«In Future We Believe» – Eine Doku über indigene Künstler aus Nordamerika

Es sind schwierige Zeiten. Die westlichen Gesellschaften machen während der Corona-Krise einen Transformationsprozess durch. Alte Werte und Lebensweisen scheinen ihre Gültigkeit verloren zu haben. Wohin die Reise geht, wie sich der groß angekündigte Great Reset auswirken wird, kann keiner so richtig abschätzen. Dementsprechend trübe sehen die Zukunftsaussichten aus. Eine Gruppe blickt jedoch optimistisch nach vorne – die indigenen Künstler aus Nordamerika. Um sie geht es in der Dokumentation «In Future We Believe», die auf der Streaming-Plattform PantaRay zu sehen ist.

Mit Krisen kennt sich die indigene Bevölkerung in Nordamerika aus. Daran erinnern die ersten Minuten des Films, in dem die noch junge Regisseurin Elena Hauter Künstler aus verschiedenen Bereichen nach ihrer Vergangenheit befragt. Es waren Zeiten des Leids, dessen sind sich die Interviewten einig. Die Kolonisierung der «Neuen Welt» ging damit einher, dass die indigene Kultur, ihre Art zu leben, größtenteils ausgelöscht wurde. Doch es gibt Hoffnung. Die Kultur pulsiert erneut und zeigt wieder Blüten – so wie es die Ahnen einst prophezeiten.

In der Tat findet in den nordamerikanischen Reservaten eine gewisse Wiederbelebung statt. Die vielen Künstler aus Tanz, Schauspiel, Literatur und Musik, die Hauter vor die Kamera holt, bezeugen dies mit viel Leidenschaft. Wenn sie in den Interviews über die zeitgenössische Entwicklung sprechen, steht ihnen die Begeisterung im Gesicht geschrieben. Sie berichten von ihren Projekten und Intentionen, die darauf abzielen, die eigene Tradition zu konservieren, sie aber auch mit modernen Einflüssen zu verbinden. Wie das funktioniert, zeigt unter anderem der Kehlkopfsänger Nelson Tagoona, der das traditionelle Throat Singing mit zeitgenössischen Beat-Boxing-Sounds kombiniert.

Die Interviews werden gelegentlich durch Aufnahmen aufgelockert, die bei Auftritten jener Künstler entstanden sind und dokumentieren, wie sie dem Publikum ihre eigene Geschichte erzählen. Solche Szenen machen «In Future We Believe» zu einem persönlichen wie höchst emotionalen Film, der interessante Einblick in das Leben einer Minderheit gewährt. Gelegentlich werden wichtige Hintergrundinformationen eingeblendet. Ansonsten verzichtet die Dokumentation sowohl auf einen Erzähler als auch auf Kommentare, sondern rückt ausschließlich seine Protagonisten in den Vordergrund. Was sie berichten, geht über das Künstlerische hinaus. Es geht um schwere Themen, die in der Community eine große Rolle spielen – Stereotypen, sexueller Missbrauch, Isolation.

Kunst hat die Wirkung, Wunden zu heilen. Sie gibt Menschen die Kraft, hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen. Diese Message sendet der Film, ohne pathetisch zu wirken. Dennoch ist ein gewisser Enthusiasmus zu spüren, der durchaus ansteckend ist. Wer die Dokumentation sieht, findet Parallelen zur gegenwärtigen Protestbewegung. Auch sie hat viele Künstler hervorgebracht, die Widerstandsfähigkeit beweisen und sich dafür einsetzen, die Krisen-Situation zu überwinden.

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