Um Geheimdienste ranken sich viele Mythen. Niemand weiß, wie groß ihre Macht wirklich ist. Seit Jahrhunderten operieren sie im Verborgenen, teilweise losgekoppelt von den Weisungen ihrer Regierungen. Im Zuge des zunehmenden Outsourcing-Trends sind sogar privatwirtschaftliche Dienste entstanden, die mal für unterschiedliche Staaten, mal für Unternehmen arbeiten. Sie beschaffen nicht nur Informationen, sondern bringen auch sogenannte Fake News in Umlauf. Sie spionieren, betreiben Drogengeschäfte und bemühen sich um Regierungswechsel. Kurzum: Sie sind Die Macht im Schatten», wie der Untertitel einer 2013 als DVD erschienenen Dokumentation über Geheimdienste heißt.
Der knapp 60-minütige Film führt die Zuschauer in eine besondere Welt ein, wo CIA, Mossad oder der BND schalten und walten. Er liefert zwar keine bahnbrechenden Enthüllungen, erklärt aber anhand historischer Ereignisse, dass es hinter den Kulissen ganz anders läuft, als es meist in den Leitmedien dargestellt wird. Ein gutes Beispiel stellt das Attentat auf den ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy dar. Offiziell wurde schnell Lee Harvey Oswald zum Einzeltäter erklärt. Allerdings geht man heute davon aus, dass die CIA in den Mord verwickelt war. Der Dokumentarfilm deutet es an, ohne sich aus dem Fenster zu lehnen. Er verweist aber auf den zuvor angeschwollenen Konflikt zwischen Kennedy und der CIA, die der Präsident weitestgehend entmachten wollte. Dieses Bestreben dürfte sein Schicksal besiegelt haben, so zumindest die Schlussfolgerung, die sich aus den Ausführungen im Film ergibt.
Hohe Informationsdichte
Vorgetragen werden solche Informationen von einem Erzähler. Während sich verschiedene Archivbilder von Kampfhandlungen, Partisanen oder Politikertreffen abwechseln, ordnet die Stimme aus dem Off die Ereignisse ein. Das passiert jedoch in einem so hohen Tempo, dass den Zuschauern eine enorme Konzentration abverlangt wird. Sie müssen genau zuhören und die Informationen schnell verarbeiten, da aufgrund ihrer Fülle ansonsten die Gefahr besteht, die Zusammenhänge nicht zu verstehen. Atemlos bewegt sich der Film von einer Station zu anderen fort und behandelt unterschiedliche Themen, die mit Geheimdiensten in Verbindung stehen.
Als besonders interessant erweist sich der Teil zu deren Methoden. Diese haben sich über die Jahrhunderte gewandelt und beschränken sich heute hauptsächlich auf die Auswertung offener Quellen. Spionage im herkömmlichen Sinne findet so gut wie gar nicht mehr statt, weil damit ein zu hohes Risiko verbunden ist, dass die Agenten auffliegen. Die technischen Mittel haben diese Praxis ohnehin erleichtert, sodass die Schlapphüte lediglich die einschlägigen Datenbanken scannen müssen, um an wertvolle Informationen zu gelangen.
CIA-Gründer Allen Dulles plaudert aus dem Nähkästchen
Um die Kunst der Spionage geht es schließlich in dem knapp halbstündigen Bonusfilm, der unter anderem Allen Dulles zu Wort kommen lässt. Der CIA-Gründer plaudert gewissermaßen aus dem Nähkästchen, indem er beispielsweise zugibt, dass unter seiner Leitung auch Operationen stattfanden, die von der Regierung nicht absegnet worden waren. Dulles gibt sich rechtschaffen, ja moralisch integer, als hätte er seine Behörde nach einem ehrenwerten Codex geführt. Sein Auftritt wirkt stark stilisiert, passend zu einem Mann, dessen Tagesgeschäft darin bestand, sein Umfeld zu manipulieren. Weitaus authentischer präsentiert sich Guatemalas Ex-Präsident José Miguel Ramón Idígoras Fuentes auch Ydígoras. In einem schon älteren Interview verrät der damalige Exilant, wie er zu seiner Amtszeit mit der CIA kooperierte und mit deren Hilfe eigene Leute ausbilden ließ.
Die ganz großen Einblicke liefert der Film nicht. Wenn er Operationen aufdeckt, dann handelt es sich meistens um solche, die sehr lange zurückliegen. Dabei wäre es um einiges interessanter, die gegenwärtige Arbeit der Geheimdienste zu beleuchten. Dass das nicht passiert, liegt jedoch in der Natur der Sache. Verlöre doch der Begriff Geheimdienste seine Bedeutung. Trotz dieses Mankos vermittelt die Dokumentation ein Gefühl dafür, was im Verborgenen passiert. Sie sensibilisiert dafür, Verschwörungstheorien nicht sofort als Hirngespinste abzutun, so wie es heute Mode ist. Hinter den Kulissen finden durchaus geheime Absprachen statt sowie Operationen, die nicht durch das Gesetz gestützt sind. Wer das noch immer nicht glaubt, findet in dem Dokumentarfilm genügend Beweise – aus dem Mund von Leuten, die mit oder für Geheimdienste arbeiteten.