«Genlabor Afrika» – Doku über die Geschäfte des Bill Gates

Seit der Corona-Krise steht Bill Gates im Brennpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit. Der Multimilliardär und ehemaliger Microsoft-Chef formulierte schon sehr früh das Ziel, die gesamte Weltbevölkerung impfen zu lassen. Woher kommen diese Ambitionen? Und warum von einem Mann, der weder Mediziner ist noch ein Virologe? Sieht man sich die Verstrickungen seiner Bill & Melinda Gates Foundation im Gesundheitswesen an, wird einiges klar. Es gibt wohl kaum einen Bereich, wo sie ihre Finger nicht im Spiel hat. Doch nicht nur das: Ihr Einfluss geht über diesen Sektor hinaus, wie eine Arte-Doku vor Augen geführt hat. «Genlabor Afrika. Die Geschäfte des Bill Gates» beleuchtet das Treiben des reichen US-Amerikaners in der Agrarwirtschaft und zeichnet dabei ein Bild von der Ideenwelt eines Mannes, der die Welt nach seinen Vorstellungen verändern möchte.

Bill Gates und seine Stiftung haben sich in den letzten Jahren zu den größten Förderern von Gentechnikexperimenten in Afrika entwickelt, lautet die These des Films. Die neue Technik soll dazu verhelfen, auf dem Kontinent sowohl Hunger als auch Malaria zu bekämpfen. Mit diesem Argument werden Eingriffe ins Erbgut von Tieren und Pflanzen gerechtfertigt. Das klingt gut und erweckt den Eindruck, dass der ehemalige Microsoft-Chef humanitäre Ziele verfolgt. So gibt er sich auch nach außen hin: als Philanthrop und Wohltäter. Doch der Schein trügt, wie der Franzose Jean-Baptiste Renaud im Laufe seiner Recherchen herausfindet. Der Regisseur lässt seinen Film wie einen Krimi beginnen. Er selbst taucht im Bild auf, quasi als Protagonist, der in Uganda ein Maisfeld fotografieren möchte. Doch der Zugang wird ihm verwehrt. Nur wenige Minuten später machen Sicherheitskräfte Jagd auf ihn und sprechen etwas verklausuliert einige Drohungen aus.

Imagepolitur in den sozialen Medien

Diese Geheimhaltung will so gar nicht zu der Transparenz passen, von der Gates gerne in den sozialen Medien spricht. Dort poliert er sein Image als Philanthrop mit hübschen Werbefilmen auf. Diese Auftritte prüft die Dokumentation besonders gründlich und schließt daraus, dass die vor allem auf Instagram verlautbarten Botschaften mit der Realität nur wenig zu tun haben. Mehr als um Gesundheit und ausreichende Ernährung dürfte es dem Milliardär um Geld gehen. Das legt die Finanzstruktur seiner Stiftung nahe, wie Renaud in mehreren Sequenzen veranschaulicht. Die Bill & Melinda Gates Foundation setzt ihr enormes Kapital an der Börse an und erwirtschaftet auf diese Weise Dividenden, die in die Gentechnologie in Afrika fließen. Es entstehen Labore, Forschungseinrichtungen und neue Technologien. Ihre Firmenbeteiligungen sind so breitgefächert, dass die Stiftung so gut wie immer profitiert, wenn ein Produkt auf den Markt kommt, um in Afrika Malaria, Hunger oder andere Krankheiten zu bekämpfen.

Ein afrikanischer Landwirt / Foto: Screenshot

Mit jeder Minute der Doku erfahren die Zuschauer mehr über die Geschäfte und den Charakter des vermeintlichen Philanthropen, der sogar die Macht eines Staates genießt. Das heben Ausschnitte aus einem G20-Treffen hervor, wo Gates genauso viel Gewicht hat wie die vertretenen Länder. Neben solchem Archivmaterial schneidet Renaud Interviews mit Journalisten, Wissenschaftlern und Bauern dazwischen, die Kritik an dem Vorgehen des Geschäftsmannes üben. Mit der neuen Gentechnik werde die traditionelle Landwirtschaft bedroht, lautet einer der Vorwürfe. Die Journalistin Linsey McGoey, die schon länger Gates Arbeit unter die Lupe nimmt, erzählt hingegen, dass der Milliardär nur mit ganz bestimmten Medien redet. Wer positiv über ihn und seine Stiftung berichtet, bekommt ein Interview. Alle anderen werden ignoriert, so auch Renaud, der sich für seinen Film an Gates gewandt hatte, aber keine Rückmeldung bekam.

So konventionell die Dokumentation in ihrer Machart daherkommt, so revolutionär mutet sie auf der inhaltlichen Ebene an. Gates zu kritisieren, ist ein Tabu – zumindest in den Mainstreammedien. Über ihm schwebt ein Heiligenschein. Worin das begründet liegt, offenbart nun der Film. Gates’ Geld bahnt sich seinen Weg in fast alle Bereiche der Gesellschaft, insbesondere in die Medien. Es ist daher ein besonderer Moment, dass diese Dokumentation im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Sie sollte dazu animieren, weitere Fragen zu stellen, weiter zu bohren und Informationen an Land zu ziehen, die möglicherweise auch über Gates’ Rolle in der Corona-Krise Aufschluss geben.

Titelbild: Screenshot

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