Ein ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende zu. Was 2021 wesentliches passiert ist, daran erinnert die neue Ausgabe der NuoViso Comics in kurzen, aber knackigen Geschichten, die den alltäglichen Wahnsinn pointieren. Gleich zwei Episoden gibt es zum Wahlkampf. Weil er weniger spektakulär ausfiel als in den Jahren zuvor, ragen solche Vorfälle heraus wie Armin Laschets Entgleisung in Ahrweiler nach der Hochwasser-Katastrophe. Warum der damalige CDU-Kanzlerkandidat während eines Pressetermins zu lachen anfing, ist noch immer nicht aufgeklärt. Die Eröffnungsstory in dem neuen Comics-Heft bietet zumindest eine Erklärung an, bei der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine zentrale Rolle spielt.
Eine nicht unbedingt bessere Figur macht Armin Laschet beim sogenannten Triell. In dieser Comics-Folge greift er seinen direkten Gegner Olaf Scholz an, spricht ihn jedoch mit „Schmonz“ an, während Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock den Moderator Oliver Köhr mit Boris Palmer verwechselt. Die Sendung läuft völlig aus dem Ruder; eine Panne jagt die andere, und am Ende sind alle konfus. So überzeichnet diese Szenen in der Comics-Episode dargestellt werden, sie bleiben nicht weit entfernt von dem absurden Polit- und Medientheater, den die Leser aus dem realen Alltag kennen dürften.
Humorvolle Medienkritik
Dass es nach den vielen aberwitzigen Ereignissen aber immer noch Überraschungen gibt, daran erinnert der Skandal um den Rockmusiker Gil Ofarim. In einer Comics-Geschichte wird der Fall noch einmal aufgerollt, allerdings so, dass die Leser eine fiktive Erklärung präsentiert bekommen, wie sich der Vorfall ereignet haben könnte. «Der empörungsindustrielle Komplex», so der Titel dieser Episode, sorgt mit originellen Einfällen für Lacher, enthält aber auch sehr viel Medienkritik. In die gleiche Kerbe schlägt die kurze Comics-Geschichte «Was erlaube Kimmich??», die anhand eines Interviews mit dem Bayern-Star zugespitzt veranschaulicht, dass es vielen Medienvertretern weniger um eine sachliche Berichterstattung geht als um die Produktion von Skandalen.
Die Hauptstory bildet in dem aktuellen Heft Kilez Mores Satire-Video über das «Bundesamt zur Bewahrung des Narrativs», das über 300.000 Menschen erreicht hat. In dem knapp sechsminütigen Clip thematisiert der Rapper und Friedensaktivist auf süffisante Weise, wie staatliche Behörden die öffentliche Meinung manipulieren und unliebsame Kritiker zum Schweigen bringen. Um seinem Protest Ausdruck zu verleihen, werde er auch in Zukunft „auf vielen Hochzeiten tanzen“, sagt der charismatische Wiener in dem anschließenden Interview, das die Möglichkeit bietet, ihn ein wenig besser kennenzulernen. Man erfährt nicht nur, wie Kilez More zu einem der profiliertesten Systemkritiker und Friedensaktivisten wurde, sondern auch welche Gefahren er in der Corona-Politik sieht.
Jahresrückblick in einem Clip
Dass die Jahresrückblick-Ausgabe seinem Satire-Clip die Hauptstory widmet, ist nur konsequent. Im Grunde fasst Kilez More darin alle wichtigen Ereignisse zusammen, die 2021 geprägt haben – Zensurmaßnahmen, Demonstrationsverbote, Experten-Diffamierungen und Staatspropaganda. „Wenn wir sagen, dass es keinerlei Einschränkungen geben wird, dann ist alles andere Fake News. Bis sie da sind“, sagt er etwa an einer Stelle und spricht dabei wie im ganzen Video aus der Perspektive des fingierten «Bundesamts zur Bewahrung des Narrativs». „Wenn wir sagen, dass es keinen weiteren Lockdown geben wird, ist alles andere Verschwörungstheorie. Bis er dann da ist. Wenn wir Ihnen sagen, dass es keine Impfpflicht geben wird, dann ist alles andere Fake News und Verschwörungstheorie, bis … Na Sie wissen schon.“
Mittlerweile scheint die Impfpflicht beschlossene Sache zu sein. Wer solche Pläne noch vor wenigen Wochen als Verschwörungstheorie abtat, hat seine Aufmerksamkeit längst auf neue Narrative gelenkt. Umso wichtiger ist es, dass die neue «NuoViso Comics»-Ausgabe die Erinnerung mit ausdrucksstarken Bildern und scharfen Formulierungen auffrischt. Die darin illustrierten Geschichten vermischen wie gewohnt Spaß und Ernst, indem sie den einen oder anderen Aspekt einer wahren Begebenheit etwas überdrehen und ihn zu einem kleinen Kunstwerk destillieren. Und obwohl die realen Ereignisse wahrlich nicht zum Lachen sind, ermöglichen ihre überspitzten Abbilder, den gesellschaftlichen Irrsinn dieser Tage leichter zu ertragen. Insofern eignet sich auch das jüngste Heft als Medizin, die bessere Ergebnisse zeitigen dürfte als die derzeit angepriesenen Pharmaka.