Singer-Songwriter René Moreno sorgt bei Montagsspaziergängen mit Improvisationen für gute Laune

Die Corona-Politik hat viele Kulturschaffende hart getroffen. Mit dem Verbot von Veranstaltungen verloren sie nicht nur Gagen, sondern durften auch lange Zeit ihre Kunst gar nicht ausüben. Wer gegenüber den Maßnahmen kritisch ist und sich beispielsweise gegen eine Impfung ausspricht, darf immer noch nicht auftreten. Das zerrt an den Nerven, weshalb sich einige Künstler in ihrer Kreativität gehemmt fühlen. Sie können schlicht keine neuen Werke produzieren. Doch manche entdecken die Kraft der Improvisation – so wie René Moreno.

Der Singer-Songwriter mit peruanischen Wurzeln tritt seit mehreren Wochen auf den Montagsspaziergängen in Frankfurt auf und lässt sich von dem jeweiligen Augenblick inspirieren, um in einer Mischung aus Gesang und Rap entweder Gedanken sowie Eindrücke zu verarbeiten oder eine Botschaft zu senden. Er spielt einige seiner alten Songs und flicht in sie Versatzstücke aus bekannten Reden, Alltagserfahrungen oder aktuellen Ereignissen hinein.

Zu berichten gibt es bei solchen Auftritten so einiges. Als Musiker, Sozialpädagoge und Freiheitsaktivist hat Moreno in den letzten zwei Jahren sehr viel erlebt. Er fühlte die Ungerechtigkeit der medial gestützten Hetzkampagne gegen Andersdenkende und bekam deren Wirkung persönlich zu spüren. Nachdem der 47-Jährige auf einigen Demonstrationen gegen die Maßnahmen aufgetreten war, beendeten einige Musikveranstalter sofort die Zusammenarbeit mit ihm. Die unterschiedliche Haltung gegenüber der Corona-Politik spaltet die Gesellschaft, nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen. Aufgrund solcher Bedingungen fällt es Moreno schwer, auch für seine Band Gigs zu bekommen. Bis 2020 spielte man noch gemeinsam auf Festivals, Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten. Seitdem müssen sich die Gruppen-Mitglieder aufs Proben beschränken.

Musik voller Optimismus und Humor

Dafür findet er gerade auf Montagsspaziergängen seine Erfüllung, als Solo-Akt, der sonnige Melodien mit politisch-gesellschaftlichen Inhalten vermischt. Moreno versteht sich als Entertainer mit Hang zum Optimismus und Humor. Wenn er auf seiner Gitarre spielt und mal in deutscher, mal in spanischer Sprache singt, werden tropische Gefühle wach. Der Latino-Sound versprüht gute Stimmung, animiert zum Tanzen und verleitet zum Mitsingen. Diesem Motto bleibt er bei seinen Demonstrationsauftritten treu, auch wenn das, was er improvisatorisch zum Besten gibt, teilweise schwer wiegt. Als Sozialpädagoge gehört er zum Pflegepersonal, das von der Impfpflicht betroffen ist. Wie viele Kollegen wird Moreno in wenigen Wochen wegen seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Corona-Vakzin seine Arbeit verlieren, obwohl er seinen Beruf sehr gerne ausübt.

René Moreno

Die staatlich verordnete Schikane beschäftigt den Musiker sehr. Wenn er darüber in seinen Improvisationseinlagen singt oder rappt, spricht er vielen anwesenden Kollegen aus der Seele. Gleiches gilt für alle anderen Themen, die je nach Moment in die Live-Performance einfließen. Es geht um den Russland-Ukraine-Konflikt, um den Krieg zwischen Reich und Arm, um die Doppelmoral von Politik und Medien oder um die Selbstgerechtigkeit der sogenannten Gegendemonstranten. Moreno bezeichnet diese Auftritte als sehr kreative Momente. „Da passiert etwas Magisches“, sagt er. „Es entsteht eine Lebendigkeit, die ein festgeschriebenes Lied nicht haben kann.“ Es sei eine Art Stream of Consciousness, ein Bewusstseinsstrom, in dem künstlerische Kreativität zur Entfaltung komme.

Begegnung mit SchwrzVyce

Die Idee zu solchen Auftritten soll ihm nach einem Treffen mit dem Rapper SchwrzVyce gekommen sein. Als dieser ebenfalls bei einem Spaziergang in Frankfurt auftrat, fühlte sich Moreno an seine Ursprünge im Hip-Hop erinnert. „Ich dachte nur: Ja, da komme ich her“, erinnert sich der Latino-Sänger. „Plötzlich erschien mir Hip-Hop als geeignetes Mittel, zu den Menschen zu sprechen.“ Also packte er alte Stücke aus, die zu der gegenwärtigen Situation passen, sozialkritische Songs wie «Jahrhunderte». „Wir laufen durch die Jahrhunderte“, heißt die Anfangszeile, „gepeinigt von demselben Leid / Versklavt und verschifft durch die Weltenmeere / Pass auf, wenn das Schiff loslegt / dann gibt es keine Zeit.“

Die Improvisation sieht dann meistens so aus, dass Moreno den Text variiert und beispielsweise Zeilen aus der «I have a dream»-Rede Martin Luther Kings rappt. Oder er geht auf die Diffamierungen der an der Seite stehenden Zuschauer ein, so wie beim Rosenmontagszug in Mainz, wo der Singer-Songwriter einen Gastauftritt hatte. Die Resonanz fällt positiv aus, auch weil es Moreno gelingt, das Protestpublikum mit humoristischen Einlagen bei Laune zu halten. Der Frankfurter Singer-Songwriter fühlt sich in dieser Rolle sehr wohl. Songs zur gegenwärtigen Situation mag er derzeit nicht produzieren. „Alles ist im Fluss“, begründet er diese Entscheidung. „Es ist kaum möglich, etwas zu schreiben, was in einigen Wochen nicht schon veraltet ist.“ Improvisationen bieten ihm weitaus mehr Ausdrucksmöglichkeiten.

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