Zu der sogenannten Corona-Krise wurde schon sehr viel gesagt. Die Diskussion ist polarisiert, die Meinungen gehen auseinander. Das betrifft unter anderem die Frage, ob es sich wirklich um eine Pandemie handelt. Geht es bei alldem tatsächlich um Gesundheit oder um die Transformation der Gesellschaft? Letztgültige Antworten sind nur schwer zu finden. Doch es gibt Aussagen von Politikern und ihren Experten, die aufhorchen lassen – sei es wegen der darin sichtbaren Widersprüche oder der unverschleierten Wahrheit. Leider bleiben sie nicht lange im Gedächtnis, weil die Nachrichtenindustrie die Aufmerksamkeit mit immer neuen Informationen beeinträchtigt.
Der Berliner DJ Antigen wollte dem entgegenwirken. Seit mehreren Monaten produziert der 23-Jährige eingängige Rave-Tracks, in denen Protagonisten wie Jens Spahn, Lothar Wieler oder Klaus Schwab zu Wort kommen. Ihre einstigen Aussagen werden so eingefügt, dass sie sich verstärkend auf die repetitive Struktur auswirken – so auch in dem jüngsten Track «Vierte Welle». Als Schirmherr fungiert hier kein Geringerer als der sogenannte Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, dessen Zitate sich durch den Song ziehen. „Es wird zu wenig getestet, es wird zu wenig gemeldet“, lässt DJ Antigen ihn sprechen, um kurz darauf ins Gedächtnis zu rufen, dass der SPD-Politiker die Corona-Zahlen selber als „Fake“ bezeichnet hat.
Track zum Great Reset
Vor dem Lauterbach-Hit produzierte der Berliner Musiker bereits ein Stück über den «Global Reset». In dem dazugehören Video erscheint Klaus Schwab, seines Zeichens Chef des Weltwirtschaftsforums, als Cyborg, der erklärt, wie er sich die Welt von morgen vorstellt: „We have now a window of opportunity to create this global reset, which we all need“, wird er zitiert. Warum wir ihn brauchen, beantwortet der Technokrat ebenfalls selber: “New challenges and opportunities for globalisation resonate very deeply with myself.“ DJ Antigen nimmt den Chef des Wirtschaftsforums auf die Schippe, ohne eigene Kommentare abzugeben. Dessen Aussagen sprechen für sich selbst. „Der Track hat einen dadaistischen Charakter“, erklärt der Berliner Musiker. „Technokratie und Techno passen gut zusammen.“
Die Idee zum Stück kam durch eine vorherige Auseinandersetzung mit dem Weltwirtschaftsforum und dessen Agenda. Nachdem der DJ den Newsletter abonniert hatte, fiel ihm schnell auf, mit welcher Selbstverständlichkeit über die Zukunft geredet wird. „Die Informationen werden in positiver Form präsentiert, scheinen aber etwas Wichtiges zu verdecken“, sagt er. „Ständig wird dort von einem ominösen Wir gesprochen. Doch wer ist dieses Wir?“ Das mache den DJ skeptisch. Als noch junger Mensch denke er darüber nach, wie die Zukunft aussehen könnte, wenn das Weltwirtschaftsforum, das auf Künstliche Intelligenz und umfassende Digitalisierung setzt, seine Vorstellungen verwirklicht. Er wünsche sich daher mehr Dialog über den Umgang mit Daten.
Zitate im Vordergrund
Mit seiner Musik will er einen eigenen Beitrag dazu leisten. Es gebe zwar schon etliche Aufklärungsformate und auch Songs, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Allerdings finde man noch wenig Tanzbares und Elektronisches, weshalb er in diesem Bereich für mehr Bewegung sorgen möchte. Inspirieren ließ er sich von der poppigen Art Rian Rockets und den Tracks des Berliner Kollegen Captain Future. Wie dieser stellt DJ Antigen die Zitate in den Vordergrund, versucht aber, seine Tracks mithilfe von Autotune musikalisch abzurunden. Während der Techno-Sound an die Anfangszeit des Electros erinnert, enthält die Bildsprache unter anderem Anspielungen auf die Pop-Art. In «Global Reset» kommt hingegen eine Science-Fiktion-Ästhetik zum Einsatz, die den psychodelischen Charakter des Tracks zusätzlich verstärkt.
Künstlerisch zeigt sich der DJ recht offen und experimentierfreudig, wie der neue Hit «Vierte Welle» verdeutlicht, der sowohl Drum&Bass- als auch Jungle-Elemente enthält. Das Stück ist mittlerweile der vierte Track des Berliners. Zuvor sind neben «Global Reset» die Baerbock-Parodie «Europa verenden» und die Anti-Impf-Hymne «MRNA» erschienen. Letzteres lässt insbesondere Jens Spahn, Lothar Wieler, Christian Drosten und Markus Söder sprechen. „Impfen schafft Freiheit“, lautet eine der prominenten Aussagen des bayerischen Ministerpräsidenten, die mantraartig wiederholt wird.
Enger Meinungskorridor
Der DJ hat sich dieses Themas angenommen, weil die Art und Weise der öffentlichen Kommunikation ihn ebenfalls skeptisch macht. Er selber hatte eigentlich nie Probleme mit Impfungen. Allerdings wirke es verdächtig, dass nur ganz wenige Köpfe den Ton angeben, sagt er. Wer eine andere Meinung vertrete, werde diffamiert. „Der Meinungskorridor wird immer enger.“ Sein Track soll daher die Hörer dafür sensibilisieren, wie über dieses Thema gesprochen und auf welche Art und Weise die Impfquote präsentiert wird. Ein kritischer Umgang mit den Zahlen sei wünschenswert.
Die genannten vier Tracks werden nicht die letzten bleiben. DJ Antigen hat noch viel vor. Der 23-Jährige arbeitet an einer EP und bemüht sich, eine gewisse Reichweite zu generieren. Dazu gehören unter anderem Anfragen an andere Musiker, mit denen er gerne zusammenarbeiten möchte. Sein Wunsch ist es, Aufklärung mittels Entertainment zu betreiben. Deshalb würde es ihn freuen, wenn seine Produktionen auf Demonstrationen liefen und er bei der einen oder anderen Veranstaltung auflegen könnte. Das wäre durchaus eine Bereicherung. Denn die Musik des DJs lädt nicht nur zum Tanzen ein – mit den knackigen Zitaten bietet sie auch viel Unterhaltung.