Zwei junge Menschen lieben sich, doch ihre Familien sind verfeindet. Dieses Romeo-und-Julia-Motiv treibt eine Handlung voran, die der Regisseur Helmut Dziuba vor dreißig Jahren in die DDR-Zeit der 1980er verlegte. «Verbotene Liebe» erzählt in matten Bildern die Geschichte von Georg (Hans-Peter Dahm) und Barbara (Julia Brendler). Sie ist mit ihren dreizehn Jahren noch eine Minderjährige, während er bereits die Volljährigkeit erreicht hat.
Der Filmtitel erhält mit dem Altersunterschied somit auch eine zweite Bedeutung, die über den Shakespeare-Stoff hinausgeht und die Sphäre des Rechts berührt. Folglich beginnt das Drama im Gerichtssaal, wo Georg wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen angeklagt wird. Dann springt der Film zeitlich zurück und zeigt, wie die beiden Protagonisten seit ihrer Kindheit zueinander finden. Ihre gegenseitige Liebe wächst von Jahr zu Jahr, bringt aber auch Probleme mit sich. Mitschüler, Nachbarn und Eltern reagieren auf die Beziehung entweder mit Feindseligkeit oder Opportunismus. Doch Barbara und Georg halten trotz der Widrigkeiten an ihrer Liebe fest.
Helmut Dziuba, der 2012 starb, gelingt es, von Gefühlen und Affekten zu erzählen, die die Menschen seit jeher bewegen – in die eine wie in die andere Richtung. Dabei konserviert er die Atmosphäre der damaligen Zeit und gewährt in vielen Szenen einen authentischen Einblick in das Leben der DDR-Bürger. Die Bilder sind sehr symbolreich und beleuchten Details, in denen viel Leben steckt. Dort, wo sie die Liebesbeziehung thematisieren, rutschen sie gelegentlich ins Voyeuristische ab. Bisweilen ist es eine Gratwanderung, die jeden Moment zu missglücken droht.
In Lolita-Manier
Trotz so mancher Schwächen überzeugt der Film mit einer starken Message und teils großartigen Darstellern. Am eindrücklichsten ist die Performance der damals 14-Jährigen Julia Brendler. In Lolita-Manier gibt sie sich mal lasziv, mal schüchtern und setzt ihre Mimik gekonnt ein, um die Verführerin zu spielen. Für sie war «Verbotene Liebe» der Startpunkt für eine facettenreiche Karriere. Schon im Jahr 1990 brachte ihr die Rolle den Hessischen Filmpreis ein.
Knapp dreißig Jahre nach seiner Premiere ist der DEFA-Spielfilm nun auf DVD erschienen. Als Bonusmaterial enthält sie einen weiteren DDR-Klassiker: «Banale Tage» von Peter Welz. Der Film handelt von der Freundschaft zweier Jugendlicher, die im Ost-Berlin der 1970er Jahre aus ihrem öden Alltag ausbrechen wollen, dabei aber ins Blickfeld der Staatssicherheit geraten. Mit den beiden Filmen ermöglicht die DVD, tiefer in die Lebenswelt der DDR-Jugend einzutauchen. Es ist eine schöne Zeitaufnahme, die Verborgenes wieder ans Tageslicht bringt.
– von Helmut Dziuba, mit Hans-Peter Dahm, Julia Brendler, Gudrun Ritter, Anbieter: absolut Medien