«Pandemimimi» – Ein satirisches Künstlerbuch mit witzigen Memes und Cartoons

Der alltägliche Corona-Wahnsinn bricht nicht ab. Seit über einem Jahr befindet sich Deutschland in einem Ausnahmezustand. Inzidenzzahlen, Horrormeldungen und Impfkampagnen bestimmen die Nachrichten. Wer sich dann noch mit den Widersprüchen beschäftigt, läuft Gefahr, den Verstand zu verlieren. Dagegen hilft nur eins: Humor. So sieht es auch Bert Hochmiller. Der Berliner Grafikdesigner hat das satirische Künstlerbuch «Pandemimimi» herausgebracht, das aus zahlreichen Memes, Cartoons und Karikaturen besteht. In ihnen zieht er nicht nur die gängigen Narrative durch den Kakao, sondern witzelt auch über Protagonisten wie Bill Gates, Karl Lauterbach und Christian Drosten.

Eine ebenfalls prominente Stellung nehmen Jens Spahn und Angela Merkel ein. Auf einem der Cartoons sind sie als «Zeugen Coronas abgebildet», die mit einem entsprechenden Prospekt gemeinsam vor einer Haustür stehen, um die Bewohner zu bekehren. Der Gesundheitsminister zeigt sich bei diesem Auftritt leicht bekleidet, während die Bundeskanzlerin mit ihren Fingern wie gewöhnlich eine Raute formt. Ein weiteres Meme erinnert an Spahns mittlerweile legendäre Aussage zum Testen: „Wir müssen jetzt aufpassen, dass wir nicht nachher durch zu umfangreiches Testen – klingt jetzt total … da muss man erstmal um zwei Ecken denken – durch zu umfangreiches Testen zu viele falsch Positive haben.“ Der Text steht unter dem Abbild des Gesundheitsministers, um den herum sich eine Viruskrone befindet. Ganz oben steht in Großbuchstaben „Spahndemie“.

Bert Hochmiller

Bert Hochmiller bezeichnet sein Buch als „satirische Aufarbeitung des Irrsinns“, dem wir tagtäglich ausgesetzt sind. Darin finden sich in überwiegend chronologischer Form die wichtigsten Bilder, die er seit Juni letzten Jahres kreiert hat. Ursprünglich war die satirische Arbeit eher als „eine Art Selbsttherapie“ gedacht, schreibt der Grafikdesigner in seinem Vorwort. Sie sollte helfen, nicht in eine Depression zu fallen. Doch dann wurden seine Machwerke zu einem Selbstläufer. Als er die Memes, Cartoons und Karikaturen in den sozialen Medien zu teilen begann, fanden sie auf große Zustimmung. Das eine oder andere Bild ging viral und dürfte vielen bekannt sein, die sich auch außerhalb des Mainstreams mit der Corona-Krise beschäftigen.

Zu seinen populärsten Werken gehört die Kampagne «Wenn ich groß bin». Abgebildet sind jeweils kleine Kinder, die in einer bestimmten Pose von ihrem zukünftigen Beruf träumen. „Wenn ich groß bin, werde ich der beste Denunziant im ganzen Land“, heißt das Zitat des 7-jährigen Pauls, der auf der Wiese liegt. Die etwas ältere Sophia befindet sich hingegen mit Schutzkleidung in einem Labor und füllt eine Flüssigkeit in ein Reagenzglas. Unten steht: „Wenn ich groß bin, möchte ich Virolügin werden.“ Die Kampagne solle zum Nachdenken und Hinterfragen provozieren, lautet Hochmillers Erklärung. Viele dieser Bilder wurden auch auf Demonstrationen verwendet.

Verweise auf Märchen- und Filmklassiker

Wer die kleinen Werke sieht, merkt schnell, dass der Berliner Grafikdesigner sein Handwerk versteht. Hochmiller ist schon fast dreißig Jahre im Geschäft. Er hat für etliche Agenturen und Verlage gearbeitet, Logos erstellt und Werbebroschüren entworfen. Seit fünfzehn Jahren ist er nun als Freiberufler tätig. Als die Leitmedien beim Thema Corona immer einseitiger berichteten, wollte Hochmiller dem etwas entgegensetzen. Er fing mit Überzeichnungen jener Protagonisten an und wollte die Motive zunächst für T-Shirts oder Aufkleber verwenden. Doch das gestaltete sich eher schwierig, weil manche Firmen solch kritische Inhalt nicht druck wollten. Von der Zensur blieben seine Arbeiten aber auch im Internet nicht verschont.

(Kein) Dr. Drosten und Mr. Hyde

Trotz dieser Hindernisse gelang es Hochmiller, mit seinen Zeichnungen ein größeres Publikum zu erreichen. Das liegt unter anderem an seiner Kreativität, die sich in vielen Verweisen auf bekannte Märchen, Comics oder Filme zeigt. Der leidenschaftliche Cineast ist mit diesen Werken der Popkultur aufgewachsen und sieht es als ein Leichtes an, an sie sowohl visuell als auch inhaltlich anzuknüpfen. Eine Karikatur parodiert zum Beispiel Karl Lauterbach als Hannibal Lecter aus dem Thriller «Das Schweigen der Lämmer». Der sogenannte «Gesundheitsexperte» sitzt mit Maske und Zwangsjacke in der Ecke einer Zelle, in der sich auch die Bundeskanzlerin befindet und als «Alice im Wunderland»-Verschnitt aus einer Tasse trinkt. Überschrieben ist das Bild mit „Teeparty beim verrückten Panikmacher“.

An Ideen mangelt es dem Grafikdesigner nicht. Hochmiller befindet sich regelrecht in einem Kreativrausch und produziert ein Werk nach dem anderen. Das liege auch an den Medien und Politikern, die mit ihren Aussagen und Entscheidungen so viel Stoff zur Verfügung stellten. Das Buch «Pandemimimi» fasst die wichtigsten Arbeiten zusammen und gibt einen Überblick über eine einjährige Schaffensphase. Hochmiller hat es zunächst angelegt, um sich später an diese verrückte Zeit zu erinnern. Doch dann kamen Anfragen von Menschen, die seine Werke schätzen. Einige Ärzte wollen das Buch sogar in der eigenen Praxis auslegen. Andere sehen darin eine probate Geschenkidee. Spaß ist jedenfalls garantiert. Wer in «Pandemimimi» blättert, wird auf seine Kosten kommen – die Zeichnungen sind witzig, verspielt und auf angenehme Weise kritisch.

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