21. November 2024

Gitarrist Yann Song King: Corona-Kritik mittels Satire

Satire ist eine Kunstform, die sich besonders gut eignet, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu kritisieren. Sie setzt auf Übertreibung und zielt darauf ab, die realen Zustände ad absurdum zu führen. Zu diesem Mittel greift auch Yann Song King gerne. Der Dresdener Gitarrist tritt seit Mai letzten Jahres auf einigen Demonstrationen gegen die Corona-Politik auf und unterhält das Publikum mit Liedern, die ziemlich witzige Zeilen enthalten. Bislang sind 14 eigene Songs entstanden. Weitere 14, sogenannte Pandemie-Chart-Titel, beruhen auf bekannten Hits, die so umgewandelt werden, dass sie sich auf Corona beziehen.

In seinen Texten setzt sich der 47-Jährige immer mit realen Erfahrungen auseinander. „Es handelt sich um Fälle, die wirklich passiert sind“, sagt er und wundert sich, wie viel Satire das wirkliche Leben enthält. „Treffen sich zwei Leute“, heißt es in einem Song. „Sagt der eine – wissen Sie, ich hab bemerkt, der Müller, der trägt seine Maske nie / Wie ich den kenne, treibt der sich mit Querdenkern herum.“ Das Lied thematisiert das weitverbreitete Denunziantentum, das Yann Song King etwas zugespitzt als die eigentliche Gefahr darstellt: „Ich sage Ihnen eins, es erweckt in mir Verdruss, / Dass er sich statt vorm Virus jetzt vor Anfeindungen schützen muss.“

In einem seiner ersten Lieder, das auf Gerhard Schönes «Kinderland» basiert, bezeichnet der Musiker Deutschland als «Hygieneland». „Zwischen dem Ostssesstrand und dem Alpenland“, beginnt es, „da liegt Hygieneland / Wo die Menschen sicher leben vor Mikroben und vor jedem Virus / Alle wollen sich bewahren vor den Infektionsgefahren sämtlicher Erreger / Dieses Land ist gut geschützt, mit Superimpfstoff wird gespritzt einmal jährlich jeder.“ Yann Song King arbeitet mit Sprachwitz, singt seine Zeilen mit einem Augenzwinkern und versucht, das Publikum zum Mitmachen zu bewegen. Er selbst nennt es „Kleinkunst mit schwarzem Humor“. Es gehe darum, humoristisch das zu beschreiben, was in Wahrheit nicht zum Lachen ist.

Die ersten Demo-Auftritte

Angefangen hat alles in seiner Heimatstadt Dresden, als im letzten Frühjahr die ersten Demonstranten auf die Straße gingen. Yann Song King war auch dabei und entschloss sich spontan, die Stimmung mit seiner Gitarre etwas aufzulockern. Der Auftritt stieß auf große Resonanz, sodass in den Wochen darauf immer mehr Anfragen von Demonstrationsveranstaltern aus anderen Städten kamen. In der Folge spielte er auf weiteren Bühnen und schrieb neue Songs, die er dort vortragen konnte.

Yann Song King

Die meisten Demonstrationen finden jeden Montag in Sachsen statt. In rund 80 Städten und Gemeinden treffen sich Menschen, deren Zahl zwischen 50 und 1.000 variieren soll. „Allerdings wird kaum darüber berichtet“, bedauert der Musiker. Dabei sei die Zahl der Demonstrationen so groß, dass die Polizei nicht mitkomme, alle Veranstaltungen zu regulieren. „Von Bürgerspaziergängen bis hin zu Kundgebungen gibt es verschiedene Protestformen, die teilweise ohne Beaufsichtigung ablaufen“, so Yann Song King.

Wie viele Maßnahmenkritiker stört sich der Musiker daran, dass die Angst vor dem Virus sich derart tief in das allgemeine Denken eingegraben hat, dass selbst Studien, die dem öffentlichen Narrativ widersprechen, ausgeblendet werden. „Die Krankheit entwickelt in den Köpfen ein Eigenleben“, sagt er. Ihm will es auch nicht einleuchten, warum viele Menschen den Verlust der Grundrechte so leichtsinnig hinnehmen. Man müsse doch erkennen, dass dieser Mechanismus gefährlich sei. Dabei verweist er auf die Geschichte, die zeige, dass die Herrschenden Notsituationen gerne ausnutzen, um Freiheitsrechte abzubauen. Daraus sollte man doch gelernt haben, findet er.

Top 14 der Pandemie-Charts

Aus dieser Unzufriedenheit heraus nimmt er seit knapp einem Jahr an den Demonstrationen teil, die gewissermaßen zu seiner musikalischen Geburtsstunde wurden. Vor Corona trat er eigentlich nie alleine vor einem Publikum auf, sondern spielte hauptsächlich in Bands. Seit seinem ersten Auftritt in Dresden hat sich das geändert. Das Repertoire ist breiter geworden, so dass Yann Song King mittlerweile ein größeres Programm bieten kann. Dazu gehört unter anderem seine «Top 14 der Pandemie-Charts», aus der er nach Bedarf auswählt. Dort landen schon mal Lieder, die zum Beispiel den Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder durch den Kakao ziehen.

„Wenn ich ganz lang auf der Straße nach Süden lauf“, heißt es in dem Song, „dann komme ich in Bayern an / Ihr wisst, wer dort regiert / Und wer sich dort aufführt wie der Corona-Supermann / Aber dann schau ich die Daten an / die sehn für Bayern ganz mies aus“, singt der Künstler auf einer Veranstaltung in Dresden. Das Publikum lächelt bereits und explodiert schließlich, als Yann Song King den Refrain anstimmt: „Auf der Straße gegen Söder / Und seine kruden Ideen / Sie bringen nichts, das kann jeder / an Bayerns Zahlen sehn“. Es besteht kein Zweifel: Der Gitarrist hat seine Nische gefunden.

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