«Pandemimimi» geht in die zweite Runde. Vor wenigen Wochen erschien die Fortsetzung des satirischen Künstlerbuchs, in dem der Grafikdesigner Bert Hochmiller seine Memes, Cartoons und Karikaturen aus der Zeit zwischen Mai 2021 und Mai 2021 präsentiert. Seit Beginn der Corona-Politik veröffentlicht er sie in seinem gleichnamigen Telegram-Kanal und kommentiert dadurch humorvoll die tagesaktuellen Ereignisse. In «Pandemimimi 2» sind allerdings auch Arbeiten enthalten, die sich auf den Ukraine-Konflikt beziehen. Der Humor sei demnach noch schwärzer und sarkastischer geworden, schreibt der Berliner im Vorwort. Das liege an der rasanten Entwicklung vom anfänglichen Irrsinn hin zu einem Wahnsinn ungeahnten Ausmaßes.
Stilistisch hat Hochmiller kaum Veränderungen vorgenommen. Seine satirischen Arbeiten beziehen sich stets auf markante Ereignisse aus Politik und Gesellschaft oder spielen mit Titeln und Zitaten aus der Pop-Kultur, wobei Filme eine übergeordnete Stellung einnehmen. Wer «Pandemimimi 2» durchblättert, trifft alte Bekannte, Protagonisten wie Karl Lauterbach etwa. Der heutige Gesundheitsminister bevölkert gefühlt rund die Hälfte der Buchseiten und tritt unter anderem als «Der Lauternaut» auf, wie es in einem Cartoon heißt. Damit die Leser erfahren, was dieser macht, führt ein kurzer Text in das Leben des Helden ein: „Unermüdlich reist der Lauternaut von einer interstellaren Talkshow zur nächsten“, steht dort in großen Lettern. „Nicht weniger als die Rettung der Menschheit vor fiesen Extraterrestrischen Viren ist seine Berufung.“ In einem Meme konkurriert er hingegen mit der grünen Außenministerin Annalena Baerbock im «Hochstapel-Wettbewerb». Als einer der «Impflamisten» steht er mit großer Waffen-Spritze neben Bundeskanzler Olaf Scholz oder nuckelt als «Seuchling» an einer Kanüle.
Ebenfalls prominent vertreten ist der Virologe Christian Drosten. Während er auf Filmplakaten als «Der Zwangsimpfer» oder «Drosferatu», das umnachtete Phantom, eingeführt wird, spielt der Film-Titel «Das große Fressen» auf den Besuch des Bundesverfassungsgerichtspräsidenten im Kanzleramt an. „Hmmm, lecker! Wie soll denn unser Urteil ausfallen, Angie?“, steht es unter dem Meme. Sehr oft bekommt auch Olaf Scholz sein Fett ab, wenn er beispielsweise als Coyote Jagd macht auf „enthemmte Extremisten“ und dabei der „roten Linie“ folgt. Der grüne Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck leckt hingegen im Sadomaso-Outfit einem Scheich die Füße. «Roberta H. Die neue im Harem», so der Titel.
Formale Experimente
Solche kleinen Werke veröffentlicht Hochmiller in regelmäßigen Abständen, meistens alle zwei oder drei Tage. Die hohe Produktivität erklärt der Grafikdesigner damit, dass die Corona-Prominenz es ihm sehr einfach mache. Ihre täglichen Fehltritte und peinlichen Schnitzer inspirieren ihn immer wieder zu neuen satirischen Überhöhungen. Seine Memes, Cartoons und Karikaturen zeichnet er mit professionellen Programmen, nutzt sie aber auch für gestalterische Experimente, so dass manche Motive zum Beispiel etwas verschwommen daherkommen. Formale Variationen ergeben sich zudem dort, wo Hochmiller unterschiedliche Bild-Genres bedient. Neben Film- finden sich in «Pandemimimi 2» viele Werbeplakate, für die der Grafikdesigner zwar nicht das Originallogo heranzieht, es aber so modelliert, dass sofort erkennbar wird, welche Firmen gemeint sind. «ZensurTube» steht dort zum Beispiel oder «Impfea» – „Impfst du schon oder lebste noch?“
Mit ähnlichen Wortspielen operiert Hochmiller, wenn er fiktive Wahlkampfplakate beschriftet. In diese Reihe gehören unter anderem die Kampagnen der Bundesregierung, die Deutschlands Solidarität mit der Ukraine demonstriert. Hochmiller überspitzt sie in gewohnter Manier, mit Slogans wie diesen: „Wegen eurer saudummen Freiheit bin ich in Geiselhaft“, „Ich zeige meine Solidarität, um mich besser zu fühlen!“, „Ich bin voll sauer auf Putin! Und auf die Ungeimpften natürlich auch.“ Wie lange der Berliner Grafikdesigner die politisch-gesellschaftlichen Ereignisse satirisch kritisieren wird, hängt wohl auch von der Corona-Politik ab. Doch die lässt noch kein Ende erahnen. „Das kleine Pandemimimi wird auch im 3. Jahr weitermachen müssen“, schreibt Hochmiller im Vorwort. Für seine Fans dürfte das ein gutes Zeichen sein.