Der Internetsender NuoViso hat die vierte Ausgabe seiner Comics-Reihe herausgebracht. Wurde in den bisherigen Exemplaren hauptsächlich das Zeitgeschehen verarbeitet, beschäftigt sich das aktuelle Heft mit einem Ereignis, das mehrere Jahre zurückliegt. Es handele sich um eine wahre Begebenheit, verspricht Herausgeber Frank Höfer. Die in Bildern erzählte Geschichte soll zu 95 Prozent genau so stattgefunden haben. 2013 unternahm ein NuoViso-Kamerateam gemeinsam mit dem Experimentalarchäologen Dominique Görlitz und seinem Kollegen Stefan Erdmann eine Reise nach Ägypten, um einige Rätsel rund um die berühmte Cheops-Pyramide zu klären. Das Projekt löste einen internationalen Skandal aus, der auch die deutschen Leitmedien beschäftigte. Er ging mit Falschaussagen einher, mit Verleumdungskampagnen und einer Strafverfolgung, um die sich die Interpol höchstpersönlich kümmerte.
Auf diese Ereignisse geht die aktuelle Ausgabe in allein Einzelheiten ein. Erzählt wird in Episoden, ganz chronologisch, sodass es den Lesern keine Schwierigkeiten bereiten dürfte, der Handlung zu folgen. Sie beginnt bereits vor der besagten Abenteuereise, allerdings nicht irgendwo in Deutschland, sondern auf dem Meer, wo der Protagonist Dominique Görlitz gegen einen Sturm kämpft. In dieser Anfangsszene wird der Experimentalarchäologe als ein Wissenschaftler vorgestellt, der praktischen Erfahrungen mehr abgewinnen kann als theoretischen Auseinandersetzungen. Was den Mann bewegt, was ihn an der Pyramidenforschung fasziniert, erfährt man zudem in einem Interview zwischen den Episoden. Görlitz spricht darin über ein Thema, das noch immer viele Rätsel aufgibt: den Bau der Pyramiden.
Ihm und vielen anderen Interessierten stellt sich die Frage, wie man damals 2,3 Millionen Steine übereinanderstapeln konnte, die jeweils über eine Tonne wiegen. Mit steinzeitlichen Mitteln sei das nicht möglich gewesen, ist sich der Experimentalarchäologe sicher. Man baue ein 150 Meter hohes und ultrapräzises Bauwerk nicht ohne ausgefeilte technische Hilfsmittel, sagt er im Interview. „Ergo müssen sie diese besessen haben, auch wenn wir die Art der technischen Hilfsmittel (noch) nicht nachweisen können.“ Görlitz spricht sich dafür aus, den Bau der Pyramiden aus einer anderen Perspektive zu betrachten als bisher und ganz bestimmten Spuren zu folgen.
Das Steinhebeexperiment
Diese Idee kam ihm vor knapp zehn Jahren, als er die folgenreiche Reise zu planen begann, um in der Cheops-Pyramide dunkle Verfärbungen an der Decke der Königskammer unter die Lupe zu nehmen. Technische Unterstützung sollte dabei NuoViso leisten, weshalb der Sender dem Archäologen ein Kamerateam zur Seite stellte. So nahm das Schicksal seinen Lauf. Die vierte Comics-Ausgabe lässt die Leser daran teilhaben, indem sie die entscheidenden Ereignisse rund um das Cheops-Projekt bildhaft darstellt. Eine zentrale Episode stellt dabei «Das Steinhebeexperiment» dar. NuoViso-Chef Frank Höfer wirkt dabei tatkräftig mit und trägt dazu bei, neue Antworten auf die Frage zu finden, wie die Ägypter die massiven Steine aufeinanderstapelten.
Die bildhafte Erzählung des Cheops-Abenteuers erfolgt nicht ohne humoristische Einsprengsel, so wie es sich für gute Comics gehört. Es ist eine gute Portion Selbstironie dabei. Sie trägt genauso zur Unterhaltung bei wie die konfliktreiche Handlung, mit der die Spannung von Episode zu Episode steigt. Ganz nebenbei werden interessante Informationen geliefert. Wer sich mit der Cheops-Pyramide und ihren Rätseln noch wenig beschäftigt hat, wird bei der Lektüre viel lernen. Wer hingegen über ein Vorwissen verfügt, dürfte auf überraschende Thesen stoßen, die bisher geglaubte Wahrheiten möglicherweise ins Wanken bringen.