Am Donnerstagabend hat der Persönlichkeitstrainer Kerim Kakmaci im Kölner Hinterhofsalon sein erstes Buch vorgestellt. «Lebe mutig» kommt als klassische Ratgeberliteratur daher, die den Lesern Impulse für ein eigenverantwortliches Leben liefert und sie dazu animiert, das eigene Potenzial optimal auszuschöpfen. Mut lässt sich erlernen und trainieren, lautet Kakmacis These. In seinem Buch beschreibt der 38-Jährige anschaulich, wie das geht. Er sei ein wenig nervös, sagte der Wiesbadener, nachdem Veranstalterin Anja Reuther ihm das Mikrofon überreicht hatte. Kakmaci ist eigentlich keiner, der sich auf der Bühne unwohl fühlt. Seit Jahren hält er Reden vor größeren Menschenmengen und leitet Seminare. Die Interaktion mit dem Publikum gehört zu seinem Geschäft. Dennoch sei die Situation für ihn neu, so Kakmaci, schließlich handle es sich um seine erste Lesung. Die Herausforderung hat er dann souverän gemeistert, leichtfüßig und mit viel Engagement.
Bevor der 38-Jährige aus seinem Buch zu lesen begann, erklärte er, wie er auf die Idee gekommen ist, es zu schreiben. Eine besonders große Rolle habe sein Sohn gespielt. Für ihn wünsche sich Kakmaci ein mutiges und kompromisslos eigenverantwortliches Leben. Deshalb habe er ihm eine schriftliche Anleitung hinterlassen wollen, damit er bei dem „vorherrschenden Überfluss an Informationen, Meinungen, scheinbaren Fakten, Haltungen, Regeln und Wahrheiten in dieser Welt“ stets seinen Weg zu finden und ihn hin zu einem freien, glücklichen und erfolgreichen Leben mutig zu gehen. In diesen Worten spiegeln sich seine Erfahrungen während der Corona-Krise, mit der Weltbilder und Werte ins Wanken geraten sind. Wie so viele Menschen empfand der Wiesbadener Persönlichkeitstrainer die Maßnahmen als einen nicht zu rechtfertigenden Eingriff des Staates in die Freiheits- und Persönlichkeitsrechte. Daraufhin trat Kakmaci auf vielen Demonstrationen auf, um die Menschen zu ermutigen, in diesen harten Zeiten standhaft zu bleiben und eigenverantwortlich zu handeln.
Tolle Energie im Saal
Mit seinen öffentlichen Auftritten hat er Mut bewiesen und das demonstriert, was in seinem Buch auf knapp 250 Seiten ausgebreitet wird. Den Gästen im Hinterhofsalon las er daraus vor, zunächst aus dem Vorwort und dann aus dem elften Kapitel, das sich mit „Selbstermächtigung“ beschäftigt. Zwischendurch interagierte Kakmaci immer wieder mit dem Publikum, stellte Fragen und baute Gags ein. An seinem strahlenden Lächeln konnte man erkennen, dass ihm die Lesung große Freude bereitete. „Es war eine tolle Energie“, sagte der Autor nach dem Event. Er habe die Lesung genossen, obwohl die Temperaturen weiterhin hoch blieben. Die Gäste schien das nicht zu stören. Sie hatten den Weg trotzdem angetreten, einige sogar aus so manch einer entfernten Großstadt.
Was sie dann aus dem vorgelesenen Buch hörten, war unter anderem eine Definition dessen, was „mutig sein“ bedeutet. Das hänge natürlich immer von dem jeweiligen Typ ab. Was manche als mutig bezeichnen, kostet andere nicht mehr als einen Wimpernschlag. Und dennoch, so Kakmaci, gebe es Merkmale, die sich objektivieren ließen. Er selber bindet Mut eng an den Begriff der Selbstverantwortung. Man solle sich klar machen, dass man ganz allein für das eigene Leben verantwortlich ist. Mutig seien demnach alle, die selber für sich die Verantwortung übernehmen und sie nicht auf andre übertragen. Aus den vorgelesenen Passagen ging hervor, dass Kakmaci im Buch immer wieder seine eigenen Erfahrungen einbezieht und gewissermaßen seinen Lernprozess verarbeitet. Bis zu seinem 30. Lebensjahr soll er sich in vielen Bereichen ausprobiert haben und oftmals gescheitert sein. Irgendwann stand er mit 100.000 Euro Schulden vor den Scherben seiner Existenz und beschloss, mutig einen neuen Weg zu gehen – „den Weg nach innen zu seinem eigenen Herzen“, wie es im Klappentext heißt.
Hinterhofsalon bietet kritischen Künstlern eine Bühne
Während seiner Buchvorlesung sprach der Autor vielen Gästen aus der Seele, allen voran der Veranstalterin Anja Reuther. Auch sie beweist heute Mut, indem sie in ihrem Hinterhofsalon kritischen Künstlern eine Bühne bietet, Künstlern, die aufgrund ihrer alles andere als konformen Haltung gegenüber der Corona-Politik Schwierigkeiten haben, Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. Das führt unter anderem zu unangenehmen Reaktionen, zu Diffamierungen und Schmierereien am Eingang. Doch Reuther lässt sich nicht einschüchtern, sondern folgt ihrer Überzeugung, dass in einer pluralistischen Gesellschaft auch Künstler Gehör finden sollten, die gegen den Strom schwimmen. In knapp einer Woche am 26. August tritt im Hinterhofsalon die Schauspielerin und Schriftstellerin Phline Conrad mit ihrem Stück «Ich liebe den Eifelturm» auf. Am 30. September kommt sie ein weiteres Mal zu Gast, um bei einem Kultur-Talk mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot zu debattieren.
Ein Gespräch gab es auch gestern im Anschluss an Kakmacis Lesung. Als Interviewer fungierte der Kölner Rechtsanwalt Dirk Sattelmaier, der dem Autor Fragen zum Buch stellte sowie zu seinen Erfahrungen in der Corona-Zeit. Danach bekamen die Gäste ebenfalls die Möglichkeit, von Kakmaci das zu erfahren, was sie während der Lesung neugierig gemacht hat. Es war eine ausgelassene Diskussion in angenehmer Atmosphäre, die schließlich in Partystimmung umschlug. Nach der Buchvorstellung trafen sich alle Teilnehmer an der Bar, um den Abend gesellig ausklingen zu lassen. Er habe den Austausch als „spannend“ empfunden, sagte Kakmaci. Der Motivationscoach scheint in seiner neuen Rolle als Autor aufzugehen. Für seine Fans hat er eine gute Nachricht „Es ist definitiv nicht das letzte Buch, das ich geschrieben habe.“