Singer-Songwriter René Moreno: „Corona-Maßnahmen hemmen meine Kreativität“

Die Corona-Einschränkungen haben nur wenige so hart getroffen wie die Künstler. Sie zeitigen nicht nur finanziell verheerende Folgen, sondern beeinträchtigen auch die Kreativität. Zahlreiche Künstler fühlen sich seit der harten Maßnahmenpolitik wie gelähmt. Einige hadern mit dem praktischen Berufsverbot und fürchten um ihre Karriere. Andere sind einfach nur geschockt angesichts der Aggressivität, mit der Politik, Medien und Teile der Gesellschaft die Corona-Agenda samt Lockdown, Maskenzwang und Social Distancing durchsetzen wollen.

René Moreno, ein Frankfurter Singer-Songwriter mit peruanischen Wurzeln, repräsentiert beide Gruppen. Der 47-Jährige bezeichnet die Situation als Albtraum. Die gesellschaftliche Spaltung schnürt ihm die Kehle genauso zu wie die schrittweise Erosion demokratischer Strukturen. Dabei ist Moreno ein Musiker, der mit sonnigen Melodien und aufmunternden Texten für gute Laune sorgt. Seine Lieder animieren zum Tanzen und Mitsingen. „Es gibt nichts Schöneres zu sehen als Menschen, die sich zu der eigenen Musik bewegen“, sagt er.

René Morenos Werdegang

Seine ersten Schritte als Singer-Songwriter machte Moreno mit 17. Seitdem hat er in diversen Bands mitgewirkt und Konzerte auf Festivals, Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern gegeben. Über 700 sollen es alleine in den letzten dreizehn Jahren gewesen sein. Moreno, der nicht nur auf Deutsch und Spanisch singt, sondern auch Gitarre spielt, zeigt dabei rege Flexibilität. Er tritt sowohl solo auf als auch im Duo, Trio oder in einer größeren Konstellation. 2016 ging der Singer-Songwriter mit seiner Reggae- und Latin-Musik zum fünften Mal als Gewinner des deutschen Rock & Pop-Preises hervor. Das waren Zeiten, an die er sich gerne erinnert. Sie waren unbeschwert und ließen nur wenig von dem totalitären Geist erkennen, der mittlerweile mit Vehemenz alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringt.

René Moreno

Die ersten Anzeichen dieser Entwicklung hatte Moreno aber schon vor Corona wahrgenommen. Wenn er die Berichterstattung der Leitmedien verfolgte, kam es ihm schon damals so vor, als würden diese nicht die volle Wahrheit vermitteln, sondern eher zweckgebunden agieren. Während der Corona-Krise wurde diese Ahnung zur Gewissheit. Die herrschende Meinung, dem neuartigen Virus könne man nur mit harten Einschränkungen des sozialen Lebens begegnen, machte sich nach und nach in staatlichen Institutionen, privatwirtschaftlichen Betrieben und sozialen Einrichtungen sesshaft. Wer bloß den Versuch wagte, von dieser Linie abzuweichen, wurde und wird immer noch als unsolidarisch, unmoralisch, ja als Gefährder gebrandmarkt.

Moreno bezeichnet die Maßnahmen in Anlehnung an die kanadische Journalistin Naomi Klein als „Schockstrategie“. Mit ihnen würden die Menschen in Angst und Schrecken versetzt, um politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen gegen den eigentlichen Willen der Bevölkerung durchzusetzen. Der Schock zeigte auch bei Moreno Wirkung. Aufgrund der Ungerechtigkeit und der vielen Konzertabsagen fiel er in ein tiefes Loch und versuchte langsam, die Orientierung wiederzufinden. Das gelang ihm auf den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen, wo er zunächst nur beobachtete.

Auftritte auf Demonstrationen

Ab Sommer 2020 trat er schließlich auf den Veranstaltungen in Frankfurt und Darmstadt auf, sowohl als Redner als auch als Musiker. „Irgendwann hatte ich das Gefühl, es machen zu müssen“, erinnert er sich. „Um in den Spiegel schauen und später sagen zu können, dass ich nicht gekuscht habe.“ Denn genau das wirft er den etablierten Künstlern vor. Dass sie den Mund halten und sich nicht gegen die Ungerechtigkeit auflehnen, kann der Frankfurter Singer-Songwriter nicht verstehen. „Wenn sie es nicht machen, muss ich es tun“, dachte er sich.

René Moreno

Auf den Demonstrationen konnte sich Moreno aussprechen. Aber so groß dieses Bedürfnis auch war, in neuen Liedern manifestierte es sich nicht. Also performte er einige seiner alten Stücke, sozialkritische Songs, die zu der gegenwärtigen Situation passen. Einer von ihnen trägt den Titel «Alles ist gelogen» und beschäftigt sich mit den bekannten Narrativen, die Recht und Ordnung vorgaukeln, sich aber als Märchen erweisen. „Alles ist gelogen, nichts ist wahr / Seitdem ich das weiß, wir mir einiges klar“, heißt eine markante Zeile. Der Song «Jahrhunderte» sendet hingegen die Botschaft, dass Liebe die Antwort auf alle Fragen ist. Als weiteres Stück trug Moreno «Revolución» vor. Die Kernaussage trägt dieses Lied bereits im Titel.

Respekt und Ablehnung

Die Resonanz auf seine Auftritte bei den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen fiel gemischt aus. Einerseits bedankten sich bei ihm Leute auf der Straße, dass er dort spielte. Andererseits wurde ihm vorgeworfen, mit „Rechtspopulisten“ gemeinsame Sache zu machen. Ein Lokal hat sogar die Zusammenarbeit beendet. Moreno, der sich seit jeher im linken politischen Spektrum verortet, kann diese Reaktionen nicht verstehen, zumal sie auf falscher Berichterstattung beruhen und mit angeblicher Kontaktschuld argumentieren. Auch unsolidarisches Verhalten lässt sich ihm nur sehr schwer vorwerfen. Als Sozialpädagoge, der er im richtigen Leben ist, begegnet er seinen Mitmenschen mit Respekt und Empathie.

Dass er für seine Auftritte an den Pranger gestellt wird, findet Moreno mehr als traurig. Auch das ist ein Grund, warum seine Singer-Songwriter-Stimme verstummt ist. Würden ihm Ideen aus der Feder fließen, hätte er schon längst einen Song zur Corona-Krise geschrieben. Momentan fehlt ihm aber die Kraft dazu. „Wie soll ich motiviert sein, wenn ich keine Konzerte mehr geben kann – außer halt auf Demos“, sagt er. „Das raubt mir einfach die Lebensenergie.“

Kulturjournalismus braucht deine Hilfe!

Wer meine Arbeit unterstützen möchte, kann es via Überweisung oder Paypal tun. Herzlichen Dank!

Überweisung:

IBAN: DE85 1203 0000 1033 9733 04
Verwendungszweck: Spende

Spende via Paypal

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert