«Nicht mit mir» – Rapbellion Beatus gibt sich widerständig

„Aber sicher nicht mit mir, nein, Digga, sicher nicht mit mir.“ Beatus macht in seinem neuen Song eine deutliche Ansage. Der Hamburger Rapper hat die Faxen dicke, wie er sagt. Die stetig wachsende Übergriffigkeit des Staates zerrt an seinen Nerven. Ob Impfzwang, Grüner Pass, digitales Geld oder moralische Vorgaben – der Sprechgesangskünstler sieht allenthalben Anzeichen dafür, dass die Entscheidungsträger an den Schaltstellen der Macht dem Volk ihren Willen aufdrücken wollen. „Warum müssen wir uns fügen“, fragt er eher rhetorisch, um im Song schließlich seine trotzige wie kämpferische Haltung zum Ausdruck zu bringen: „Ganz egal, was noch kommt, guck, ihr kriegt mich nicht klein / Bis zum letzten Atemzug werd ich Widerstand leisten“, heißt die Zeile, mit der Beatus seinen Track beendet. Bis dahin arbeitet er sich in gewohnter Manier an dem gesellschaftspolitischen System ab, das für ihn darauf ausgelegt ist, die bestehenden Machtstrukturen mittels immer neuer Kontrolltechniken aufrechtzuerhalten.

Der 32-jährige Hamburger gilt als rebellischer Rapper mit viel Herz. Seit Jahren produziert er Songs, in denen er nicht nur die sozialen Missstände akzentuiert, sondern vor allem gegen die Eliten austeilt. Sein neuer Song setzt diese Tradition fort. «Nicht mit mir» kommt wieder systemkritisch daher, legt die Machstrukturen offen und verweist auf Phänomene, in denen unerträgliche Ungerechtigkeit deutlich zum Vorschein kommt. „Der Hass wächst und der Keil ist gewollt“, rappt Beatus im ersten Part. „Guck, sie spalten das Volk, denn so lässt es sich lenken / Machen ihnen glaubhaft, sie seien die besseren Menschen / Aufgrund ihres Status, um so den Rest auszugrenzen / Und hältst du nicht die Fresse, Digga, kriegst du deinen Stempel / Bist in der rechten Ecke und wirst öffentlich geächtet / Verträge werden gecancelt Partnerschaft beendet / Ein jeder ist bestechlich oder wird erpresst, ha?“

Kritik an Cancel Culture

Er habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, sagt der Rapper. Unrecht löse in ihm das Verlangen aus, sofort auf die Barrikaden zu gehen. Das sei schon vor der Corona-Politik so. In ihrem Zuge habe sich die Ungerechtigkeit vervielfältigt und mache sich, wie die letzten Textzeilen andeuten, in der grassierenden Cancel Culture bemerkbar. Darunter lassen sich alle Handlungen subsumieren, die darauf hinauslaufen, Personen und Organisationen wegen ihrer Meinung oder Einstellung auszuschließen. Wer dem offiziellen Narrativ nicht folgt, der herrschenden Moralvorstellung nicht entspricht oder die Regierung kritisiert, erleidet Nachteile. Sie reichen vom Jobverlust bis hin zur gesellschaftlichen Diskriminierung.

Solche Zensur-, Diffamierungs- und Deplattforming-Maßnahmen hat Beatus nicht nur als gesellschaftliches Phänomen wahrgenommen, sondern auch selber erlebt. Seine systemkritischen Songs kommen nicht bei allen an, erst recht nicht bei Institutionen und Unternehmen, die Macht ausüben und die Cancel Culture forcieren. So habe er beispielsweise in Hamburg, München und in der Schweiz keine Bühne für Auftritte bekommen. Auf YouTube wurden schon etliche seiner Kommentare gelöscht, die Klickzahlen künstlich nach unten korrigiert. „Aber ich werde nicht einknicken“, gibt er sich standhaft. „Egal, was kommt.“

Rapper Beatus

Diese Einstellung demonstriert er in seinem Song so glaubhaft wie aggressiv. Tatsächlich fällt sein Sprechgesang dieses Mal etwas offensiver aus als sonst. Er soll die Hörer aufputschen und ihnen Kraft geben. Der Track richtet sich durchaus an Gleichgesinnte, zielt aber insbesondere auf Hörer ab, die sich mit den angerissenen Themen noch nicht beschäftigt haben. „Vor allem will ich die Jugend abholen“, sagt der Rapper. „Sie ist die Zukunft und wird gerade am meisten indoktriniert.“ Deswegen sei es wichtig, die Jugendlichen zu ermutigen, sich von der öffentlichen Meinung zu emanzipieren und selbständig zu denken. Man müsse sich den äußeren Einflüssen des Systems entgegenstellen, ist er überzeugt – und geht mit gutem Beispiel voran. Seine Unbeugsamkeit führt er unter anderem in Bars wie diesen vor: „Die Masse schweigt, doch ich denke nicht im Traum daran / Wie an das Auswandern, denn mich braucht mein Land.“

Eigenes Label gegründet

Deutschland zu verlassen, ist für Beatus keine Option – so hart der Gegenwind auch wehen möge. Nicht wenige flüchten angesichts der katastrophalen Gesellschaftsverhältnisse, aber er fühlt sich zu sehr verwurzelt. „Alle meine Vorfahren lebten hier“, sagt der Hamburger. „Ich bin hier geboren, ich werde hier sterben.“ Außerdem liebe er die deutsche Sprache. Das sei ein Grund, warum er Raptexte schreibe. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.

Beatus legt gerade erst richtig los. «Nicht mit mir» hat eine neue Ära seines musikalischen Schaffens eingeleitet. Der Track ist die erste Single, die bei seinem eigenen Label Tempeltor erschienen ist. Er hat es erst kürzlich gegründet, um sich als Musiker weiterzuentwickeln. Bisher hat der Rapper etliche Songs und Mixtapes herausgebracht, aber noch kein einziges Album. Mit dem neuen Label soll ihm bald auch das gelingen. Seine Fangemeinde wächst, was sich nicht nur an den sehr vielen Zuschriften ablesen lässt, sondern auch an der Charts-Platzierung seines aktuellen Songs. Auf Amazon rangierte er im Genre «Hip-Hop und Rap» sogar unter den ersten drei. Die Botschaft scheint angekommen zu sein.

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