Vor wenigen Monaten strahlte der Internetsender NuoViso seinen Songcontest aus. Angelehnt war er an den mainstreamigen ESC, mit dem Unterschied, dass in der Show ausschließlich kritische Independent-Künstler auftraten. Der Zuspruch war immens. Nun will NuoViso das Konzept ausbauen. Geplant ist eine Chartshow, die ohne einen Wettbewerb auskommt, aber dennoch hochkarätige Musiker jenseits des Mainstreams präsentiert. Die erste Folge soll am Samstag online gehen.
Die Zuschauer erwartet ein musikalischer Mix aus ruhigen und energischen Stücken. Das eine oder andere Gesicht dürfte noch aus dem NuoVision Songcontest bekannt sein. Die Interpreten decken wieder ein breites Spektrum ab, indem sie unterschiedliche Genres vertreten. Ob Hip-Hop, Pop, französisches Chanson oder Movie Metal – es ist für alle etwas dabei. Zum Start präsentieren sich 13 Acts, wobei einige von ihnen Lieder in einer anderen Sprache vortragen. Einschränkungen gibt es in dieser Hinsicht nicht. Gleiches gilt für den Inhalt, der systemkritisch sein darf und sich auf die aktuelle politisch-gesellschaftliche Situation beziehen kann – aber nicht muss.
Im Western-Stil
Wie oft die NuoVision Chartshow ausgestrahlt wird, ist noch nicht klar. Sender-Chef Frank Höfer könnte sich gut vorstellen, den Rhythmus nach der Zahl der Teilnehmer auszurichten. Somit würden alle 13 Wochen genau 13 Acts präsentiert werden. „Das wäre stimmig“, so Höfer. Die tatsächliche Frequenz hänge aber auch davon ab, wie gut die Show ankommt und ob es dem Sender gelingt, den enormen Aufwand in regelmäßigen Abständen zu stemmen. Die Latte hängt tatsächlich sehr hoch. Was die NuoVision Chartshow ausmacht, ist eine Mischung aus Musik und Film. Zwischen den jeweiligen Künstlerauftritten sind immer kurze Clips zu sehen, die einen cineastischen Charakter haben. Als Protagonist fungiert hier kein anderer als der NuoViso-Entertainer Juri, der mit seinem Sohn jeweils eine kurze Geschichte erzählt.
Jeder Kurzfilm trägt eine Überschrift. Der allererste heißt «Die Beerdigung» und bezieht sich auf den Musiksender MTV, dessen Logo Juri als Cowboy in der Wüste mit Erde zuschüttet. Die Anspielung dürfte leicht zu verstehen sein. Der Sender hat die Musik ins Fernsehen gebracht und bemühte sich über Jahrzehnte, auch unbekannten Künstlern eine Plattform zu geben – bis er sich von seinen Grundsätzen verabschiedete und im Einheitsbrei des Mainstreamfernsehens versank. „Das war mal ein Guter, aber er hat stark nachgelassen“, sagt Juri in seine Rolle. „Und am Ende schien es, als wäre er uns nie gutgesonnen gewesen.“ NuoViso tritt nun in MTVs Stapfen, lautet die Aussage dieses Einstiegsvideos.
Die Western-Ästhetik zieht sich durch die ganze Show. Immer wenn Juri in den kurzen Filmen sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellt, erscheint er in einer weitläufigen Umgebung mit Colt und Cowboy-Hut. „Das Genre soll jedoch von Folge zu Folge variieren“, verrät Frank Höfer. Er könne sich durchaus vorstellen, dass die kurzen Filme mal in einer Science-Fiction-Aufmachung gedreht werden oder mal das Forest-Gump-Thema ins Zentrum rücken. An Ideen fehlt es den Machern nicht. Man darf gespannt sein, wie sie umgesetzt werden. Die erste Folge nährt zumindest große Erwartungen.