21. November 2024

„Widerstand ist Liebe“ – kritische und humorvolle Lieder zur Corona-Zeit

Der irische Singer-Songwriter Guy Dawson hat während der Corona-Zeit viel erlebt, allerdings nicht in der Heimat, sondern in Deutschland, wo er seit mehreren Jahren lebt. Der charismatische Sänger nahm an Demonstrationen gegen die Maßnahmen-Politik teil, trat dort als Musiker auf und kam mit Polizeigewalt in Berührung. Die wohl spektakulärste Aktion erlebte er, als ihn in Berlin am 1. August 2021 acht Polizisten umzingelten. Dawson wagte einen Fluchtversuch und lief mit Rucksack, Jacke und Gitarrenkoffer davon, bis ihn weitere Beamten brutal zu Boden rammten und verhafteten. Diese und andere Erfahrungen während der Krisen-Zeit hat er nun in einem Album verarbeitet.

Der Titel spricht für sich: „Widerstand ist Liebe“. In ihm schimmert die irische Tradition politischer Lieder durch. Wie schon seine Vorfahren leistet er mit seiner Musik einen Widerstandskampf gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit – nicht weil er es unbedingt will, sondern weil er es als seine Pflicht empfindet. „Ich würde viel lieber Irish Traditional Music in Pubs und auf Hochzeiten spielen, aber ich muss jetzt diese Lieder als Waffe gegen gefährliche politische Umstände schreiben, die ein würdiges Leben unmöglich machen“, sagte er kürzlich in einem Interview. Diese Waffe klingt poppig wie sentimental, manchmal sehr gefühlvoll und mal sehr ekstatisch. Dawson holt aus seiner Gitarre Töne heraus, die zum Nicken und Wippen animieren, aber auch unschöne Erinnerungen hochkommen lassen.

Obwohl der Musiker in englischer Sprache singt, dürfte es keine Mühe machen, seine Texte zu verstehen, zumal hin und wieder Einsprengsel in Deutsch hineingestreut werden. „Carola’s March“ etwa beschäftigt sich mit dem beschwerlichen Demonstrationsalltag aus den Jahren 2020/21, als die Polizei die Straßen blockierte. Dawson appelliert darin aus der Perspektive eines Teilnehmers an die Freiheit, die die Ketten sprengen soll: „Ich bin hier für meine Kinder und Enkel, just the same“, singt er. „Lasst uns durch, seid nicht gemein. Wir sind das Volk / Und noch viel mehr: WE ARE WOKE.“ Damit lehnt er sich nicht an die Ideologie der Gender- und Klima-Generation an, sondern beschwört das „Aufgewachtsein“ vieler Regierungskritiker.

Auf die Woken geht Dawson hingegen in dem Lied „Antifa Hounds Of Hell“ ein und übt ordentlich Kritik an ihrem Verhalten. „Schwarze Hose, schwarzes Hemd, das ist nicht die bunte Welt“, beginnt der Song. „Schwarz maskiert und vermummt, kein Zeichen von normaler Vernunft.“ Der Musiker bringt zum Ausdruck, dass die heutige Antifa nichts mit den ursprünglichen Zielen der Organisation zu tun hat und kaum wiederzuerkennen ist. „When I read your lines I see evil combined / (Antifa) they can’t see you, (Antifa) they can’t be you / (Antifa) they can’t think you, (Antifa) they can’t be near you. / Kein Verstand und keine Ohren, in Debatten schon verloren / von Staat und Stiftung finanziert, die Hintermänner involviert.”

Als sarkastischer Beitrag kommt der Song “Mental Illness on High“ daher. Darin wird der Slogan „Black Lives Matter“ in „Crack Lives Matter“ umgewandelt und als „way that it goes in the ministry departments“ bezeichnet. Nicht weniger humoristisch ist das „Gitarristengebet“ – vorgetragen im schönsten Predigerduktus: „Eric Clapton, der du riffst / Gebluest werde dein Tonleiter / Dein Dreiklang komme; dein Takamine geschehe / wie im Himmel, so auf Ohren.“ Sanft wirkt hingegen das Stück „Prescious Diamonds“, während „The Merry Band of Life“ wie eine Hymne auf die Freiheitsdenker und Regierungskritiker klingt. Es enthält Elemente irischer Traditionslieder und vermittelt den Eindruck, als würde Dawson den Song bei einem Guinness im Pub vortragen.

Der Musiker zeigt sich auf dem Album sowohl musikalisch als auch textlich als sehr vielseitig. Jedes Stück zeugt von Esprit und Kreativität, die Dawson mit Talent mischt. Seine Lieder berühren Herz und Verstand, regen zum Nachdenken an und zaubern oftmals ein Schmunzeln auf die Lippen. Dafür sorgt nicht nur der ständige Wechsel zwischen Englisch und Deutsch, sondern auch seine Vorliebe für Wortspiele. In ihnen kommt der Freiheitsgedanke genauso zum Ausdruck wie das Rebellentum eines Underdogs, der sich nicht unterkriegen lässt.

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