23. November 2024

«Lokkdaun» – Rapper Galstarr widmet Österreich einen Durchhaltesong

Die Corona-Krise spitzt sich zu. Während man hierzulande noch die Bevölkerung auf eine Impfpflicht vorbereitet, scheint sie in Österreich bereits beschlossene Sache zu sein. Die dortige Regierung hat sogar wieder einen Lockdown verhängt, der unabhängig vom Impfstatus für alle Bürger gilt. Der Widerstand ließ nicht lange auf sich warten. Sofort wurde für den 20. November eine Demonstration in Wien angekündigt, auf der demokratisch gesinnte Menschen gegen die neuen Beschlüsse protestieren sollten. Der deutsch-österreichische Rapper Galstarr hat zu diesem Anlass sogar einen Motivationssongs veröffentlicht.

«Lokkdaun», orthografisch ein wenig verfremdet, sendet einen Appell an alle, die die Warnungen der Maßnahmenkritiker bislang nicht ernstnehmen wollten. „Es geht um unser aller Freiheit“, heißt es gleich zu Beginn. „Egal ob man schon geimpft ist / Und ich hoffe, dass erkennt jetzt auch der letzte Blindfisch, der vorher noch glaubte / Es hat sich mit nem Pieks / Aber der jetzt sieht / Dass man ihn seiner Freiheit beraubte.“ Galstarr, seit über 20 Jahren im Hip-Hop-Geschäft, versteht es, sich Gehör zu verschaffen. Sein Stil ist eher unkonventionell. Er selbst bezeichnet ihn als wild, rau und unruhig. Wer den 42-Jährigen rappen hört, merkt das sofort. Der Flow folgt seinem eigenen Rhythmus, mit einer Intensität, die einer Naturgewalt gleichkommt. „Ich mache mir den Beat untertan“, beschreibt der Österreicher seinen Sprechgesang. „Mir ist es wichtig, Zeilen so zu rappen, wie ich es möchte.“

Der Klang der Worte muss vor allem energetisch passen. Diesen Grundsatz beherzigt Galstarr nicht nur formal, sondern auch inhaltlich, weshalb er sich in den Songs Themen widmet, die eine gewisse gesellschaftliche Relevanz haben. Bewiesen hat er es zuletzt mit seinen Auftritten bei den Rapbellions, die seit knapp einem Jahr die Corona-Politik kritisieren. „Was gerade abläuft, ist der absolute Wahnsinn“, sagt der Rapper. In seinem neuen Song «Lokkdaun» bekräftigt er das mit dem Verweis auf die Impfkampagne, die immer übergriffiger wird: „Sie zapfen Seelenenergie / Zwang in unserem Leben wie nie / Doch wir haben kein Interesse an einer Gentherapie / Impfpflicht hat’s in sich / Und es wird auch nicht glimpflich ablaufen / Denn es ist Wahnsinn in jeder Hinsicht.“

Spirituelle Themen

Als Trauergesang will Galstarr den Song aber nicht verstanden wissen. Vielmehr sei es ein Durchhaltesong, sagt er, einer, der die Hörer ermuntern soll, standhaft zu bleiben. Diese Message sendet der Rapper vor allem im Refrain, der aufpeitschend und motivierend wirkt. „Scheiß auf den Lockdown, scheiß auf den Lockdown“, heißt es etwas derb. „Geimpft oder ungeimpft, schau, sie gehen doch raus / Scheiß auf den Lockdown, scheiß auf den Lockdown, wie lange hältst du’s noch unter diesem Joch aus?“ So drastisch diese Worte klingen, sie stellen nur einen Kontrapunkt zu den vielen besonnenen Zeilen, aus denen der Song ebenfalls besteht. In ihnen animiert Galstarr dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, auf Geistessinhalte, die Kraft verleihen. Was das ist, beschreibt der Rapper in der vielleicht wichtigsten Passage des Songs: „Es ist wichtig, jetzt klar zu sehen / Den Bullshit zwar wahrzunehmen / Aber immer wieder bewusst die Aufmerksamkeit zu richten auf / Das Stärkende, Lichtvolle, Erhaltende, Lebensfördernde.“

Galstarr

Zentral ist diese Stelle insofern, als darin charakteristische Elemente zum Vorschein kommen, die Galstarrs Werk von Beginn an prägen. Seit 2001 widmet er sich Themen, die um Spiritualität und Mystik kreisen. Oftmals geht um Buddhismus, fernöstliche Lebensphilosophie, um Schamanismus, aber auch um Natur und Gesellschaftskritik. Nicht weniger exponiert sind spirituelle Themen aus dem hiesigen Kulturkreis, die unter anderem in Sagen überliefert wurden. Dieses Faible, durch den der Rapper sich in der Hip-Hip-Szene ein Alleinstellungsmerkmal erarbeitet hat, macht sich bereits in den Titelbezeichnungen der frühen Alben, EPs und Mixtapes bemerkbar. Sie heißen «Dein Zeichen», «Das Buch der drei Ringe» oder «Die Heiligen Rollen». Entstanden sind diese Werke nicht selten in Zusammenarbeit mit Namen wie Roey Marquis II., DJ Eule oder SnakeVsCrane.

Mehrere Pseudonyme und Charaktere

In seinen Songs, so beschreibt es der Rapper, geht es vor allem darum, den Weg zu sich selbst zu weisen. „Meine Musik soll den Hörern einen Andockpunkt bieten“, so Galstarr, der noch bis 2021 hauptsächlich unter dem Namen Absztrakkt auftrat. Parallel dazu verwendete er diverse Pseudonyme, um sich in anderen Rollen und Ausdurcksweisen auszuprobieren. „Wenn sich ein Track energetisch richtig anfühlte, veröffentlichte ich ihn als Absztrakkt“, erklärt der gebürtige Kärntner. „Das sind Werke, die in gewisser Weise eine hervorgehobene Stellung haben.“ 2021, genau zwanzig Jahre nach seinem ersten Release, hat Galstarr ein neues Kapitel aufgeschlagen. Unter dem neuen Namen lässt er alle vorherigen Pseudonyme und Charaktere fusionieren. Es ist ein Best-of, ein Destillat aus allen Seelenanteilen und Ausdrucksweisen, die er bislang entwickelt hat.

Die neue Schaffensphase zeichnet sich auch dadurch aus, dass Galstarr vermehrt die gesellschaftlichen Umwälzungen in Folge der Corona-Krise thematisiert und dabei Kritik an den Verantwortlichen übt. Wen der Rapper damit meint, deutet er in «Lokkdaun» nur kurz an: „Auch Kontrolle spielt dabei eine wichtige Rolle / Die verschiedenen Machtblöcke hinter dieser Agenda / Sie komm’n aus dem selben Stall / Man erkennt’s am Mief in ihren Gewändern.“

Es handle sich nicht um einen homogenen Block, lautet seine Überzeugung. Zu den Verantwortlichen der Corona-Politik zählten Politfunktionäre und Investoren genauso wie die Pharmaindustrie und Zirkel, die öffentlich nicht in Erscheinung treten. Dieser Elite gehe es um Macht, Geld und Kontrolle, weshalb sie die Situation weiter ausreizen werde. „Nur wir könn’n das ändern“, rappt Galstarr in seinem Schlusspart. „Die kollektive Herz-Einheit / Mögen alle Wesen Glück erfahren / So sei es / So ist es / Amen.“ Besser kann man einen Song nicht beenden.

Kulturjournalismus braucht deine Hilfe!

Wer meine Arbeit unterstützen möchte, kann es via Überweisung oder Paypal tun. Herzlichen Dank!

Überweisung:

IBAN: DE85 1203 0000 1033 9733 04
Verwendungszweck: Spende

Spende via Paypal

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert