30. Oktober 2024

Kompass MC bedankt sich mit neuem Song beim alten Ich

Der Dortmunder Rapper Kompass MC gehört zu den Independent-Künstlern, die in ihren Songs Kritik an dem System üben. Er tritt in seiner Heimatstadt auf der Straße auf und initiiert Projekte mit Kollegen wie dem Hip-Hopper Qdenka aus Hamburg. Kaum einer ist derzeit produktiver. Kompass MC produziert einen Song nach dem anderen und dreht etliche Videos. Sein neuester Track heißt «Hallo, mein altes Ich». Mit kultur-zentner.de spricht er darüber, wie dieses alte Ich aussah und wie es sich verändert hat.

Kompass MC, dein neuer Song heißt «Hallo, mein altes Ich». Wie würdest du dieses alte Ich beschreiben?

Mein altes Ich war sehr unsicher. Ich habe sehr lange in meinem Leben keinen Sinn gesehen. Ich fühlte mich immer fehl am Platz, egal wo ich auch war. Ich kopierte andere Menschen, um irgendwie dazuzugehören, weil andere immer so auf mich wirkten, als wären sie im Leben gefestigt. Ich dagegen schwamm ohne Anker durch das Meer des Lebens und ging dabei immer mehr unter.

Wie sah dieser Untergang aus?

Er zeigte sich in einem extremen Drogenkonsum. Die schlimmsten Substanzen waren Kokain und Tilidin. Das ging insgesamt neun Jahre.

Das ist eine sehr lange Zeit. Warum hast du Zuflucht in den Drogen gesucht?

Ich hinterfragte schon damals das ganze System und fand alles scheiße. Ich sah in allem stets nur das Schlechte.

Und wie hast du dich aus dieser Situation befreien können?


Vor ungefähr dreieinhalb Jahren saß ich eines Abends alleine Zuhause auf meiner Couch und hörte diese Stimme in mir. Mir wurde plötzlich bewusst, was ich mit mir machte. Von jetzt auf gleich war mein Wille so stark wie noch nie, mich in Therapie zu begeben. Ich habe in dieser Zeit viel über mich selbst gelernt. Heute weiß ich, dass jene Stimme mein höheres Selbst war bzw. mein Ich aus der Zukunft. 

Dein Ich aus der Zukunft bist quasi du, der jetzt vor mir sitzt. Wie würdest du dein neues Ich beschreiben?

Heute ernähre ich mich vegan und trinke nicht einmal Alkohol. Ich lasse mich von nichts mehr unterkriegen. Wenn es mir mal schlecht geht, weiß ich, dass es dafür einen Grund gibt, den ich sofort zu verstehen versuche. Ich räume stets in mir auf, denn unsere Innenwelt spiegelt sich nach außen. 

Warum hast du, da es dir jetzt viel besser geht, das Bedürfnis gehabt, einen Song über dein altes Ich zu machen?


Nach dreieinhalb Jahren war es mal an der Zeit, meinem alten Ich zu danken. Denn es machte mich zu dem, der ich heute bin. Ich hätte mir niemals erträumen können, was alles in dieser Zeit entstehen würde. Nachdem ich musikalisch viele Themen aufgearbeitet hatte, wollte ich mit meiner Vergangenheit Frieden schließen. Ich weiß noch, wie ich beim Songwriting ein Gefühl der Zeitlosigkeit hatte. Ich sah mein altes Ich im hier und jetzt und spürte für dieses Ich grenzenlose Liebe.


Welche Botschaft möchtest du mit diesem Song an deine Zuhörer senden? 

Ich weiß, dass es sehr vielen Menschen sogar schlechter geht als mir damals. Mit «Hallo, mein altes Ich» möchte ich anderen Menschen zeigen, was alles möglich ist. Ich möchte ihnen Mut und Kraft schenken, damit sie nicht aufgeben und an sich glauben – vor allem in der schwierigen Lage, in der wir uns momentan alle befinden. Aber aus meiner Lebensgeschichte weiß ich, dass uns die aktuelle Situation stärker macht. Wir werden daraus lernen und wachsen. 

Du bist gerade sehr produktiv. Woher kommt diese kreative Energie?

Sie kommt aus meinem tiefsten Inneren – für mich persönlich aus Gott. Und sie kommt daher, dass ich für alles extrem dankbar bin. Ich spüre ein gewisses Vertrauen, dass ich genau jetzt die richtigen Songs schreibe. Sie werden all das Positive aufzeigen, das derzeit aus dem Negativen entsteht. Gleichzeitig werden sie den Menschen noch mehr Liebe, Mut und Dankbarkeit geben.


Wie sehen deine nächsten Projekte aus?

Ich werde weiter Musik machen. Ich arbeite gerade an meinem ersten Album. Einige Songs werden aber schon vorher auf Spotify zu hören sein. Außerdem möchte ich eine besondere Form des Coachings anbieten. Aber darüber möchte ich noch nicht viel verraten.

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