Comedy in Zeiten von Corona – Einige zeigen Mut, andre gehen ans Eingemachte

Der Corona-Wahnsinn treibt seit 20 Monaten irrwitzige Blüten. Für Berufskomiker dürfte das ein gefundenes Fressen sein. Widersprüchliche Aussagen der Politiker, leere Versprechen, sinnwidrige G-Regeln und willkürliche Maßnahmen – das ist Stoff, aus dem hochwertiges Kabarett und geistreiche Stand-up-Comedy gemacht werden. Doch die Stars der Branche bleiben recht zaghaft. Das Thema Corona ist ein heißes Eisen, weshalb sich die meisten nicht die Finger verbrennen wollen. Und wenn sie es doch anfassen, werden meistens nicht die Politik und ihre Vasallen zur Zielscheibe, sondern die Maßnahmenkritiker. Lediglich einige wenige witzeln in die entgegengesetzte Richtung.

Als eine der ersten kritisierte Lisa Fitz die Corona-Politik. In ihren Fernseh-Auftritten spielte sie auf die Widersprüche des offiziellen Narrativs an oder die Panikmache exponierter «Experten», die ihre Warnungen häufig in den bekannten Talk-Shows verbreiten. Auch Dieter Nuhr brachte bei seinen Fernsehauftritten immer wieder Witze ein, die den Vertretern des Corona-Regimes galten. Nicht selten ging es dabei um Protagonisten wie Karl Lauterbach, Lothar Wieler oder Jens Spahn. In die gleiche Kerbe schlägt der Kabarettist Mathias Richling. Seine Sketche zeichnen sich durch scharfsinnige Parodie aus, in denen Outfit und Sprechweise so angepasst werden, dass der Charakter der dargestellten Personen in ironischer Form zum Vorschein kommt.

Richlings Kollege Helmut Schleich setzt auf das gleiche Konzept, nimmt sich aber besonders gerne den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder vor. Dessen Hardliner-Politik liefert ihm genügend Material, um im Bayerischen Rundfunk den Irrsinn der Maßnahmen sarkastisch zuzuspitzen. Eine kreative Form der Comedy präsentiert seit mehreren Monaten der Puppenspieler Michael Hatzius. Mit mehreren Tieren und Gemüsesorten inszeniert er Gespräche, in denen aktuelle Themen rund um Corona thematisiert werden – pointiert und witzig. Erst kürzlich erschien eine „Spezialfolge“ unter dem Titel «Die Echse und der runde Tisch». Darin debattieren mehrere seiner Hauptfiguren über die Sinnhaftigkeit der 2G-Regeln und tragen unterschiedliche Argumente vor, in denen die Absurdität der Maßnahmen zum Ausdruck kommt. Der Sketch regt zum Nachdenken an, ohne dass der Humor auf der Strecke bleibt.

Nikolai Binner – ein Enfant terrible

So mutig diese Kabarettisten und Komiker sind, ihr Programm bleibt verhalten und bewegt sich im Rahmen dessen, was in den Leitmedien an Kritik akzeptiert wird. Wer als Komiker die rote Linie überschreitet, bekommt im Fernsehen keine Auftritte. Deswegen muss man schon jenseits des Mainstreams suchen, um Comedy zu finden, die an den Kern geht. Das trifft vor allem auf die Arbeit des Berliners Nikolai Binner zu. Seit knapp einem Jahr veröffentlicht er auf seinem YouTube-Kanal meist kurze Videos, in denen er tatsächlich heiße Eisen anfasst und sich nicht scheut, deutliche Worte zu wählen. Binner nimmt sich auch Themen an, vor denen viele seiner Kollegen lieber die Finger weglassen. In seinen Clips geht es um Polizeigewalt und indirekten Impfzwang, um Medienhetze und Pseudoaktivismus, um die Jagd auf Regierungskritiker und die perfiden Tricks der sogenannten Faktenchecker.

Nikolai Binner / Foto: Screenshot

In einer Folge nimmt sich Binner sogar den «Volksverpetzer» vor, ein Portal, das angeblich Fake-News entlarven will, aber eigentlich nur Journalisten und andere Personen zu diskreditieren versucht, die nicht auf Regierungslinie sind. Die angeführten Argumente lassen nicht selten die Haare zu Berge stehen. Binner bezeichnet dieses Vorgehen als eine Methode, bei der Fakten mit „Nichtwissen“ widerlegt werden. Das sei ungefähr so, sagt er in diesem Video, wie wenn „dein Kumpel dir schreibt: Dortmund hat gegen Bayern gewonnen, und du schreibst zurück: falsch! Fakten: Ich hab das Spiel nicht gesehen.“

Seine Sprache ist oft sehr explizit. Sie verzichtet auf Schleifchen, bringt aber das zum Ausdruck, was bei vielen Menschen für Unmut sorgt. Gerade das macht ihn so beliebt. Die Follower-Zahlen steigen, seine Videos gehen viral. Was besonders gut ankommt, ist Binners Geradlinigkeit. Nachdem er einige Auftritte unter der 3G-Regel absolviert hatte, entschloss er sich, in Zukunft nur noch vor einem Publikum zu spielen, das vorher nicht nach dem Impfstatus sortiert wurde. Wo es solche Auftritte geben soll, wisse er nicht, schreibt der Komiker in seinem Telegram-Kanal. „Aber egal, fühlt sich falsch an den 3g shit mitzumachen“.

Kabarettist Ludger K.

Unter 2G-Bedingungen will auch Ludger K. nicht auftreten – „grundsätzlich“. Der Kabarettist ist im Comedy-Geschäft schon sehr lange dabei. Er selbst bezeichnet sich als „Rampensau“ und tritt gerne in Varieté-Theatern auf. Momentan tourt Ludger K. mit seinem Programm «Orwell war ein Optimist» durch Deutschland, doch die Auftritte stehen wegen der 2G-Regel auf der Kippe. Was bleibt, ist das Internet. Dort kursiert gerade ein Ausschnitt aus dem aktuellen Programm, ein knapp vierminütiges Video, in dem Ludger K. den gegenwärtigen Corona-Wahnsinn durch den Kakao zieht, ohne Berührungsängste zu zeigen.

Exemplarisch dafür ist die Auseinandersetzung mit der medialen Impfkampagne, in der immer wieder die Aussage bemüht wird, es sei doch nur ein kleiner Pieks. „Mit der Logik“, sagt der Comedian, „kannst du auch jemandem eine volle Knarre an die Schläfe halten und sagen: So, jetzt macht’s einmal Peng.“ Der Gag bringt treffend die perfide Methode auf den Punkt, mit der Kampagnenmacher und Faktenchecker vom Wesentlichen ablenken und die Aufmerksamkeit auf nebensächliche, ja irrelevante Details lenken. Zugleich veranschaulicht er, dass die Entlarvungen von Narrativen und Manipulationstechniken durch Comedy verdaulicher werden. Sie dringen leichter ins Bewusstsein und setzen einen Denkprozess in Gang. Genau das ist jetzt wichtiger denn je. Wir brauchen mehr solcher Kabarettisten und Komiker, die mit ihrer Kunst auch jene erreichen, die begründete Corona-Kritik pauschal als „Verschwörungstheorie“ abtun.

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