Protestnoten mit Geigenbegleitung – Marta Murvai und Jens Fischer Rodrian musizieren bei «Auftakt»-Veranstaltung gemeinsam

Am Freitagabend fand in der Galerie Bottega Barone die bereits vierte Veranstaltung der «Auftakt»-Reihe statt, eines Formats, mit dem Initiatorin Marta Murvai kritischen Künstlern in einer gesellschaftspolitisch unbeständigen Zeit Auftritte zu ermöglichen versucht. Die Violinistin will Menschen zusammenbringen und Brücken bauen, was sich unter anderem in dem bunten Programm ausdrückt. Vertreten sind unterschiedliche Kunstgattungen, deren Vertreter neben-, manchmal aber auch miteinander auftreten – so wie an diesem Freitagabend. Zu Gast war der Musiker und Lyriker Jens Fischer Rodrian. Der Berliner hat sich seit Beginn der Corona-Politik immer wieder lautstark zu Wort gemeldet und das gemacht, wovor sich viele große Namen aus der Kulturbranche immer noch fürchten – den Finger in die Wunde zu legen und auf die Missstände hinzuweisen, die viele Maßnahmen hervorbringen.

Um dieses Thema ging es gleich zu Beginn der Veranstaltung, als Murvai ihren Gast in einer Art Talkrunde danach fragte, worin dieses Schweigen begründet ist. Rodrian könne sich das auch nicht erklären, antwortete der Künstler. Er sei von vielen Kollegen enttäuscht, vor allem von solchen, die sich vor Corona noch aktiv in den politisch-gesellschaftlichen Diskurs einmischten. Sie hätten wohl Angst, als rechts bezeichnet zu werden. Schließlich hätten die Leitmedien die Protestbewegung von Anfang an bewusst und mit perfidem Framing in diese Ecke gedrängt. Murvai erzählte hingegen ihre Erlebnisse in der Klassik-Branche, in der es ebenfalls recht still blieb. Nur sehr Wenige hätten sich kritisch geäußert. Der Rest passe sich an. An dem Gespräch nahmen zwischendurch einige Gäste teil, was die Stimmung auflockerte.

Musiker und Lyriker Jens Fischer Rodrian

Danach spielte Jens Fischer Rodrian melodisch-poetische Stücke aus seinem Repertoire. Einige stammten aus dem kürzlich erschienen Album «Protestnoten», auf dem mehrere Künstler ein Zeichen setzen und zum Ausdruck bringen, dass keineswegs alle Kulturschaffenden die Corona-Maßnahmen für gerechtfertigt halten. Ihre Beiträge kommen größtenteils als Gedichte mit musikalischer Begleitung daher. Sie sind zwar vertont, werden aber nicht gesungen. Jens Fischer Rodrian hat das «Protestnoten»-Album nicht nur produziert, sondern steuerte auch eigene Stücke bei. Das wohl bekannteste ist «Es gibt ein Leben vor dem Tod», das der Berliner auch am Freitagabend auf dem «Auftakt»-Event performte. Die Zeilen geben die allgemeine Stimmung wieder. Sie sind getragen von einer noch immer andauernden Verwunderung darüber, wie sich die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse so radikal verändern konnten.

Gemeinsamer Auftritt mit Violinistin Murvai

Vor Corona trat Rodrian bundesweit auf verschiedenen Bühnen auf und tourte mit seinem Programm «Wahn & Sinn». Daraus spielte er bei der «Auftakt»-Veranstaltung ebenfalls einige Stücke. In ihnen geht es weniger um schwere politische Themen als um alltägliche Beobachtungen oder zwischenmenschliche Beziehungen. Rodrian leitete die Beiträge mit Anekdoten aus seinem Leben ein oder stellte sie in einen persönlichen Kontext. Einige seiner poetischen Werke las er vor, ohne auf seiner Gitarre zu spielen. Für andere produzierte er den Sound direkt auf der Bühne. Den Gästen wurde ein vielseitiges Programm geboten, eine Mischung aus Musik, Lyrik und Lesung. Rodrian beherrscht nämlich nicht nur das poetische Genre, sondern schreibt auch eine schöne Prosa. Vor wenigen Wochen erschien sein Buch «Die Armada der Irren», in dem der Künstler in mehreren Essays seinen Weg in den Widerstand schildert. Einen dieser Texte las er zum Schluss der Show vor, bevor Veranstalterin Murvai für ein Duett die Bühne betrat.

Die Geigerin begleitete Rodrian musikalisch und sorgte mit ihrem Können für einen harmonischen Klang, der unter die Haut ging. Es habe keine große Vorbereitung gegeben, sagte Murvai. „Ich wusste nicht, was ich spielen werde.“ Rodrian habe ihr dann kurz vor der Veranstaltung die Noten gegeben. Dem Publikum fiel das nicht auf. Die Performance wirkte, als wären die beiden schon immer gemeinsam aufgetreten. Ihr habe es einen großen Spaß bereitet, so die Violinistin. Sie könnte sich vorstellen, Rodrian in Zukunft öfter musikalisch zu begleiten. Das Publikum würde es sicherlich begrüßen. Am Freitagabend war es von der Show begeistert.

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