«Wasserschlacht in Berlin am Brandenburger Tor» – Doku über die Demonstration am 18. November 2020

Die Impfpflicht steht kurz vor der Tür. Dabei klang es vor einem Jahr noch ganz anders, am 18. November 2020 um genau zu sein. An diesem geschichtsträchtigen Tag wurde im Bundestag über die Änderung des Infektionsschutzgesetztes abgestimmt, mit der die Regierung größere Vollmachten bei der Durchsetzung von Schutzmaßnahmen erhalten würde. Das Ergebnis ist bekannt, genauso wie die Beteuerungen des Gesundheitsministers Jens Spahn, dass eine Impfpflicht nicht kommen werde. Ein weiterer Aufreger an diesem Tag war der Wasserwerfereinsatz der Berliner Polizei gegen friedliche Demonstranten, die sich am Brandenburger Tor versammelt hatten. Der Filmemacher Frank Vonda hielt diese Szenen fest. Zu sehen sind sie in seiner Dokumentation, die bereits Anfang dieses Jahres erschien, aber an Aktualität nicht verloren hat.

«Wasserschlacht in Berlin am Brandenburger Tor» führt die Zuschauer durch den damaligen Demonstrationstag. Zu Beginn herrscht noch eine ausgelassene Atmosphäre. Auf einer kleinen Bühne wenige Meter vom Reichstag entfernt beteuern die Sprecher, dass die Kooperation mit der Polizei gut funktioniere. Doch schon bald kippt die Stimmung. Nach und nach nähert sie sich dem grauen Wetter an, das von dunklen Wolken dominiert wird. Für die Demonstranten vor Ort verheißen sie nichts Gutes. Die Polizei drängt die Menge zunächst zurück, kreist sie ein und wird handgreiflich. Schließlich kommen auch die Wasserwerfer zum Einsatz. Wer sich trotzdem an der Frontlinie aufhält, bekommt eine Ladung Reizgas ab.

Demonstration am Brandenburger Tor / Foto: Screenshot

In seinem Film bemüht sich Frank Vonda, allein die Bilder sprechen zu lassen. Zwar greift er gelegentlich als kommentierender Erzähler ein, nutzt diese Auftritte aber nur an Stellen, die einiger Zusatzinformationen bedürfen. Ihm sei es wichtig gewesen, die Ereignisse so objektiv wie möglich darzustellen, sagt der 54-jährige Berliner. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, reichert er den Film mit Archivaufnahmen an, in denen verschiedene Experten über die Gefährlichkeit des Virus sprechen. Dabei werden offizielle und alternative Narrative gegenübergestellt. Mal spricht der Staatsvirologe Christian Drosten, mal der Maßnahmenkritiker Sucharit Bhakdi. Neben solchen Einspielern verwendet Vonda kurze Ausschnitte aus bekannten Arte-Dokumentationen wie «Big Pharma» oder «Profiteure der Angst», die Auskunft darüber geben, wie die Zusammenarbeit zwischen transnationalen Konzernen, Investoren und der Weltgesundheitsorganisation in Wirklichkeit aussieht.

Widersprüche im Narrativ

Solche Details dienen dazu, das Geschehen an jenem 18. November 2020 kritisch einzuordnen und sowohl die Gesetzesänderung als auch die Sorgen der Demonstranten besser zu verstehen. Mit seiner Dokumentation lenkt Frank Vonda die Aufmerksamkeit auf versprengte Informationsfetzen, die in der medialen Nachrichtenflut leicht übersehen werden, die zwischen den Zeilen offizieller Narrative liegen und sich manchmal erst in ihren Widersprüchen zeigen. Das lasse sich am Wasserwerfereinsatz gut veranschaulichen, sagt der Filmemacher. Gerechtfertigt wurde er damit, dass die große Menschansammlung das Infektionsrisiko erhöhe. Es sei also um den Schutz der Gesundheit gegangen, so das Argument. Gleichzeitig setzte die Polizei bei sehr niedrigen Temperaturen Wasser ein, sodass viele Demonstranten am Ende völlig unterkühlt waren. „Ist da nicht ein Widerspruch“, fragt Vonda rhetorisch. „Werden mit so einem Einsatz Krankheiten nicht erst gefördert?“

Als Frank Vonda am Ende der Veranstaltung nach Hause ging, hatte er über zehn Stunden Filmmaterial im Gepäck. Danach musste es geordnet und so geschnitten werden, dass die Atmosphäre an diesem Tag in der Dokumentation authentisch zur Geltung kommt. Um diesen Effekt zu erzeugen, kombiniert der Filmemacher Steh- und Bewegtbilder, bleibt mit der Kamera länger bei bestimmten Personen, zeigt ihre schmerzverzerrten Gesichter, lässt manche Szenen in Zeitlupe laufen oder friert sie als Fotografie ein. Zwischendurch erklingt immer wieder der monotone Klang einzelner Wassertropfen, die stimmungsvoll auf den Polizeieinsatz verweisen, bei dem, wie es offizielle hieß, die Demonstranten „beregnet“ wurden. Die Dokumentation ist ein gelungenes Zeitdokument. Sie überzeugt formal wie inhaltlich, ohne großen Aufwand zu betreiben. Sie erinnert an einen Tag, der in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik gewissermaßen eine Zäsur darstellt. Welche Tragweite er hat, wird sich noch zeigen.

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