«Banksy and the Rise of Outlaw Art» – Ausführliche Doku über einen umstrittenen Künstler

Es war wohl die spektakulärste Aktion der Kunstgeschichte: 2018 versteigerte das Auktionshaus Sotheby’s Banksys berühmtes Bild „Girl with Balloon“. Nachdem der letzte Hammerschlag erklungen war, zerstörte sich das Kunstwerk selbst. Den automatischen Schreddermechanismus hatte Banksy zuvor selber installiert. Wenig überraschend war, dass der Wert des Kunstwerks sich durch die Aktion mehr als verdoppelte. 

Kunst, die gesetzliche Grenzen überschreitet, ist in der Gesellschaft salonfähig geworden. Schmückten Banksys Werke früher ausschließlich Mauern, Häuserfassaden oder andere Objekte im urbanen Raum, beglücken sie heute die Besucher öffentlicher Ausstellungen. Streetart hat den Sprung in den Mainstream geschafft. Der britische Künstler, dessen Identität noch immer ein Geheimnis bleibt, leistete dazu den wohl größten Beitrag, auch weil seine kriminellen Stunts und gewagten Interventionen eine neue revolutionäre Bewegung schufen. 

In der biografisch angelegten Dokumentation «Banksy and the Rise of Outlaw Art» setzt ihm der Regisseur Elio Espana ein Monument, erinnert aber auch daran, dass die sogenannte „gesetzlose“ Streatart bereits Jahre vor Banksy begann und in der Graffiti-Kultur ihren Ursprung hatte. In zahlreichen Interviews erklären Künstler und Wissenschaftler, wie diese Kunstströmung in den 70ern entstand und was die Akteure dazu bewog, die Wände zu besprühen. Während in den USA New York zum Graffiti-Mekka avancierte, gab in Großbritannien die Stadt Bristol den Ton an. Dort machte auch Banksy das erste Mal auf sich aufmerksam. 

Auffällige Bildmotive

Im Gegensatz zu anderen Street-Künstlern versah er seine Werke mit politischen Botschaften oder gesellschaftskritischen Kommentaren. Dabei kamen überwiegend außergewöhnliche Buchstabenformen und auffällige Bildmotive zum Einsatz. Der Film erläutert diese neue Kunstsprache vor dem Hintergrund kultureller Veränderungen in Großbritannien. Er stellt sie in den Kontext politischer Umwälzungen und gesellschaftlicher Aufstände. Es sind beeindruckende Bilder, die diese Zeit Review passieren lassen. Aufnahmen tanzender Raver, tobender Demonstranten und brennender Häuser belegen auf authentische Weise, wie angespannt die Situation damals war, als Banksy seine Sicht auf die Dinge kunstvoll auszudrücken begann. 

Elio Espana beschränkt sich jedoch nicht nur darauf, in konventioneller Manier Interviews und Archivbilder zu montieren, sondern lässt den Streatart-Künster selbst zu Wort kommen: Ein Erzähler, der die Zuschauer einordnend durch die Dokumentation führt, liest einige seiner markanten Zitate vor. Banksy erweist sich auf diese Weise auch als eloquenter wie geistreicher Beobachter seiner Zeit. Der ganzheitliche Blick ermöglicht es, einen besseren Eindruck von einem Künstler zu bekommen, der nur wenig von sich preisgibt, aber es trotzdem geschafft hat, ins Zentrum der Pop-Kultur zu rücken. 

Damit zeigt sich auch ein Dilemma, mit dem eigentlich alle Streetart-Künstler konfrontiert sind: Einerseits bemühen sie sich um eine Underground-Aura und lehnen jegliche Anpassung ab, andererseits sehnen auch sie sich nach Anerkennung. Es ist ein zweischneidiges Schwert, das Banksy mit seiner Arbeit geschärft hat.

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