Mit seinem Song «Fake News Media» wurde SchwrzVyce deutschlandweit bekannt. In dem Track greift der Rapper aus Hessen die sogenannte Vierte Gewalt an und wirft ihr vor, eine alles andere als objektive Berichterstattung zu betreiben. Kaum eine Demonstration gegen die Corona-Politik geht vorüber, ohne dass die Teilnehmer den Song spielen. SchwrzVyce selbst tourt seit Monaten von Stadt zu Stadt und performt den Hit live.
«Fake News Media» ist zu einer Art Hymne der Protestbewegung geworden, die jeder mitsingen kann. Der Rapper spricht mit seinem medienkritischen Song vielen Demonstranten aus dem Herzen. Nun legt er nach und veröffentlicht einen neuen Track, der den Titel «Morpheus» trägt – nomen est omen. Damit referiert SchwrzVyce auf den griechischen Gott des Traumes, vor allem aber auf einen fiktionalen Charakter aus dem Film «Matrix». Darin bietet die von Laurence Fishburne gespielte Figur dem Protagonisten Neo eine rote Pille an, damit dieser aus seinem Traum aufwacht. „In dem Song stelle ich quasi Morpheus dar und möchte den Leuten beim Aufwachen helfen“, erklärt der Rapper.
Ermutigung zum Demonstrieren
Wie viele aus der Demonstrationsbewegung ist SchwrzVyce der Meinung, dass ein sehr großer Teil der Bevölkerung noch immer zu passiv bleibt – nicht für seine Freiheitsrechte kämpft, sich von der Politik einlullen lässt und in einer Illusion lebt. Mit seinem Song will er diese Menschen aufrütteln. Er will sie ermutigen, sich an den Demonstrationen zu beteiligen und ihre Rechte einzufordern. „Zusammen ist man stark“, sagt er. Dieses Gefühl vermittelt der Rapper gleich zu Beginn seines Songs: „Bruder gib mir High Five / Wir kämpfen für die Freiheit / Und stehen für die Einheit / Das hier ist ein Highlight.“
Die Message geht nicht nur aus dem Text hervor, sondern drückt sich auch in der Bildersprache des knapp dreiminütigen Musik-Clips aus. Darin rappt SchwrzVyce vor einem an die Matrix-Ästhetik angelehnten Hintergrund und tanzt gemeinsam mit Selin Nitzsche zum poppigen Sound. Nach und nach wippen verschiedene bekannte Gesichter aus der Protestbewegung mit, während zwischendurch Ausschnitte von Demonstrationen in Berlin oder Stuttgart eingeblendet werden.
Auf den Veranstaltungen begegnet der Rapper oftmals denselben Menschen. Die Protestler seien zu einer Familie geworden, weshalb in «Morpheus» die Wir-Form vorherrsche: „Wir stehen für Veränderung / Und bleiben bis zur Dämmerung“, heißt es. Oder: „Zusammen gehen wir demonstrieren / Auch wenn Bullen uns schikanieren / Komm halte meine Hand fest / Wir übernehmen das Land jetzt.“ Die Lyrics seien bewusst einfach strukturiert, damit die Menschen sie leichter einprägen und den Song auf Demonstrationen mitsingen können. „Hoffentlich trägt er dazu bei, dass andere Menschen unserem Beispiel folgen“, sagt der Rapper. „Er soll die rote Pille sein.“
Gesellschaftlicher Neuanfang
Die Bewegung werde auch in Zukunft stetig wachsen, davon ist der Künstler aus Hessen überzeugt. Sein Optimismus geht sogar so weit, dass er von einem Neuanfang spricht. „Viele Menschen können sich mit den Altparteien nicht mehr identifizieren“, sagt er. Deswegen bildeten sich derzeit neue Strukturen – nicht nur politisch, wie es «Querdenken» beweise, sondern auch kulturell. Immer mehr Newcomer griffen zum Instrument oder Mikrophon, um ihre Erfahrungen während der Corona-Krise kritisch zu verarbeiten. Während etablierte Musiker ihre Konzerte verschöben, träten sie regelmäßig auf Demonstrationen auf und vernetzten sich. „Auf diese Weise entsteht eine alternative Musik-Szene, die in Konkurrenz tritt mit dem Establishment“, so SchwrzVyce.
Diese Entwicklungen zeigen seiner Meinung nach, dass es Veränderungen in der Gesellschaft gibt. Ein Neuanfang sei kaum zu übersehen. Das mache sich allein daran bemerkbar, dass man mit allen Mitteln versuche, die Protestbewegung zu bekämpfen. „Das Bild von ihr wird medial verzerrt“, beklagt sich der Rapper. Mit «Morpheus» will er deshalb erreichen, dass man ihren wahren Kern erkennt. „Es ist eine bunte Bewegung, die aus alten wie jungen Menschen besteht, aus Rockern und Hip-Hoppern, aus Urbayern und dunkelhäutigen Menschen – alles ist dabei“.
Die Widerstandsbewegung sei ein Querschnitt der ganzen Gesellschaft. Sie werde täglich größer und einflussreicher. Man solle sie nicht unterschätzen, wie der «Morpheus»-Refrain zu verstehen gebe: „Und am Anfang haben sie nur gelacht / Doch was haben sie sich nur dabei gedacht / Halten uns in Schach / Doch wer hält hier die Macht / Sag mir das / Pass auf, denn das Volk ist aufgewacht.“