«How Sweet the Sound» – Doku über die Friedensaktivistin und Folk-Sängerin Joan Baez

Joan Baez gilt als Ikone der US-amerikanischen Folk-Bewegung. Sie ist aber nicht nur eine begnadete Sängerin und Gitarristin, sondern auch eine engagierte Friedensaktivistin. Als sie in noch relativ jungen Jahren gefragt worden war, wer sie sei, antwortete sie, dass ihr das Etikett „Mensch“ am treffendsten erscheine. Danach folge „Pazifistin“ und erst dann „Folk-Sängerin“. Tatsächlich dient ihre Musik zuallererst humanistischen Zwecken. In ihr drückt sich der Wunsch aus, Konflikte friedvoll zu lösen und Menschen zusammenzuführen.

Den größten Teil ihres Lebens verbrachte Joan Baez im Widerstand. Es war reich an Begegnungen und eindrucksvollen Ereignissen. Von ihnen erzählt die Dokumentation «How Sweet the Sound» aus dem Jahr 2009, die jetzt als DVD erschienen ist. Regisseurin Mary Wharton zeichnet darin das Porträt einer Musikerin, die ein außergewöhnliches Gespür für geschichtsträchtige Momente hat. Davon zeugen originelle Archivaufnahmen, die Baez an der Seite des US-amerikanischen Pastors Martin Luther Jr. oder im Bunker von Hanoi zeigen. Die Folk-Sängerin engagierte sich in der Bürgerrechtsbewegung genauso wie in dem Protest gegen den Vietnamkrieg. Sie spielte als eine der ersten im nahezu zerstörten Sarajewo während des Jugoslawien-Konflikts und gab Konzerte gegen den Einsatz von Landminen.

Joan Baez

In dem Film kommentiert die Musikerin jene Erlebnisse aus der Sicht einer gereiften Künstlerin, die im Laufe ihrer Karriere viel Leid erfahren musste, aber auch mit Größen wie Bob Dylan musizieren durfte. Der Meister selbst erinnert sich an diese Zeit mit großer Freude. In seine Aussagen mischt sich tiefe Bewunderung, die auch alte Weggefährten wie Professor Bill Fegan oder Bischof Earnest Palmer für die Folk-Sängerin hegen. Neben Interviews blendet Regisseurin Wharton ganz private Aufnahmen ein. Die Kamera ist teilweise so nah dran an Baez, dass der Eindruck entsteht, man würde der Künstlerin persönlich begegnen. Zwischendurch gibt es Szenen, die sehr emotional sind, aber auch solche mit ausgelassener Atmosphäre.

Gespräch mit Vaclav Havel

Als Bonusmaterial enthält die DVD alte Interviews und Gespräche. Eines der interessantesten ist das zwischen Baez und dem tschechischen Schriftsteller Vaclav Havel, der nach dem Zusammenbruch des Sozialismus zum Staatspräsidenten seines Landes avancierte. Beide unterhalten sich über ihre Begegnung bei einem Konzert vor vielen Jahren in der Tschechoslowakei. Das Treffen soll damals unter schweren Bedingungen stattgefunden haben, weil der Dissident zunächst von einem riesigen Polizeiaufgebot daran gehindert wurde.

Unter den Extras befindet sich auch ein Auftritt der Folk-Sängerin in Cambridge aus dem Jahr 1958. Die Performance veranschaulicht, was die Folk-Ikone seit jeher ausgemacht hat: eine klare, starke Sopranstimme und unerschütterliches Selbstbewusstsein. Mit ihrem Charme hat sich Joan Baez in die Herzen mehrerer Millionen Menschen gespielt und dabei Lieder gesungen, die noch heute jeden Friedensprotest begleiten könnten.

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