Am kommenden Donnerstag veranstaltet das Chemnitzer Kabarett «Die Ungezähmten». Was sich wie der Titel eines französischen Romans anhört, präsentiert sich als ein Mix aus Musik und Lesung. Die Ungezähmten – das sind Liedermacher, Autoren, Pianisten und ehemalige Politiker, die dem Konformitätsdruck nicht nachgeben. Sie sagen, wie es in der Ankündigung heißt, „beharrlich NEIN“, wo „alle ein JA erwarten oder Ja, wenn ein NEIN gefordert wird.“ Sie „erobern sich ihre Freiheiten und haben die Zeiten- trotz des Leidens an ihnen – gut überstanden. Sie sind bis hierhin durchgekommen und werden weitermachen.“ Wenn das Event an diesem 1. September um 20 Uhr startet, werden die «Ungezähmten» aus ihrem Leben berichten, allerdings nicht in einem Redebeitrag, sondern über das Medium ihrer Bücher oder Songs.
Als musikalischer Kommentator wird Yann Song King die Bühne betreten, ein bekanntes Gesicht aus der gegenwärtigen Protestbewegung. Der Gitarrist aus Dresden nimmt seit Beginn der Corona-Politik an sämtlichen Demonstrationen teil und unterhält die Menge mit satirischen Liedern, die auf soziale Fehlentwicklungen verweisen. Das Themenspektrum ist breit. Dominierte anfangs noch Corona sein Repertoire, nimmt er sich mittlerweile diverser aktueller Ereignisse aus Politik und Gesellschaft an. Das Publikum im Chemnitzer Kabarett darf gespannt sein, mit welchen Stücken er sie an diesem Abend unterhält. Ebenfalls mit dabei ist sein Dresdner Kollege Bernd Rump, ebenfalls Liedermacher, aber auch Theatermann und Autor. Als Künstler war er schon in der DDR aktiv, immer mit der Hoffnung, den sozialistischen Staat verbessern zu können. Nach dem Mauerfall, sagte er einst, habe er sich an die kommunistische Utopie geklammert. Später engagierte er sich zunehmend als Politiker und arbeitete bis 2010 für die Linkspartei. Seitdem ist er nach eigenen Worten „ein freier Mensch“.
Eine Dystopie auf Grundlage des Zeitgeistes
Rump, der spannende Lebensepisoden hinter sich hat, wird sicherlich literarisch darauf eingehen, genauso wie die Autorin Tanja Krienen, die viele Jahre in Spanien gelebt hat. Erst kürzlich ist ihr neues Buch «Schönes Grün» erschienen, in dem, wie der Titel andeutet, eine satirische Abrechnung mit der Partei Robert Habecks und Annalena Baerbocks erfolgt. Verfasst ist es als klassische Dystopie. Krienen persifliert darin den durch die Grünen geprägten Zeitgeist: „Individualismus und Sarkasmus sind in jeglicher Form strengstens verboten“, heißt es in der Beschreibung. Dafür beherrschen in „einem kulturlosen, von postfeministischen Strukturen geprägten Überwachungsstaat“ ominöse „Hybriden eine zur Geschlechtslosigkeit verurteilte Gesellschaft.“ Wie es ausgeht, erfahren die Gäste des Chemnitzer Kabaretts vielleicht am 1. September.
Ein ebenfalls «Ungezähmter» ist der Autor und ehemaliger Bundestagsabgeordneter Manfred Such. Seine Berufskarriere begann er allerdings als Polizist und betätigte sich als Kriminalist. Was Such in seiner Dienstzeit erlebt hatte, beschrieb er 1988 in dem Buch «Bürger statt „Bullen“», eine Streitschrift für eine andere Polizei, in der Reformen angeregt werden. Angesichts der Gewalt, die Sicherheitskräfte auf den vielen Demonstrationen gegen die Corona-Politik an den Tag gelegt haben, ist das ein aktuelles Thema. Auf der Veranstaltung wird Such sicherlich einige Worte dazu sagen. Mehr spielen als reden wird an diesem Abend der Pianist Oliver Niemzig. „Musik ist für mich eine Sprache des Herzens und untrennbar mit Gefühlen und Leidenschaft verbunden“, schreibt er auf der eigenen Webseite. Er freue sich immer darauf, jegliche Veranstaltungen „mit Hilfe dieser Sprache zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen.“ Die Gäste des Chemnitzer Kabaretts dürfen somit gespannt sein.
Dank für den tollen Vorab-Artikel, mit dem ich leider nicht bei Facebook werben konnte, weil ich ihn erst unmittelbar vor der Veranstaltung gewahr wurde.