«Anna – Die Hoffnung überlebt» – Kurzfilm über eine kritische wie standhafte Kabarettistin

Für Kunst und Kultur waren die letzten zwei Jahre der reinste Horror. Als im März 2020 mit dem Lockdown alle Einrichtungen von einem Tag auf den anderen geschlossen und Live-Auftritte abgesagt wurden, konnte noch keiner ahnen, dass vor allem den freischaffenden Künstlern eine lange, sehr lange Leidenszeit bevorstand. Besonders hart fiel sie für Kulturschaffende aus, die sich gegenüber der Corona-Politik kritisch äußerten. Sie wurden diffamiert, zensiert und von Events oder Bühnenauftritten ausgeschlossen. Diese Erfahrungen hat die Münchner Kabarettistin Barbara Weinzierl nun in einem Kurzfilm verarbeitet, in einem humorvollen Streifen, der das Verhältnis von Staat und Kulturbranche thematisiert.

«Anna – Die Hoffnung überlebt» verarbeitet die Ereignisse der Lockdown-Zeit in satirischer Form, legt aber die Finger in die Wunde, weil der Kurzfilm die Frage aufwirft, wie frei Kunst und Kultur wirklich sind. Sie ergibt sich aus dem Konflikt, der die Handlung vorantreibt: Die titelgebende Anna ist eine erfolgreiche Kabarettistin, die sich mit kritischen Aussagen über Gesellschaft und Politik einen Namen gemacht hat. Umso härter trifft sie die Nachricht, dass die Regierung mit einem neuen Gesetz Kunst und Kultur vereinnahmen will. Diese sollen nämlich nur noch als Bildungsinstrument im Sinne der Regierung funktionieren, vernimmt die von Weinzierl gespielte Protagonistin aus den Fernsehnachrichten. Kurz darauf erhält sie von den Veranstaltern eine Absage nach der anderen, mit der Begründung, ihr Programm sei schlicht zu politisch. Auch ihr Agent reagiert auf die neue Situation, indem er Anna dazu drängt, ihr Publikum künftig eher mit leichtbekömmlicher Comedy zu erfreuen.

Barbara Weinzierl mit Filmkollegen

Die Kabarettistin ahnt, wie schwierig ihre Arbeit werden dürfte. Ihr wird klar, dass sie sich und ihr Programm ändern muss, wenn sie weiter auftreten möchte. Allein die Vorstellung daran bereitet ihr Alpträumen, in denen sie auf der Bühne einen billigen Kalauer an den anderen reiht. Als dann auch noch nach einer ihrer Shows der Kultusminister in ihrer Garderobe auftaucht, fühlt sich Anna zunehmend wie eine aussätzige Künstlerin, die allmählich den Boden unter den Füßen verliert. Traum und Realität vermischen sich, allerdings nicht so stark, dass die Zuschauer befürchten müssen, sich in einem verschachtelten Labyrinth aus Metaebenen zu verlieren. Die Auflösung folgt auf dem Fuße und sendet eine eindeutige Message, die alle Künstler ermutigen sollte, standhaft zu bleiben.

Solide Dramaturgie mit feinem Humor

Der kurze Streifen ist Weinzierls erster eigener Film. Zuvor war sie schon an Regiearbeiten bei verschiedenen Bühnenprojekten beteiligt, zu denen beispielsweise die musikalische Musik-Revue «Hysterische Profilneurosen in Dur und Moll » gehören oder Paul Sartres Theaterklassiker «Geschlossene Gesellschaft». Ihr Kurzfilm überzeugt durch eine handwerklich einwandfreie Dramaturgie und eine Vorliebe für Details, die sich wie Motive durch den ganzen Streifen ziehen. Angereichert wird das Ganze mit feinem Humor. Die Gags sind wohl dosiert, kommen leichtfüßig daher und entfalten ihre Kraft meist in den stillen Momenten.

Neben ihrem komödiantischen Talent zeigt Weinzierl auch ihr darstellerisches Können, das sich durch körperliche Präsenz und ausdrucksstarke Mimik auszeichnet. In ihrer Rolle als Anna spielt sie gewissermaßen sich selbst. Die Kabarettistin hat es in der Corona-Zeit deutlich zu spüren bekommen, was passiert, wenn man gegen den Strom schwimmt und Themen anspricht, die politisch nicht gewünscht sind. Auch in ihrer Branche weht ein rauer Gegenwind. Wer aus der Reihe tanzt, verliert sehr schnell seine Auftrittsmöglichkeiten. Als Künstler will man sich jedoch nicht verbiegen lassen, weshalb Weinzierl mit ihrem Film zum Ausdruck bringt, wie wichtig es ist, sich selbst treu zu bleiben.

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