21. November 2024

Mit gewohnt satirischem Sprachwitz – Yann Song Kings neues Album

Der Gitarrist und Singer-Songwriter Yann Song King hat sich im Laufe der Corona-Krise einen Namen gemacht – mit satirisch-witzigen Musikstücken, die vor allem auf Demonstrationen die Stimmung auflockern. Anfangs textete er noch bekannte Hits so um, dass sie sich auf die gegenwärtige Situation bezogen. Später produzierte er auch eigene Songs, behielt aber den humorvoll-bissigen Ton bei. Diese Art der politischen Unterhaltung kam in der Protestbewegung gut an, weshalb Yann Song King fortlaufend in andere Städte zu Auftritten eingeladen wurde. Sein Œuvre wuchs kontinuierlich und weist mit dem kürzlich erschienen Album «Vergessen? Nö!» einen mittlerweile stattlichen Umfang auf.

Der Titel deutet an, dass sich der Gitarrist und Singer-Songwriter darin erneut auf die gesellschaftlichen Verwerfungen der vergangenen drei Jahre bezieht. Das Album rechnet mit all jenen ab, die Maßnahmenkritiker diffamiert, ausgegrenzt und in die rechte Ecke geschoben haben. Diese wiederum werden in dem einen oder anderen Song gewürdigt, als Freigeister und Selbstdenker, die standhaft blieben und sich nicht vor den Karren des politmedialen Mainstreams haben spannen lassen. „Es tut so gut unter Menschen zu sein“, heißt es etwa in dem Auftaktsong «Menschen wie ihr», „die den Speichel der Fürsten nicht lecken, / die für die eig’nen Gedanken bereit sind, / bei anderen anzuecken.“

Würdigung der Maßnahmenkritiker

Als eine Hommage an die Maßnahmenkritiker kommen auch die beiden Stücke «Dor Leutl» und «Freigeistermarsch» daher. Während Letzterer mit Trommeln und Chorgesang alle Voraussetzungen für eine Demonstrationshymne mitbringt, bringt «Dor Leutl» im heiteren Ton die Lässigkeit von Menschen zum Ausdruck, dich sich von der Verbotspolitik unbeeindruckt zeigen. Yann Song King changiert zwischen Lob und Kritik, greift dabei aber verschiedene Aspekte des politisch-gesellschaftlichen Zeitgeschehens auf. «Die heilige Barbara» etwa handelt von der möglichen Abschaffung des Bargelds. «Das Versprechen» karikiert hingegen den senilen US-Präsidenten Joe Biden, der bei einem missglückten Presseauftritt für Aufregung sorgt, indem er den Teleprompter-Text falsch vorliest: „In einem Land, das glaub’ ich jeder kennt / regierte mal ein leicht dementer Präsident. / Etwas morsch und löchrig war sein Geist, so dass er manchmal etwas durcheinander schmeißt.“

Gitarrist und Singer-Songwriter Yann Song King

Der gegenwärtige Krieg in der Ukraine kommt ebenfalls zur Sprache. Die «Ballade vom Friedenskuchen», mehr Gedicht als Lied, zieht die hiesigen Solidaritätsbekundungen durch den Kakao, mit süffisanten Pointen, die sich auf die „Spendenhilfe“ oder auf die „breite Zustimmung für möglichst rasche Militärexporte“ beziehen. Nicht weniger spitz formuliert ist der Song «Laute Wasser sind flach». Er wurde vorab ausgekoppelt und stellt in einer sehr metaphorischen Sprache den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach als einen Entscheidungsträger dar, der mit seiner ständigen Panik die Gesellschaft daran hindert, ein ruhiges Leben zu führen: „Durch unser Tal da geht ein lauter Bach. / Der macht nen fürchterlichen Krach. / Und jeder, der sich einmal sein Getöse anhört, / versteht, warum ein lauter Bach uns stört. / In unser’m Tal da geht ein lauter Bach / den Leuten auf die Nerven Tag und Nacht.“

Musikalisch sehr vielseitig

Solche Songs mit ernstem Inhalt, humorvollem Unterton und hintergründigem Sprachwitz sind Yann Song Kings Markenzeichen. Der Gitarrist und Singer-Songwriter tut sich jedoch nicht nur mit treffenden Pointen hervor, sondern auch stilistisch. Musikalisch bewegt er sich zwischen verschiedenen Genres und stellt das auf dem neuen Album ein weiteres Mal unter Beweis. Zu finden sind unter anderem Stücke, in denen Blasinstrumente und ein Akkordeon zum Einsatz kommen und sie dadurch als Volkslieder erkennen lassen. «Die heilige Barbara» enthält dagegen Klaviertöne, während «Das Versprechen» mit energischem Pop-Sound und elektronischen Einsprengseln zum Tanzen animiert. Gelegentlich wird es sogar rockig, so wie in dem titelgebenden Song «Vergessen? Nö!», wo Yann Song King kräftige Drums zu seinem sanften Gesang erklingen lässt.

Wer das Lied hört, erkennt sofort seinen hohen Stellenwert. Der Musiker aus Dresden zieht darin eine Bilanz der Maßnahmenzeit und leistet seinen eigenen Beitrag zur anstehenden Aufarbeitung. „Hallo Menschen, habt ihr mitgemacht? / Habt ihr uns ausgelacht?“, beginnt eine Strophe, in der daran erinnert wird, wie ein Großteil der Gesellschaft mit Maßnahmenkritikern umging. „Und habt ihr einfach nur gedacht, / dass es Euch und dass es Irre gibt, / die man beiseiteschiebt, und die man weggeschlagen kriegt?“ Der Refrain bringt die Message schließlich auf den Punkt – mit Zeilen, die zu den schönsten des ganzen Albums gehören: „Verteufelt, gehasst, gejagt und gefasst / Das tat uns weh, doch glaube ich / dass ich schon versteh. / Verstehen? Ja. / Vergeben? Vielleicht. / Vergessen, vergessen?“, fragt Yann Song King zweimal und gibt eine knappe, aber deutliche Antwort, indem er das „Nö“ in die Länge zieht. Damit dürfte er vielen aus dem Herzen sprechen.

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