«Wir zeigen unser Gesicht» – Ein Lied für die Überwindung der Spaltung

Die gesellschaftliche Spaltung läuft seit über einem Jahr auf Hochtouren. Menschen mit unterschiedlichen Meinungen werden pauschal einer bestimmten Gruppe zugeordnet und mit einem Etikett versehen, um sie als «gut» oder «böse» kenntlich zu machen. Besonders bewährt hat sich das Links-Rechts-Schema. In der Hochphase der Corona-Krise operieren Politik und Medien aber auch gerne mit dem Impfstatus, um zwischen die Menschen einen Keil zu treiben. Das Künstlerkollektiv UNS will diesem Treiben ein Ende setzen – mit einem Song, der das WIR beschwört. „Wir zeigen unser Gesicht“, lautet die titelgebende Anfangszeile des Refrains. „Das ist unsere Pflicht / Das haben wir geschworen / Wir zeigen Gesicht für unsere Kinder / Stehen in der Pflicht für unsere Kinder / Wir haben sie auch geboren.“

Wie aus diesen emotionalen Worten hervorgeht, ist das Lied aus der Sicht der Erwachsenen geschrieben, die sich für den Nachwuchs einsetzen. Die Idee dazu entstand im September auf einer Wiener Kundgebung der Initiative «Ärzte gegen die Kinderimpfung», wo zum Schluss alle Beteiligten den weltberühmten Song «We Are the World» sangen. Danach waren sich die Teilnehmer schnell einig, dass es einer ähnlichen Hymne bedarf, die sich auf die gegenwärtige Krise bezieht. Also machte sich das Künstlerkollektiv UNS an die Arbeit und suchte nach Stilmitteln, um die gesellschaftliche Stimmung authentisch einzufangen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es zeichnet sich durch einen Text aus, dessen Liedsituation darin besteht, dass das Lyrische Ich einen Dialog mit Werten führt.

Inspiration aus Dänemark

Wie gehen Menschen mit Freiheit, Würde und Haltung um? Diese Fragen geben in «Wir zeigen unser Gesicht» den Takt vor und laden zugleich die Hörer dazu ein, über die Antwort selbständig zu reflektieren. „Würde, bist du noch hier? / Kaum wer spricht noch von dir / Will noch wer in deinem Namen sein?“, heißt es zum Beispiel. Und es geht munter so weiter: „Haltung, hält man dich noch hoch? / Werte, lebt man euch noch? / Oder hat man euch als Grund verfasst zum Schein.“ Eine Inspirationsquelle für das Lied war ein Werbespot aus Dänemark, der den Titel «Don’t Put People in Boxes» trägt. In dem knapp vierminütigen Clip begeben sich mehrere Gruppen aus unterschiedlichen Menschen an eine Stelle, die auf dem Boden eingerahmt ist. Der Moderator stellt daraufhin mehrere Fragen, die darauf abzielen, wer von ihnen früher ein Klassenclown war oder immer unpünktlich ist.

Jedes Mal verlassen einige Wenige die jeweiligen Quadrate und gruppieren sich vor einem blauen Hintergrund neu. Wir alle sind auf die eine oder andere Weise miteinander verbunden – lautet die Aussage dieses hochemotionalen Spots. Wir alle haben mehr gemeinsam, als wir glauben. Die verkürzte Aufteilung in Links und Rechts, in Geimpfte und Ungeimpfte – sie ist substanzlos und manipulativ, so die Botschaft. Sie findet sich auch in «Wir zeigen unser Gesicht», wo es in der Bridge heißt: „Seht ihr, wie ein Links und Rechts verliert? / Plötzlich gibt es einfach nur ein «Wir».“ Ein weiterer Schlüsselbegriff in dem Lied ist «Liebe», an die das Lyrische Ich keine Frage richtet, sondern aufbauende Worte: „Liebe, du meisterst die Angst / Während du mit ihr tanzt / Liebe, du zeigst mein Gesicht.“

Den Song gibt es in zwei Versionen, mit einer Frauen- und mit einer Männerstimme. Die erste ist instrumentell etwas komplexer und wird von Sarella gesungen. Die zweite Version enthält nur Klavierklänge, zu denen der Künstler Einer von uns den Liedtext zum Besten gibt. In dieser Konstellation drückt sich die Botschaft des Songs gleichsam performativ aus. Obwohl der Liedtext mal von einer Frauen-, mal von einer Männerstimme vorgetragen wird, ist sein Inhalt identisch. Er stellt das verbindende Element dar, durch das zwei unterschiedliche Individuen zu einem Wir werden.

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