Zensurale – Ein Wettbewerb für satirische Kurzvideos zum Thema Meinungsfreiheit

Trusted Flagger, Digital Service Act, Hausdurchsuchungen: Um die Meinungsfreiheit ist es in Deutschland schlecht bestellt. Als verbrieftes Grundrecht existiert sie nur noch auf dem Papier. In der Realität wird sie erst nach Inhalt der Meinung gewährt. Wer die Regierung, die herrschende Ideologie oder die herrschenden Narrative kritisiert, muss mit Zensur rechnen. Und die zeigt sich bisweilen von ihrer subtilsten Seite, so listig, dass der Großteil der Gesellschaft es gar nicht mitbekommt. Um die Aufmerksamkeit dieser Bevölkerungsteile buhlt nun ein Projekt, das zeitgleich zum Filmfestival Berlinale läuft. Das Suffix in der Namensbezeichnung lässt bereits anklingen, dass es da Parallelen gibt.

„Zensurale“, so der Titel, ist zwar kein Festival, aber ebenfalls ein Wettbewerb. Gekürt werden soll das beste satirische Kurzvideo zu den Themen Meinungsfreiheit, Kontrolle und Wahrheit. Interessenten sind eingeladen, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und die Beiträge bis zum 1. Februar einzureichen. Das können humorvolle Lieder sein, kabarettistische Einlagen, Sketche oder komödiantische Kurzfilme. Die Länge der Beiträge sollte zwischen 2 und 222 Sekunden liegen.

Die Kraft der Satire

Hinter dem Projekt steht „Friedlich zusammen“, eine Vereinigung aus Schauspielern, Musikern und Aktivisten, die seit der Corona-Krise Demonstrationen organisieren oder mit Aktionen auf gesellschaftliche Fehlentwicklungen hinweisen. Die Initiative widmet sich immer Themen, die gerade besonders problematisch erscheinen. Derzeit sei es die „Stasimentalität“, sagt eine der Zensurale-Initiatoren, Sabine Winterfeldt. Die Berliner Schauspielerin und Synchronsprecherin verweist dabei auf das staatlich geförderte Denunziantentum, das mit der Einrichtung diverser Meldestellen bislang ihren Höhepunkt erreicht hat.

Die Zensurale wurde bewusst in Verbindung mit der Berlinale gebracht, wie Winterfeldt betont. Auf dem Filmfestival gebe es immer wieder großartige Beiträge, sagt sie. In einem künstlerischen Prozess sei es wichtig, einen kritischen Blick auf bestehende Systeme zu werfen, sonst werde Kunst obsolet und verkomme zu Propaganda. Den gleichen Anspruch erhebt die Zensurale, wenn auch im satirischen Modus. Das sei wirkungsvoller, erklärt Winterfeldt. Sie und ihre Mitstreiter hätten Lust daran, die Leute zu verwirren: „So werden sie angeregt, über die heutigen Verhältnisse nachzudenken.“ Ähnlich äußert sich der Aktivist und DJ Captain Future. Auch er gehört zum „Zensurale“-Team und sieht im Humor die beste Waffe im Informations- und Meinungsstreit: „Weil er die Menschen nicht über den rationalen Weg erreicht, sondern emotional.“ Intellektuell ließen sich Denkschranken kaum brechen, sagt er – satirisch hingegen schon.

Kurzvideos werden auf LED-Wand gezeigt

Die eingereichten Beiträge werden daraufhin auf der Plattform www.zensurale.de präsentiert und während der Berlinale vor einigen Spielstätten auf eine LED-Wand projiziert, sodass die Gäste sie öffentlich und kostenlos sehen können. Da zum berühmten Filmfestival ein internationales Publikum erscheint, hofft das Team auf große Resonanz. „Wir wollen vor allem Menschen außerhalb der eigenen Bubble erreichen“, sagt Winterfeldt. Die unterschiedlichen Mitstreiter aus dem breiten Bündnis wie die Schauspieler Astrid Kohrs und Carlo Kitzlinger und Michael Bründel alias Captain Future hoffen, dass die Presseleute vor Ort Interesse an den satirischen Projekten bekommen und darüber in den Leitmedien berichten.

Die ersten Beiträge sind bereits auf dem eigenen YouTube-Kanal veröffentlicht worden. Dadurch will man einen kleinen Vorgeschmack geben und die Menschen animieren, eigene Kurzvideos einzureichen. Anders ausgedrückt: Es soll die Lust an der satirischen Überspitzung geweckt werden. Einer der bisherigen Beiträge stellt sich im Vorspann als „philanthropische Hoch & Stapler Produktion“ vor, „unterstützt von der Kill & Bellinda Mates Foundation“. Es folgt ein Sketch von Carlo Kitzlinger, der einen willfährigen Reporter spielt und in die Kamera das sagt, was ihm ein „Philanthrop“ zuflüstert. In einem anderen Beitrag wird die „Zensurale“ selbst thematisiert, sprachlich verspielt und humoristisch überhöht. Ganz im Sinne der Initiatoren.

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