Mehrere Hundert professioneller Musiker haben ein Manifest veröffentlicht, in dem sie sich für Freiheit in ihrer Branche aussprechen. Ihr Grundanliegen ist der freie Zugang zu Konzertveranstaltungen ohne Bedingungen und Einschränkungen. Es handelt sich dabei um eine bundesweite Initiative, hinter der große Namen wie Julia Neigel oder Markus Stockhausen stehen. Die Liste der Erstunterzeichner enthält rund 400 Musiker und Hochschulprofessoren. „Wir sind ein junges Netzwerk, bestehend aus professionellen Musikern aller musikalischen Genres, sowohl freischaffend als auch in Festanstellung in Deutschland sowie international tätig“, heißt es in der Einführung. „Wir sind Angehörige renommierter Orchester, Bands und Ensembles, Solisten, Musikschaffende und Lehrende aus allen musikalischen Genres.“
Die Initiative kritisiert insbesondere die harte Durchsetzung der 3G- und 2G-Regeln, mit denen nicht nur der Zugang zu Kultureinrichtungen eingeschränkt, sondern auch Menschen genötigt werden, sich gegen ihren Willen impfen zu lassen. Anstatt mit Augenmaß zu agieren, werde ein Menschenbild verbreitet, in dem alle Individuen als potenzielle Gefährder gelten. So entstehe ein Konformitätsdruck, der einer demokratischen Gesellschaft unwürdig sei. Zu den weiteren Kritikpunkten gehört das Verbot, gemeinsam musizieren und gemeinsam Musik erleben zu dürfen. Für nicht wenige gehe das mit dem Verlust der wirtschaftlichen Existenzgrundlage einher. Die Initiative verweist damit auf besorgniserregende Entwicklungen in der Musikbranche, die sich unter anderem darin zeigten, dass bereits die Ausbildung an Qualität verliere.
Kurz- und Langfassung
Befürchtet wird eine gesellschaftliche Zersetzung, der es entgegenzuwirken gelte. Jeder Einzelne soll frei entscheiden, „unter welchen Umständen ein Konzertbesuch verantwortungsvoll möglich ist; Künstler ihre Kunst ungehindert ausüben können“. Darin drückt sich das Selbstverständnis der mitwirkenden Musiker aus, das auf universellen Werten wie Respekt, Mitgefühl, Empathie und Toleranz basiere: „Wir sehen jeden Menschen als einzigartiges Individuum, das auf Grundlage seiner Lebenserfahrung eigenverantwortliche Entscheidungen trifft.“
Das Manifest ist sowohl in deutscher als auch in englischer Sprache verfasst und kommt in zwei Fassungen daher, die sich jedoch inhaltlich überschneiden. Während die kurze Variante sich auf das Wesentliche konzentriert, enthält die vollständige Version zahlreiche Verweise auf Gesetze. Bezug nimmt die Initiative unter anderem auf die Resolution der Parlamentarischen Versammlung des Europarats (PVER) Nr. 2361 vom 27. Januar 2021. Darin finde sich der Verweis darauf, „dass die Impfung eine ureigene Entscheidung jedes Einzelnen ist. Es darf in der Schlussfolgerung niemand zu einer Impfung genötigt oder im Falle einer Ablehnung der Impfung diskriminiert, erpresst, bedroht, diffamiert, verfolgt, stigmatisiert, isoliert oder in anderer Weise benachteiligt werden; sei es durch den Staat, die Wirtschaft oder gesellschaftliche Mehrheiten.“
Die mitwirkenden Musiker schließen sich diesen Worten an und richten in ihrem Schlusswort einen Appell an alle Menschen, ihre Stimme ebenfalls zu erheben: „Jeder Mensch hat das Recht auf Selbstbestimmung sowie auf die Ausübung seiner Grund-, Abwehr-, Freiheits- und Menschenrechte gegenüber dem Staat. Niemand hat das Recht, uns Menschen davon abzuhalten, miteinander und füreinander zu musizieren oder Menschen von kulturellen Veranstaltungen auszuschließen.“