Bildende Kunst leidet noch immer unter der Corona-Politik

Für Kulturschaffende kamen die Corona-Maßnahmen einem Berufsverbot gleich. Was diese Politik bewirkt hat, zeigt sich in seinem ganzen Ausmaß zwei Jahre nach Einführung von Lockdown und Hygieneregeln. Wer im Bereich der Bildenden Kunst tätig ist, leidet finanziell wie psychisch, insbesondere Akteure, die die «neue Normalität» kritisch sehen und nicht jede Vorschrift umsetzen wollen. Das gilt sowohl für Künstler als auch für Aussteller. Letztere müssen sich derzeit noch an die G-Regeln halten und dürfen erst in wenigen Tagen darauf hoffen, dass sie mit den andren „tiefgreifenden Maßnahmen“ fallen. Doch das Misstrauen gegenüber dem Staat hat Spuren hinterlassen. Dafür waren die letzten 24 Monate zu bewegend.

Wie alle anderen Kultureinrichtungen mussten Galerien von einem Tag auf den anderen schließen. Bis sie ihre Pforten wieder öffnen durften, vergingen einige Monate. Zu diesem Punkt hat sich die gesellschaftliche Stimmung bereits verändert. Viele, sehr viele Menschen waren wegen der andauernden medialen Panik verängstigt und blieben lieber zu Hause, als dem Kunstgenuss zu frönen. Der große Ansturm blieb aus, zumal die Behörden den Zutritt quantitativ wie qualitativ einschränkten. Wer keine Angst vor einer Ansteckung hatte, musste Abstand halten, eine Maske tragen und die eigenen Kontaktdaten angeben. Ein Kunsterlebnis stellte der Besuch einer Galerie also nur bedingt dar.

Die wirklichen Schwierigkeiten begannen jedoch, als die Regierung im Spätherst 2020 einen weiteren Lockdwon verhängte. Mit dieser Entscheidung schwand das Vertrauen in die Regierung rapide. Künstlern wie Galeristen wurde bewusst, dass die Politiker sich nicht davor scheuen, immer wieder zu dem Instrument der Abriegelung zu greifen. Bei den Akteuren stellte sich Unsicherheit ein, ja eine gewisse Zukunftsangst, die bis heute andauert. Fielen die Einnahmen im Jahr 2020 ohnehin so gut wie ganz aus, deutete der zweite Lockdown darauf hin, dass die folgenden 12 Monate keine Besserung bringen würden. Galeristen durften nicht öffnen, und die Künstler nicht ausstellen – und somit auch nicht ihre Werke verkaufen. Beide Gruppen fielen in ein finanziell schwarzes Loch. Um zu überleben, mussten sie Geld mit Nebenjobs verdienen, mit Verrichtungen, die teilweise fernab ihres eigentlichen Metiers liegen.

Kreative Blockade

Der psychische Effekt dieser Erfahrungen ist nicht zu unterschätzen. Künstler brauchen Sichtbarkeit. Sie wollen mit dem Publikum in Kontakt treten und ihre Werke erklären. Weil sie das so lange nicht konnten, wichen sie ins Internet aus. Dort präsentierten sie ihre Kunst vornehmlich auf Instagram. Doch auf Dauer vermag das nicht zu befriedigen. Bei nicht wenigen Künstlern stellte sich eine Blockade ein, die sich noch immer nicht lösen lässt. Der kreative Prozess basiert oftmals auf innerer Ausgeglichenheit. Künstler sind hochsensible Wesen, die sich in ihrer Schaffenskraft eingeschränkt fühlen, wenn die äußeren Bedingungen nicht stimmen. Und die sind bis heute alles andere als optimal.

Zu den finanziellen Problemen kommt die gesellschaftliche Ausgrenzung. Es gibt Künstler, die ihre Werke nicht ausstellen durften, weil sie nicht geimpft sind. Das nagt an ihnen genauso wie die Spaltung innerhalb der Branche. Viele Freundschaften sind wegen der coronabedingten Reizthemen zerbrochen. Das hinterlässt eine bleibende Wirkung. Depressionen und Zukunftsängste bestimmen derzeit den Alltag, wobei manche Künstler die Erfahrungen der letzten zwei Jahre zu verarbeiten versuchen. Sie kanalisieren ihre Frustration, haben zwischendurch aber auch Momente, in denen sie ihre Arbeiten wieder zerstören, weil ihnen die Erinnerungen so nahegehen. Aus genau diesem Grund wollen wiederum andere Künstler das Corona-Thema überhaupt nicht anfassen. Sie haben Existenzängste und fragen sich, ob sie in Zukunft überhaupt wieder malen können. Die Corona-Politik lässt Kunst und Kultur verkümmern. Und nicht wenige Akteure verlieren allmählich den Mut.

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Ein Gedanke zu “Bildende Kunst leidet noch immer unter der Corona-Politik

  1. Lieber Eugen,
    danke für diesen Artikel. Wie immer siehst du aufmerksam auf das Geschehen und bringst den Punkt ganz behutsam zu Papier. Genau so ist es. So viele ehemals so kreative und auch aktive Künstler und Künstlerinnen und auch deren kreatives „Begleit“-Personal, danke dass du sie nicht vergessen hast, liegen darnieder. Depressiv, verängstigt, ums überleben kämpfend und sehr misstrauisch geworden in den letzten 2 Jahren. Mir kamen die Tränen beim Hören (auf den Nachdenkseiten, sehr schön dich dort vermehrt zu finden) und ich hoffe dass sich diese ehemalig wunderbare Szene irgendwie wieder erholt und wieder zu ihrer Vielfalt zurückfindet.
    Danke Dir fürs Hinsehen und Aufzeigen.
    Liebe Grüße und bleib wie du bist,
    wünscht sich die Zab von Radio Emergency

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