Am 19. Februar findet in der bayerischen Hauptstadt ein Konzert für Frieden und Freiheit statt. Das Event soll unter anderem an den Widerstand der beiden Dissidenten Sophie und Hans Scholl erinnern, die vor genau 80 Jahren an der Münchner Universität von dem NS-Regime verhaftet und wenige Tage später ermordet wurden. „Sie stehen stellvertretend für alle Freiheitskämpfer“, sagt Maria Pia de Vos, die den Konzertabend organisiert. Daher sei die Veranstaltung auch ihnen gewidmet. Sie soll nicht nur Mut machen, sondern auch Menschen würdigen, die sich seit der Corona-Politik auf Demonstrationen für Freiheitsrechte einsetzen, aufreibende Gerichtsverfahren führen oder in der Öffentlichkeit weiter ihre Stimme erheben. „Es wird ein Abend für die Seele“, so de Vos.
Auf dem mehrstündigen Programm stehen Musik, Lesungen und eine Theaterperformance. Eingeladen sind so bekannte Namen wie Eloas Min Barden, Perin Dinekli oder Sam Moser. Die meisten Musiker stammen aus Deutschland oder der Schweiz – so wie die Sängerin und Poetin Yoki, die zu den Stargästen des Abends gehört. Zusätzlich zu den Einzelkünstlern tritt ein Chanting Chor auf, während Julian Aicher und Mascha Orel aus ihren Texten zum Thema Freiheit lesen. Letztere ist eine in Deutschland lebende Jüdin, die in der Ukraine aufwuchs. Als eine der Mitgründer engagiert sie sich in der internationalen humanitären Vereinigung «We for Humanity», die Holocaust-Überlebende, deren Nachkommen sowie Rechtsanwälte, Ärzte, Wissenschaftler und Journalisten zusammenbringt. Während der Corona-Krise hat sich Orel einen Namen mit Aufklärungsarbeit gemacht, indem sie Ideen lieferte und viele Aktion anstieß.
Julian Aicher ist der Neffe von Sophie und Hans Scholl und Sohn von deren älteren Schwester Inge. In seinem Beitrag am 19. Februar liest er vor aus dem eigenen Werk «Im Schatten», das den Widerstandskampf und die Geschichte seiner Familie beschreibt. Aicher ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Event. Obwohl die Initiative auf Maria Pia de Vos zurückgeht, hat sie „viele tolle Unterstützer“, wie die Journalistin, Autorin und Aktivistin betont. Neben Aicher gehört dazu vor allem Susanne Sonnenschein, eine Künstlerin aus Ulm, die auch für die Theaterperformance verantwortlich ist. Die Darbietung beschäftigt sich mit dem Thema Vergebung und sendet eine versöhnliche Botschaft. Angelehnt ist sie an eine Variante des Improvisationstheaters, bei dem Tische und Stühle eine zentrale Rolle spielen.
Kultur ist ein großes Sprachrohr
Der Konzertabend beginnt um 16.00 Uhr und wird in der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten im Stadtteil München-Neuhausen ausgetragen. „Es war nicht ganz einfach, einen Veranstaltungsort zu finden“, erklärt de Vos. Die meisten stünden der in Folge der Corona-Politik entstandenen Protestbewegung ablehnend gegenüber oder fürchteten sich davor, Kontaktschuld auf sich zu laden und ebenfalls diffamiert zu werden. „Am aufgeschlossensten sind noch die Freikirchen“, berichtet de Vos aus ihren Erfahrungen. „Doch die halten sonntags ihren Gottesdienst ab – nur die der Siebenten-Tags-Adventisten nicht. Deren Messe wird jeweils am Samstag durchgeführt.“ Dass das Event auf den Sonntag, den 19. fällt, hat einen kuriosen Hintergrund. Eigentlich jährt sich die Verhaftung der Scholls tags davor. Doch am 18. Februar findet in München die Sicherheitskonferenz statt, weshalb die Veranstalterin es für geeigneter hielt, den Konzertabend um einen Tag zu verschieben.
Die Initiatorin de Vos knüpft an die Veranstaltung große Hoffnungen. „Es ist wichtig, dass wir unsere Botschaften nicht nur auf der politischen Ebene transportieren, sondern auch künstlerisch“, sagt sie. Die Kultur sei ein großes Sprachrohr. Ihr komme ein Wert zu, den man nicht unterschätzen dürfe. „Mit künstlerischen Werken lassen sich Menschen leichter erreichen. Sie sprechen den Geist genauso an wie die Emotionen. Dieses Potential muss man nutzen“, so die Autorin und Aktivistin. Sie hoffe, dass sich mit dem Konzertabend ein neues Format etabliere, damit die alternative Kultur-Szene weiterwachse und deren Botschaften mehr Gehör fänden.
Beginn: 16:00 Uhr; Ort: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Tizianstraße 18, München-Neuhausen; Eintritt: 30 €; Tickets: https://freiheitsliebe.org/konzertabend/