Schriftstellerin Martina Wagner verarbeitet Corona-Krise mit viel Optimismus

Die Corona-Politik hat einen gesellschaftlichen Scherbenhaufen hinterlassen. Der Schaden ist immens. Nicht wenige fragen sich, wie es weitergehen soll. Manche sind so bitter enttäuscht, dass sie eher pessimistisch in die Zukunft blicken. Doch es gibt auch optimistische Töne. Zu vernehmen sind sie in der lyrischen Prosa der Schriftstellerin Martina Wagner. Sie gehört zu denjenigen, die sich mit der Corona-Krise literarisch beschäftigen. Die ersten Gedichte entstanden kurz nach dem ersten Lockdown. Wie so viele konnte sich die Schriftstellerin mit der Situation nur schwer anfreunden. Eingesperrt zu sein, rief bei ihr Unverständnis hervor. Also fing sie an, die allgemeine Stimmung lyrisch einzufangen.  

Martina Wagner ist jedoch keine Schriftstellerin, die sich von einer elegischen Stimmung lange tragen lässt. Nach vielen Gesprächen und einer intensiven Auseinandersetzung mit Fakten hatte sie im Dezember letzten Jahres das Gefühl, dass alles gesagt worden ist. Es machte keinen Sinn mehr, den Verfehlungen der Politik nachzuhängen. Stattdessen wollte sie den Blick nach vorne richten und den Menschen helfen, über die Krise hinwegzukommen. „Komm mit uns in diese neue Zeit / Bleib nicht stehen und sei bereit / Hinterlass eigene Fußspuren im Sand / Reich jedem, der sie benötigt, Deine Hand“, heißt es in dem Gedicht «Eine neue Zeit», das in dieser Phase entstand.

Eine neue Welt entsteht

Anders als gewisse Kulturpessimisten spürt Wagner einen friedlichen Umbruch. „Es entsteht viel Neues“, sagt sie und meint damit unter anderem Impulse der Protestbewegung, die sich im Aufbau alternativer Strukturen zeigen. Dazu zählen nicht nur sogenannte Freiheitsschulen und Parteien wie dieBasis, sondern auch Initiativen von Privatpersonen. Die Krise hat die Gesellschaft einerseits gespalten. Andererseits hat sie auch Menschen zusammengebracht, die sich eine andere Welt wünschen. Genau davon handelt Wagners Zyklus «Eine neue Welt», der in sechs Teilen als lyrische Prosa daherkommt. Darin deutet die Schriftstellerin an, wie sich das Leben verändern wird. Es geht um das Miteinander der Menschen und um den Gedanken, dass es nur im Miteinander funktionieren kann.

Martina Wagner

Wie das aussehen kann, beschreibt Wagner im ersten Teil des Zyklus: „Als ich um die Ecke biege, sehe ich einen Mann, der eine Schubkarre mit Baumaterial aus einem leer stehenden Haus belädt“, heißt es dort. „Er schiebt sie einige hundert Meter den gleichen Weg entlang, den ich beschreite, dann biegt er in ein Grundstück ein. Steine und Holz nehmen junge Männer direkt aus der Schubkarre und richten damit ein altes Haus her, reparieren, bauen weitere Räume an, Fenster ein und errichten ein kleines Dach über der Haustür.“

Erbauungsliteratur

Es ist eine Art Trümmerliteratur, die schildert, wie die Menschen nach einer Katastrophe zusammen anpacken, um aus alten Resten etwas Neues zu schaffen: „Überall sehe ich Menschen, die Häuser einreißen, Trümmer verwerten, Unkraut zupfen, Blumen und Bäume pflanzen, Rasen säen oder einfach nur über einem offenen Feuer kochen. Ich sehe wie sie gemeinsam aufbauen, was zerstört wurde, abreißen, was überflüssig scheint.“ Mit solchen Zeilen möchte Wagner den Menschen ihre Ängste nehmen. Was sie dazu antreibt, ist die „Liebe zur Wahrheit“, sagt die Schriftstellerin – „zu diesem wunderschönen Planeten und zur Schöpfung“.

Wagners Werke lassen sich als Erbauungsliteratur verstehen. Schon vor Corona versuchte sie in ihnen, den Weg aus Krisen zu zeigen. „Ich will meinen Lesern immer zeigen, dass sie nicht alleine sind“, sagt die Schriftstellerin. „Ich möchte ihnen vermitteln, dass es allen so geht. Es gibt schwere Tage und Wochen, aber sie gehen vorbei.“ Dieses Gefühl transportiert sie auch in ihren zwei Novellen «Gefunden 🙂 Das Strahlen der Ewigkeit» und «Unter einem Dach», die sie in den letzten Jahren veröffentlicht hat. Wie in allen ihren Werken geht es darin um zwischenmenschliche Beziehungen. Sie sind so geschrieben, dass die Leser sich in die Figuren einfühlen können.

Meine Visionen

Wagner lässt sich gerne von realen Begebenheiten inspirieren und entwickelt Wunschbilder – so auch in einem neuen Zyklus, der den Titel «Meine Visionen» trägt. Und die richten sich fast ausschließlich auf eine neue Form von Schule. Wie soll diese aussehen? Was wird dort vermittelt? Wie wird sie organisiert? Diese und andere Fragen beantwortet Wagner, indem sie mit wenigen Worten eine entsprechende Atmosphäre schafft: „Ich gründe eine Schule für Liebe und Lebendigkeit“, heißt es etwa im ersten Teil. „Hier dürfen Kinder, / Jugendliche und / Erwachsene lernen. Jeder / ist zugleich Schüler und / Lehrer. Lasst uns diese Welt / betrachten, sie gestalten / und mit Menschlichkeit / erfüllen.“

Es ist eine Schule, so ihre Visionen, die statt auf Noten auf Kreativität setzt, die die Eigenverantwortung stärkt und gegenseitigen Respekt fördert. „Ich möchte in dieser Schule / nicht nur Vorträge halten oder / halten lassen. Es darf gelebt / werden, gekocht und / gebacken. Lasst uns / schnitzen, Drechsler, / Schreiner, bauen und / manchmal auch wieder / einreißen. Lasst sie uns / gemeinsam mit Leben / erfüllen, mit Gesprächen, Gemeinsamkeit, Toleranz und / Respekt. Ich freue mich über jede Idee, über jeden, der sich beteiligt.“ Das sind keine schlechten Aussichten, und viele dürften an einem solchen Konzept durchaus Gefallen finden.

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