Vor wenigen Wochen fand der erste NuoVision SONGCONTEST statt, eine alternative Musikveranstaltung zum ESC, bei der 26 Akts um die Gunst des Publikums buhlten. In ihren Songs setzten sich die jeweiligen Sänger und Gruppen mit unterschiedlichen Aspekten der gegenwärtigen Krise auseinander. Mal ging es um das Wohl der Kinder, mal um die vorherrschenden Narrative der Leitmedien. Man besang das schöne alte Bargeld, verurteilte die Politikerkaste und mahnte vor einem Überwachungsstaat.
Am Ende setzte sich der Wiesbadener Künstler Ralph Valenteano mit seinem Lied «Viel zu esoterisch» durch. Der Song stieß nicht nur beim Publikum auf große Zustimmung, sondern auch bei der dreiköpfigen Jury, die er sowohl textlich als auch musikalisch überzeugte. Tatsächlich erfüllt «Viel zu esoterisch» hohe Qualitätsstandards. Der Song ist perfekt komponiert und vereint verschiedene Instrumente wie Drums, Naturbass, Rhythmus- und Sologitarre. Wer ihn hört, fühlt sich an Prince erinnert. Der funky Groove kommt so leichtfüßig daher, dass man sofort mit den Füßen zu wippen beginnt.
Ironische Aufarbeitung
So eingängig wie der Sound ist auch der Text. Valenteano greift darin die vielen Diffamierungsnarrative über Andersdenkende auf, um sie ironisch zu brechen. „Ich glaube an Atome“, beginnt Valenteano seinen Song. „Energien und Axiome / Ich glaub an Inspirationen / Keinen Bock auf Manipulationen / Ja, ich spreche auch mit Tieren / Und nee, ich leugne keine Viren.“ Das tut der Künstler wirklich nicht. Das gelte für die meisten in der Protestbewegung, versichert er: „Ich kenne so gut wie keinen, der ein Corona-Leugner ist. Ich kenne aber viele, die Probleme mit den Maßnahmen haben.“ Deswegen ärgert es ihn, dass alle Andersdenkenden pauschal als Esoteriker, Verschwörungstheoretiker oder Schwurbler bezeichnet werden. Sie bekämen einen Aufkleber, der für eine öffentliche Diskreditierung missbraucht werde.
Zwei Personen, die einer solchen Schmutzkampagne zum Opfer gefallen sind, erwähnt Valenteano auch in seinem Song, setzt ihre Namen aber so kreativ ein, dass ihre Bedeutung erweitert wird: „Ich Ken Jebsen ausstehen / Da Ganser mal von ausgehen“, heißt es an einer Stelle. Am meisten stört sich der Künstler an dem Etikett «Esoteriker», weil dieser im Corona-Kontext verhunzt werde. „Das, was Esoterik wirklich ist, stimmt nicht mit dem überein, wie der Begriff benutzt wird“, sagt er. Valenteano weiß, wovon er spricht. Spiritualität spielte schon immer eine große Rolle für ihn und beeinflusst auch sein musikalisches Schaffen. „Seit einigen Jahren nun beschäftige ich mich intensiv mit all diesen Themen, die mir durch die geistige Welt angetragen werden“, schreibt er auf seiner Homepage.
Dass im Zuge der Corona-Krise alle Andersdenkenden mit bloßen Etikettierungen verunglimpft wurden, berührte irgendwann seinen Gerechtigkeitssinn. Er hatte das Gefühl, etwas machen zu müssen. „Also schrieb ich einen Text, um die Diffamierungskampagnen ironisch aufzuarbeiten“, sagt er. Im Refrain kommt dieser Drang unmissverständlich zum Ausdruck: „Ich bin viel zu esoterisch / Viel zu esoterisch, ihr Nasen / Viel zu esoterisch / Finger weg von meinen Seifenblasen.“ Spalten will Valenteano aber nicht. Ihm gehe es darum, die Menschen zum Nachdenken zu bringen. „Diese Umkehrung der Bedeutung muss aufhören“, sagt er. Nach über einem Jahr sei es an der Zeit, einander zuzuhören und gemeinsam in einen Dialog zu treten.
Freude über NSC-Sieg
Beim Publikum des NuoVision SONGCONTEST kam seine Message jedenfalls an. Der Künstler habe sich über den Sieg riesig gefreut. „Ich finde es toll, dass es ein Titel geschafft hat, der eine Hook hat, aber nicht darauf ausgelegt ist, kommerziell zu sein. Eigentlich entspreche der Song wegen seiner Verspieltheit nicht dem Zeitgeist. Valenteano habe sich trotzdem dafür entschieden, weil er das machen will, was er fühlt und was ihm Spaß bereitet. Das Publikum schien das zu spüren.
Die Trophäe des NuoVision SONGCONTEST war jedoch nicht seine erste Auszeichnung. Valenteano hat eine bewegende Karriere hinter sich und machte schon mit 18 von sich reden, als er mit seiner damaligen Band Wetterleuchten den ersten Preis beim Bundesrockfestival gewann. Zwei Jahre später erhielt er mit einer anderen Gruppe einen Vertrag bei RCA Records. Mit der Zeit wurde seine Arbeit immer professioneller. Er betätigte sich als Songschreiber, Multiinstrumentalist und Produzent, arbeitete mit bekannten Leuten wie Sting zusammen und setzte sich mit verschiedenen Stilrichtungen auseinander. Er selbst versteht sich als musikalischen Alchemisten, der unterschiedliche kulturelle Einflüsse zu vereinen versucht.
Ob er diese Expertise beim NuoVision SONGCONTEST ein weiteres Mal unter Beweis stellen wird, bleibt abzuwarten. Seine Teilnahme im nächsten Jahr ist noch offen. Vielleicht sitzt er aber auch in der Jury. Valenteano ist jedenfalls froh, dass der alternative Wettbewerb ins Leben gerufen wurde. Die erste Veranstaltung bezeichnet er als vollen Erfolg. „Es war ein gutes Niveau“, sagt der Musiker. „Es waren viele gute Leute dabei.“ So sahen es auch die Zuschauer.