Pointierte Zeilen, sprachgewaltige Reime: Conscious Rap legt den Finger auf die Wunde. Er weist auf Missstände hin und prangert Ungerechtigkeit an. Er bringt die Zuhörer zum Nachdenken und wirbt für mehr Aufmerksamkeit gegenüber Missständen. Als Subgenre des Hip-Hop beschäftigt sich Conscious Rap mit Themen, die politisch und sozialkritisch grundiert sind. Seine Wurzeln liegen im US-amerikanischen Raum, wo ihn namhafte Größen wie Public Enemy, 2Pac oder KRS-One kultivierten.
Hier in Deutschland zählen Curse, Prinz Pi oder Samy Deluxe zu den bekanntesten Vertretern. In ihren Fußstapfen sieht sich unter anderem der 32-jährige Brigo, ein Rapper aus dem Oldenburger Land, der wie viele Independent-Künstler vorrangig in den sozialen Medien von sich reden macht. Wer auf SoundCloud nach ihm sucht, findet acht Tracks. Auf Facebook und Instagram lassen sich weitere Songs ausfindig machen. Was sofort auffällt, ist ein Sound, der an die 90er Jahre erinnert. Oftmals ist es ein heiterer, aufmunternder Beat, zu dem Brigo locker-flockig pointierte Lines wie diese abfeuert: „Kapitulation des Verstands / Wir leben in einem unfassbar verlogenen Land / Die Handfesseln sind stramm / Charakter hässlich und krank / Seelenlose Wärter weben am Teppich der Angst.“
Brigos Themen
In seinen Texten setzt sich der Rapper mit Themen wie Konsum, Fremdbestimmung, Sinnvergessenheit, Eintönigkeit des Alltags und Erfolgsdruck auseinander. Er befasst sich aber auch mit inneren Konflikten, die weit in den privaten Bereich reichen oder den gesellschaftlichen Anforderungen geschuldet sind. „Ich kämpfe täglich gegen mich selbst / Mal bin ich Loser / Mal bin ich Held / Die Angst eine Fratze / hässlich entstellt“, heißt es beispielsweise in dem Song «Held oder Loser». Neben solch düsteren Aussagen finden sich aber auch Zeilen, die aufmunternd klingen. Sie propagieren einen optimistischen Blick nach vorne und ermutigen dazu, das Schicksal hoffnungsvoll selbst in die Hand zu nehmen.
Mit dieser Botschaft beginnt der Track «Ei des Kolumbus». Es ist ein Plädoyer für den Mut zur Selbstverwirklichung: „Streck deine Arme aus, greif / Nach jedem Stern, den du siehst / Egal wie schwach er auch scheint / Vielleicht wartet auf dich ein befreiender Umbruch / Die Lösung ist leicht / wie beim Ei des Kolumbus“. Brigo weiß, wovon er spricht. Der Weg eines Independent-Künstlers ist hart und steinig. Der Rapper macht Musik seit knapp zwanzig Jahren. In der frühen Jugendzeit entstanden seine ersten Texte, allerdings auf Englisch. Dabei orientierte er sich zunächst am Rock-Rap à la Limp Bizkit.
Musikalischer Werdegang
Wenig Später ging er dann doch zu seiner Muttersprache über, weil er sich in ihr besser ausdrücken konnte. Das stellte er bei den ersten Rap-Battles unter Beweis, die eine experimentelle Phase einläuteten. Brigo sprang zwischen Partymusik, Gangsta- und Conscious Rap, bis die Themen seiner Songs zunehmend politisch und sozialkritisch wurden. Es folgte eine Zeit in der Gruppe «Aufjeden Derbe», mit der er erstmals regelmäßig auf der Bühne auftrat. Seit 2015 betätigt sich Brigo wieder als Solo-Künstler und performt seine Songs in Clubs, auf Privatpartys oder auf Wettbewerben.
Als Conscious Rapper beschäftigt sich der 32-Jährige momentan viel mit der gegenwärtigen Corona-Krise, die viele Fragen aufwirft. Wie so manche Beobachter ist auch er auf Widersprüche der medial gestützten Regierungsnarrative gestoßen, die ihn skeptisch machen. Er moniert die undifferenzierte Berichterstattung und die pauschale Verleumdung von Maßnahmen-Kritikern. Er schaut mit Argwohn auf die Verquickung von Politik und Wissenschaft und ärgert sich über die ständige Bevormundung des Staates, der tief in das Privatleben der Bürger dringt.
Bereits im Frühjahr entstanden zu diesem Themenkomplex zwei kurze Songs, die Brigo in Form zweier Clips auf Facebook, Instagram und Telegram veröffentlicht hat. „Krise hier, Krise da / Niemand sieht wirklich klar / Fokus liegt auf Gefahr / Hysterie oder wahr?“, bringt er die Verunsicherung auf den Punkt, die sich durch widersprüchliche Informationen ergibt. In anderen Zeilen macht sich hingegen die Wut auf die ansteigende Überwachung bemerkbar: „Kein Bock darauf, noch eine Pressekonferenz zu glotzen / Ja, ich finde Tracking-Apps zum Kotzen / Möchte Technokraten-Fressen boxen“.
Diese zwei Songs sind nur ein Appetizer darauf, was der Rapper zum Thema Corona zu sagen hat. Viele Texte sollen bereits fertig sein. Es geht nur noch darum, sie zu vertonen. „Im nächsten Jahr will ich mich daransetzen und eine möglichst gute Qualität abliefern“, sagt Brigo, der an sich selbst hohe Ansprüche stellt. Seine Leidenschaft für die Musik sei sehr groß, weshalb er stetig weiter produzieren möchte, auch wenn ihm ein Plattenvertrag versagt bleibt. Er wäre aber auch nicht abgeneigt, mit seiner Kunst den Lebensunterhalt bestreiten zu können.