«Monsieur Killerstyle» – Eine Lederjacke entwickelt ein spektakuläres Eigenleben

Eine alte Lederjacke mit Fransen erhebt sich zum Subjekt und bringt einen gestandenen Mann dazu, in ihrem Auftrag Menschen zu terrorisieren. Auf dieser Idee baut der Film des französischen Regisseurs Quentin Dupieux auf, der gerne als Wunderkind bezeichnet wird. Wer seine Werke kennt, wird dem nur schwer widersprechen können. Die absurden wie surrealen Einfälle, die seine Filme tragen, lösen eine gewisse Faszination aus und sorgen für reichlich Unterhaltung. 

Ging es in Dupieux‘s «Rubber» noch um einen mordenden Reifen, gibt in «Monsieur Killerstyle» eine Lederjacke den Ton an. Dass sie ein spektakuläres Eigenleben entwickelt, ist der Hauptfigur Georges (Jean Dujardin) zu verdanken, einem Loser, dessen Leben in Bruchstücken liegt. Doch der Sonderling lässt sich nicht unterkriegen und macht einen Neuanfang – so schnell wie der Phönix aus der Asche. Er tauscht seine Cordjacke gegen eine aus echtem Hirschleder ein und legt daraufhin mit der neuen Robe am Leib ein ungebremstes Selbstbewusstsein an den Tag. 

In einer herrlich witzigen Szene spricht Georges zwei Frauen an der Theke einer Hotelbar an, weil er glaubt, sie sprächen über seine Jacke. Schließlich sei sie so ungeheuer schick. Dass sie über diese Vermutung nur müde lächeln können, bringt ihn nicht aus der Ruhe. Er hält sich in dem neuen Outfit für unwiderstehlich. Die Beziehung zu seiner Lederjacke wird immer grotesker, spätestens dann, als Georges mit ihr sogar zu reden beginnt. In diesen Zwiegesprächen verliert er nach und nach die Kontrolle und lässt sich dazu drängen, zum weltweit einzigen Jackenträger zu werden. Dieses Ziel verfolgt Georges mit aller Konsequenz und schreckt dabei auch nicht vor Gewalt zurück.

Unberechenbar bis zum Ende

Mit dem irrwitzigen Motiv hat «Monsieur Killerstyle» in Cannes das Publikum auf das Film-Festival eingestimmt. In Deutschland ist er nun auf Blu-ray und DVD erschienen. Arthouse-Liebhaber dürfen sich auf einen prächtig aufgelegten Jean Dujardin freuen, der den sonderbaren Helden mit unbändiger Energie spielt. Sein Charakter changiert derart oft zwischen Unbeholfenheit und Übermut, dass er bis zum Ende unberechenbar bleibt.

Überraschungsmomente sind in dem Film breitgestreut. Das Lachen bleibt gelegentlich im Hals stecken. Auf diesem Effekt beruht die Sogwirkung von Dupieux‘s Komödie, die es trotz surrealer Begebenheiten schafft, dass man als Zuschauer emotional nicht auf Distanz geht, sondern sich auf die Handlung einlässt. Dem französischen Regisseur ist wieder ein cineastisches Meisterwerk gelungen, mit dem er seinem Ruf gerecht wird.

– Erscheinungsdatum: 24.09.2020, Filmverleih: Koch Films GmbH, Produktionsland: Frankreich, von Quentin Dupieux, mit Jean Dujardin, Adele Haenel, Albert Delpy

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