildungsaffinen Milieu verarbeitete. Später folgten Engagements bei verschiedenen Labels, bevor er sich ausschließlich auf das Berufsleben konzentrierte. In dieser Phase spielte Musik für ihn immer noch eine wichtige Rolle, doch er produzierte kaum Songs. Richtig aktiv wurde er erst wieder 2019. „Ich merkte, dass mir etwas gefehlt hatte“, erinnert sich der 32-Jährige. Musik sei für ihn eine Art Selbsttherapie. Sie stelle ein Ventil dar, weshalb er sie seit den politischen Veränderungen auch dafür nutze, den eigenen Groll loszuwerden.

Every Life matters

Den ersten politischen Song schrieb er 2020 als Reaktion auf die «Black Lives Matter»-Hysterie. „Die ganze Berichterstattung war an Heuchelei nicht zu überbieten“, sagt der Rapper. „Rassendiskriminierung gab es in den USA schon immer. Und die Medien waren immer die größten Treiber von Rassismus.“ Im «Black Lives Matter»-Fall hätten sie lediglich die Strategie gewechselt, weil es zu dem Zeitpunkt opportun erschien. Als Replik darauf veröffentlichte Bustek den Song «Every Life matters», um deutlich zu machen, dass die Medien wieder einmal einen Keil in die Gesellschaft trieben. Seitdem nimmt der Rapper kein Blatt vor den Mund und bringt das zur Sprache, was ihn innerlich aufwühlt. Er wolle dadurch nicht nur sich selbst therapieren, sondern auch Menschen ein Ventil liefern, die ähnlich fühlen. „Ich will Songtexte so machen, dass sie Kraft geben“, beschreibt der Künstler seine Arbeit. „Sie sollen Menschen dazu animieren, sich mit sich selbst zu beschäftigen.“ 

Die Selbstreflexion steht im Zentrum seines künstlerischen Schaffens. Am stärksten ausgeprägt findet sich dieser Wesenszug in dem Stück «Hey, kleiner Mann». Darin blickt Bustek in die Vergangenheit und setzt sich mit seinem inneren Kind auseinander. Thematisiert werden die vielen negativen Erfahrungen, in einer Sprache, die sich durch Mitgefühl und Verständnis kennzeichnet. „Ich würd’ dir so gern helfen“, heißt eine Zeile. „Doch ich kann es nicht / Weil, was dich bedrückt, längst vergangen ist / Ich kenn dein Problem, ich kenn deinen Wert / Ich kenne deinen Tränen, kennen deinen Schmerz.“ Er habe lange Zeit Mauern um sich gebaut, erzählt der Rapper. „Erst vor fünf Jahren verstand ich, dass ich mich damit überhaupt nicht schütze.“ Also habe er zu reflektieren begonnen und schließlich begriffen, dass es keinen Sinn mache, immer anderen die Schuld zu geben. „Ich bin selber für mein Leben verantwortlich – und niemand sonst“, fasst Bustek seine Erkenntnis zusammen.

Ebenfalls eine Art der Vergangenheitsbewältigung stellt der bereits 2012 entstandene, aber erst in diesem Jahr veröffentlichte Song «Eat Me». Darin rechnet der Rapper mit einstigen Weggefährten ab, die ihn enttäuscht haben. Als sehr privater Song kommt auch das Stück «Teufelskreis» daher. Bustek hat es einer Freundin gewidmet, die mit einer psychischen Krankheit kämpft. „Ich wollte ihr mit dem Song helfen“, erklärt er seine Motivation. „Ich wollte ihr das geben, was die Musik mir gibt.“ In die gleiche Kerbe schlägt der Track «Was, wenn du dich irrst», mit dem Bustek das Thema Selbstreflexion noch einmal variiert, zugleich aber benennt, was seit der Corona-Krise menschlich schiefläuft.

Kollaboration mit Lapaz

Der Song enthält die bissigen Zeilen in Richtung Regierung und Maßnahmenbefürworter, für die er mittlerweile bekannt ist – unter anderem durch seine Teilnahme beim Rapkollektiv Rapbellions. Bevor das Projekt im Mai letzten Jahres mit dem Debüt-Hit «Ich mach da nicht mit» startete, kooperierte Bustek bereits mit Rapbellions-Kollegen Lapaz. Mittlerweile haben sie fünf gemeinsame Songs veröffentlicht, in denen verschiedene Themen behandelt werden. Großes Aufsehen hat zuletzt «Niemand hat die Absicht» erregt. Die beiden Rapper bündeln hier noch einmal ihre Kritik an Impfagenda, Propaganda und am Versagen der deutschen Rap-Szene. Letztere kommt schon in dem Vorgängertrack «Wo seid ihr?» nicht gut weg. Bustek und Lapaz zeigen sich darin enttäuscht darüber, dass einst kritische Vertreter des Genres in der Corona-Krise plötzlich schweigen, obwohl die politischen Verfehlungen offensichtlich sind.

Diese Enttäuschung ist in «Niemand hat die Absicht» weiterhin spürbar. „Wir haben darin alles angesprochen, was uns immer noch auf der Seele brennt“, kommentiert Bustek den Song. Dementsprechend energisch treten die beiden auf. Sie bezeichnen sich gerne als das „brachialste Tag Team“. Das ist in erster Linie als Marketing-Slogan gemeint, spielt aber auch auf deren Rap-Technik an. „Wir sind beide aggressive Spitter“, beschreibt Bustek die Art und Weise ihres Sprechgesangs. Es sei ein „Kopf durch die Wand-Rap“ mit „viel Power in der Stimme“. Trotz der jeweiligen Individualität verbinde die beiden eine Affinität zu Punchlines.

Die künstlerischen Gemeinsamkeiten seien ein Grund für die häufigen Kollaborationen. Über ihm stehe jedoch der, dass die beiden mittlerweile eine tiefe Freundschaft verbinde, die Bustek nicht missen wollte. „Lapaz war der Erste, mit dem ich über die Themen rund um Corona reden konnte. Ihr erster gemeinsamer Song erschien deshalb schon in der Frühphase der Maßnahmenpolitik – lange vor dem Rapbellions-Projekt. Der Titel gab bereits die Richtung vor: «Artikel 20 Absatz 4». Gemeint ist damit der im Grundgesetz verankerte Passus, der das Widerstandsrecht betont. Darauf pochen auch die beiden Rapper in ihrem Song. Diese Haltung hat sich Bustek bis heute bewahrt. Seine Musik ist der performative Beweis, dass er von dem Widerstandsrecht Gebrauch macht – mit kritischen Zeilen, unverblümten Punchlines und rauen Kommentaren, die die fakehafte Oberfläche abschmirgeln.

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