Die Geschichte wird bekanntlich von den Siegern geschrieben. Unerwünschte Fakten lassen sie durch solche ersetzen, die ihr Weltbild stützen und ihre Vormachtstellung zementieren. Gleiches gilt für einflussreiche Interessensgruppen aus den verschiedensten Gesellschaftsbereichen. Auf diese Weise verschwindet ein enormes Wissen aus dem kulturellen Gedächtnis – und ja: aus dem kulturellen Bewusstsein. Wer es an die Oberfläche bringen möchte, muss wie ein Archäologe vorgehen. Einige Forscher tun das und graben Informationen heraus, die einen alternativen Blick auf die Phänomene ermöglichen. Diesen Sichtweisen widmet sich die neue Ausgabe der NuoViso Comics, allerdings nicht in klassischer Form, sondern – dem Inhalt entsprechend – eher auf unkonventionelle Art.
Normallerweise erwarten die Leser episodenhafte Geschichten, die einen Plot und eine gewisse Dramaturgie aufweisen. Meistens werden sie humoristisch aufbereitet, damit die Unterhaltung nicht zu kurz kommt. Auf diese Elemente verzichtet die neue Ausgabe völlig. Die darin illustrierten Episoden gleichen vielmehr sachlichen Berichten über Erkenntnisse, die sich in der Mainstreamwissenschaft bis zum heutigen Zeitpunkt nicht haben durchsetzen können. Das heißt aber nicht, dass sie falsch sind. Sie werden bloß zu wenig beachtet. Das will die neue Ausgabe der NuoViso Comics ändern, wie Herausgeber Frank Höfer in seinem Vorwort andeutet, wo er die eigene Suche nach dem beschreibt, „was auch immer die Welt im Innersten zusammenhält“. Der Filmemacher habe im Laufe der letzten Jahre viele außergewöhnliche Menschen kennengelernt und durch sie neue Einsichten in naturwissenschaftliche Phänomene bekommen.
Altägyptische Maßsysteme und Kymatik
Von einigen dieser Begegnungen handeln die jeweiligen Comics-Episoden. In jeder von ihnen tritt der jeweilige Gesprächspartner als Protagonist auf, der einen Sachverhalt aus einer anderen, das heißt nicht hegemonialen Wissensperspektive beleuchtet. Der Bauingenieur Axel Klitzke spricht zum Beispiel über den Pyramidenbau, das altägyptische Maßsystem oder den Satz des Pythagoras. Es handelt sich um altes mystisches Wissen, das sich unter anderem verklausuliert in vielen Schöpfungsmythen findet. Klitzke überrascht hier mit interessanten Thesen und Beobachtungen, die für Irritationen sorgen. „Nach der ägyptischen Mythologie musste der Tote immer erst ins Totenreich“, heißt es etwa. „Deswegen wurden die Gräber sehr tief angelegt. Dort unten findet man die Sarkophage.“ In der Cheopspyramide sollte der Tote jedoch in über 40 Metern Höhe beerdigt werden. „Das ergibt keinen Sinn“, so Klitzkes Schlussfolgerung, die zum Weiterdenken animieren soll.
In einer weiteren Episode erläutert der Forscher Andreas Beutel, was es mit «Der Blume des Lebens» zu tun hat – einem mystischen Symbol. Die Leser erfahren zudem, dass es neben der offiziellen Geschichtsschreibung inoffizielle Erzählungen gibt, welche von Geheimgesellschaften handeln. Bei ihnen werde Wissen unter der Hand von Generation zu Generation weitergegeben, so Beutel. Um ein faszinierendes Experiment geht es in der Episode «Kymatik», wo Alexander Lauterwasser an die Vorarbeit des deutschen Physikers Ernst Florens Friedrich Chladni anknüpft. Dieser soll eine mit Sand bestreute Metalplatte mit einem Geigenbogen zum Schwingen gebracht haben. Durch Klang entstanden so neue Formen. In «Die verborgene Ordnung der Zeit» stehen hingegen verschiedene Kalendersysteme im Mittelpunkt, während «Der Urzeit-Code» die Erkenntnisse des Naturforschers Dieter Broers veranschaulicht. Dieser beschäftigt sich mit dem Einfluss kosmischer Strahlung auf das menschliche Bewusstsein und stellt unter anderem die These auf, dass selbst Pandemien mit dem energetischen Auswurf der Sonne einhergehen.
Interview mit Entdecker morphologischer Felder
Wie die Ausgaben zuvor enthält auch das aktuelle Comics-Heft ein Interview, dieses Mal mit Rupert Sheldrake, dem Entdecker der morphogenetischen Felder. Wie er auf dieses Thema gekommen ist, erklärt er im Gespräch genauso wie das Mysterium von Schwingungsprozessen. Hierbei soll es sogar einen Zusammenhang mit der Quantentheorie geben. Das Highlight bilden jedoch seine Aussagen zur Mainstreamwissenschaft: „Die meisten Wissenschaftler sind ideologisch an den Materialismus gebunden und das hemmt den Fortschritt und die Erkenntnis“, so Sheldrake. Zum Schluss der Comics-Ausgabe geht es um die Arbeit des Ingenieurs Helmut Warm, der in Hamburg zu Ideen der Sphärenharmonie und der planetarischen Astronomie forscht. Mit einer eigenen Software ist es ihm sogar gelungen, Ordnungsstrukturen im Sonnensystem sichtbar zu machen.
So unkonventionell das aktuelle Comics-Heft wirkt, so vielversprechend ist das darin verarbeitete Material. Wer sich die einzelnen Episoden zu Gemüte führt, wird mit Aha-Erlebnissen belohnt. Sie präsentieren alternative Sichtweisen, überraschende Zusammenhänge und spektakuläre Erkenntnisse. Allerdings werfen sie neue Fragen auf, denen man eigeninitiativ nachgehen sollte. Die achte Ausgabe der NuoViso Comics legt dafür eine formidable Grundlage. Oder, um es mit Herausgeber Frank Höfer zu sagen: Sie „stellt den Versuch dar, meine Faszination über die Natur der Dinge auf den Leser zu transportieren.“