Der Kölner Musiker Alex Olivari tut sich seit der Corona-Krise mit Liedern hervor, die Hoffnung verbreiten und die Hörer dazu animieren, trotz der Widrigkeiten standhaft zu bleiben. Nun hat der 54-Jährige einen weiteren Motivationssong vorgelegt, auch wenn es sich in den ersten Zeilen noch gar nicht danach anhört: „Ich kann kaum noch atmen in diesem Land / Wage kaum noch zu reden / Steh mit dem Rücken zur Wand“, beginnt das neue Lied mit dem verheißungsvollen Titel «Das Blatt wird sich wenden».
In dem Auftakt beschreibt Olivari die aktuelle gesellschaftliche Situation aus der Perspektive eines Bürgers, der mit den Maßnahmen nicht einverstanden ist und sich nicht wohlfühlt, weil der Meinungskorridor immer enger wird. Es herrsche Angst, auf der Straße etwas Falsches zu sagen“, erklärt der Liedermacher. Der Trend zur Verunglimpfung Andersdenkender habe Ausmaße angenommen, die hemmend wirkten. Die Zeile drücke daher sinnbildhaft einen Zustand aus, in dem der gesellschaftliche Druck wirkt, als würde die Kehle zuschnürt werden. Das gelte auch für die Maßnahmen. Sie machten es unmöglich zu leben, wie es die Maske auf der symbolischen Ebene verdeutliche. „Sie nimmt einem die Luft“, sagt Olivari. „Und zum Leben gehört Atmen.“
Wo bleibt die Empörung?
Dass sich so viele Menschen mit dieser Situation abfinden, kann der Musiker nicht verstehen. „Wo bleibt die Empörung / Über Raub und Zerstörung“, heißt es in dem Song, der darauf anspielt, dass nicht wenige Berufsgruppen wegen der Maßnahmen ihre Existenzgrundlage verloren haben. Dazu gehören vor allem die Einzelhändler, Gastronomen und Künstler. Doch anstatt sich gegen die Corona-Politik aufzulehnen, bleiben die meisten tatenlos. Dabei gebe es unterschiedliche Möglichkeiten, seinen Unmut zu zeigen, findet Olivari: „Man kann auf die Straße gehen. Man kann seinen Laden einfach öffnen oder das Schaufenster als Protestfläche nutzen.“ Er selbst bediene sich schließlich auch der Mittel, die ihm zur Verfügung stehen. „Ich empöre mich, indem ich kritische Lieder produziere“, sagt der Kölner.
In der Tat: Wer Olivaris Songs hört, spürt seine Unzufriedenheit. Er stört sich an der Bevormundungspolitik, benennt die Ungerechtigkeit, greift die Medien für ihre einseitige Berichterstattung an und beschuldigt die staatlichen Institutionen, nicht dem Allgemeinwohl zu dienen, sondern den Interessen der Eliten. Besonders harte Töne findet der Musiker für das Schul- und Erziehungswesen, weil hier Inhalte vermittelt würden, „die wir als Eltern unseren Kindern nicht beibringen möchten“, sagt er. Deswegen sendet er in «Das Blatt wird sich wenden» eine kämpferische Botschaft: „Doch sie werden bezahlen / Für die Folter und Qualen / Für all die Sorgen und das Leid.“
Hoffnung und Zuversicht
Wie der Titel es bereits andeutet, ist der Song geprägt von einer positiven Grundstimmung. Olivari sieht die Missstände und will nichts beschönigen, richtet aber den Blick nach vorne. Er glaubt an einen Umschwung und versucht, Zuversicht zu verbreiten. Das Lied soll Hoffnung transportieren und Kraft geben, wieder mit Elan an die Aufgaben heranzugehen. Dass sich diese Wirkung einstellt, spürt Olivari an der Resonanz auf die vorherigen Lieder. Seine Hörer schreiben ihm, dass sie sich durch seine Musik erbaut fühlen. Sie weckt Emotionen, die bedient werden wollen – so auch im Refrain des neuen Songs: „Das Blatt wird sich wenden und der Wind wird sich drehen / Wir werden gewinnen / Denn Gott wird auf unserer Seite stehen / Und wir werden jubeln / Wenn die Ketten zerspringen / Wir tanzen in ihrem Palast / Werden Lieder der Freiheit singen.
Doch woher kommt dieser Optimismus? „Es ist eine Lebenseinstellung“, sagt Olivari. Als Christ lässt sich der Musiker vom Glauben leiten und vertraut darauf, dass alles gut wird. Der Kölner habe sich diese Einstellung über Jahre antrainiert. „Gott steht an unserer Seite“, sagt er genauso überzeugt, wie er es im Lied singt. Belehrend oder gar bekehrend will Olivari aber nicht sein. Ihm reicht es aus, wenn seine Songs den Menschen helfen, die harte Zeit zu überstehen und sich auf die alten Werte zu besinnen.