Die Pressefreiheit ist in Gefahr, nicht erst seit der Corona-Krise. Und kein anderer symbolisiert diesen Missstand als der Journalist Julian Assange. Der Wikileaks-Gründer ist zur Galionsfigur investigativer Wahrheitssucher geworden. Er deckte hochkarätige Kriegsverbrechen der USA auf und sorgte dafür, dass sie publik wurden. Dafür muss er enorm viel einstecken. Seit Jahren sitzt Assange in Einzelhaft und erleidet psychische Folter. Bald soll er in die USA abgeschoben werden, wo ihn mindestens eine Haftstrafe von 175 Jahren erwartet. Das unfaire Verfahren, so vermuten Kritiker, soll ein Exempel statuieren, damit Journalisten in Zukunft von ganz bestimmten Themen die Finger lassen.
Mit dem Fall Assange steht und fällt die Pressefreiheit. Darauf wollen am 3. Juni mehrere Künstler mit einem Solidaritätskonzert in der Musikbrauerei aufmerksam machen. Organisiert hat es der Lyriker und Musiker Jens Fischer Rodrian, der seit Beginn der Corona-Politik immer öfter auch als Aktivist auftritt, um auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen. Wie viele andere Kollegen beklagt er den schleichenden Verlust der Meinungsfreiheit und den Doppelstandard westlicher Regierungen. Während Dissidenten in unliebsamen Staaten gefeiert werden, müssen sie in Deutschland oder den USA Repressalien befürchten. Kritische Stimmen wie Assange laufen zunehmend Gefahr, den Groll der Mächtigen auf sich zu ziehen. Das gilt mittlerweile sogar für Künstler, wie die Ereignisse rund um die Corona-Krise deutlich vor Augen geführt haben.
Künstler aus unterschiedlichen Branchen
Das Schicksal Assanges könnte künftig auch ihnen blühen. Deswegen will die von Jens Fischer Rodrian zusammengetrommelte Truppe auf dem Solidaritätskonzert ihre Stimme erheben und ein Zeichen setzen. Mit dabei sind unter anderem die Violinistin Marta Murvai und die Schauspielerin Philine Conrad, die Slam-Poetin Lou Rodrian und der Liedermacher Jakob Heymann, der Comedian Nikolai Binner sowie die Musikerin und Lyrikerin Alexa Rodrian. Viele dieser Künstler haben bereits an den «Protestnoten» mitgewirkt, einem Album, das darauf abzielt, klugen Stimmen aus Kunst und Kultur Gehör zu verschaffen. Erschienen ist es im Frühjahr dieses Jahres bei der Komplett-Agentur A-MAZE-ING music. Deren Geschäftsführer Matthias Niemyt unterstützt auch das anstehende Solidaritätskonzert für Julian Assange, indem er den Vorverkauf und die PR managt.
Was den inhaftierten Wikileaks-Gründer auszeichnet, bringt der Stuttgarter Musikfachwirt prägnant auf den Punkt: „Assange ist das Paradebeispiel für freien Journalismus. Wenn er fällt, fällt auch der freie Journalismus.“ Das Konzert soll die Tragweite des Falls bewusst machen. Es soll ein Umdenken in Gang setzen, damit die öffentliche Aufmerksamkeit auf diejenigen gelenkt wird, die Verbrechen begehen – und nicht auf jene, die sie aufdecken. Das ist es, was Journalismus und Kunst ausmachen. Wenn ihre Unabhängigkeit verschwindet, gerät das Immunsystem der Demokratie akut in Gefahr. Der Weg in den Totalitarismus ist dann nicht mehr weit. So sieht es auch Niemyt, der den Ticketverkauf über die «Protestnoten»-Homepage organisiert.
Die Gäste erwartet ein buntes Programm aus Musik, Lyrik und Comedy. Als Moderator führt Uli Gellermann durch das mehrstündige Programm, bei dem es zwischendurch die Gelegenheit geben wird, miteinander ins Gespräch zu kommen. Einige der teilnehmenden Künstler werden vor ihren Auftritten ein paar Worte zu Julian Assange sagen und erläutern, was sie an seiner Arbeit schätzen. Ihre Unterstützung soll jedoch nicht nur eine symbolische sein. Die Einnahmen des Abends gehen an Assanges Anwältin Stella Moris, die das Geld gut gebrauchen kann, um ihrem Mandanten in dem unfairen Verfahren juristisch den Rücken zu stärken.