In wenigen Tagen erscheint der lang ersehnte Film «Pandamned» des niederländischen Regisseurs Marjin Poels, der sich darin mit den Hintergründen und Folgen der Corona-Krise auseinandersetzt. Was die Zuschauer erwartet, darauf dürfte bereits seine letzte Dokumentation einen guten Vorgeschmack geben. «Headwind“21» ist als Investigativfilm angelegt und beschäftigt sich mit den Schattenseiten sogenannter Windparks. Das Thema erneuerbare Energien dominiert schon lange den Alltag, nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich. Windparks stehen hoch im Kurs, weil sie als „grüne“ Lösung gelten. Sie helfen dabei, den Planeten zu retten – so zumindest das offizielle Narrativ. Poels’ Dokumentation veranschaulicht jedoch, dass es dabei weniger um Umwelt als um Geld geht. Um die winderzeugende Energie ist ein gigantischer Markt entstanden, und die großen Konzerne machen das Geschäft ihres Lebens.
Ins Rollen gebracht hat den Film der Whistleblower Alexander Pohl, ein ehemaliger Londoner Banker, der für mehrere grüne Banken arbeitete. Er fungiert als wesentlicher Informant, ja als Aufklärer. Während seiner Zeit als Angestellter erlebte der Protagonist, was hinter den Kulissen wirklich läuft. Als Pohl begriff, dass die finanziellen Interessen im Vordergrund stehen, kündigte er sofort seinen Job und wanderte mit seiner Familie in ein kleines Waldparadies im abgelegenen Nordschweden aus. Dort wollte er zu Natur zurückzukehren und sogar einen Ökobauernhof gründen, um so viel Abstand wie möglich zwischen seine Familie und der Industrialisierung der Natur zu schaffen. Doch die verfolgte ihn bis nach Schweden. Vor den Toren seines Paradiesgartens sollte ebenfalls ein Windpark entstehen. Seitdem betätigt sich Pohl als Umweltaktivist, der nachforscht und über die Zusammenhänge des korrupten Systems aufklärt.
Jede Menge Widersprüche
Immer wenn von winderzeugender Energie die Rede sei, so der Whistleblower, werde lediglich das bisschen Gute erwähnt, um von dem immensen Schaden abzulenken. Worin dieser besteht, führt der Filmemacher mit Pohls Hilfe detailliert aus. So würden etwa für die Windturbinen sehr viele Metallteile benötigt. Um sie zu gewinnen, ist sehr viel Energie erforderlich. Das stellt einen Widerspruch dar: Einerseits sollen Windparks Energie sparen, andererseits verschlingen sie selber sehr viel davon. Solche Anlagen sind teilweise sogar auf sehr umstrittene Rohstoffe angewiesen – solche wie Neodym, Praseodym und Dysprosium. „Diese Elemente unterliegen einer instabilen, auf China konzentrierten Versorgungskette, die im Jahr 2018 über 70 Prozent der weltweiten Nachfrage gedeckt haben“, heißt es in der Dokumentation.
Die mit der Rohstoffgewinnung einhergehenden Umweltschäden sind bereits groß genug. Doch sie zeigen sich auch dort, wo es beispielsweise um die Herstellung der Turbinenflügel geht. Diese bestehen teilweise aus Kunststoff und Balsaholz aus dem Amazonasgebiet. Dafür werden ganze Landflächen gerodet, was genauso kontraproduktiv wirkt wie die riesigen Betonfundamente für jede Windmühle. Zudem entstehen die riesigen Stahltürme überwiegend in China, das nicht gerade für umweltfreundliche Produktion bekannt ist. Hier offenbart sich das wahre Gesicht der grünen Agenda: Sie gibt vor, mit Windparks den Planeten zu retten, trägt aber eigentlich dazu bei, ihn zu zerstören.
Wer Teil dieses Systems ist, erzählt Pohl in einer Filmszene mit deutlichen Worten: Banken, die die Anlagen und die Produktion finanzieren; Politiker, die den Bau genehmigen; aber auch NGOs, die das Narrativ verbreiten, Windparks würden die Umwelt schonen. Verantwortlich seien auch Prominente wie Greta und Al Gore, die ihren Einfluss besser nutzen könnten. Stattdessen trügen sie dazu bei, dass ein Hype auf Kosten der Landwirtschaft und der einheimischen Bevölkerung entstehe. Während Pohl über diese Zusammenhänge spricht, ist ihm anzusehen, wie nahe sie ihm gehen. Er macht seinem Ärger Luft, klagt an und beklagt die geringen Möglichkeiten, der Betrugsmaschinerie juristisch das Handwerk zu legen.
Thematisierung der eigenen Entstehungsbedingungen
Der Filmemacher Poels bleibt aber nicht passiv hinter der Kamera, sondern fungiert zusammen mit seinem Protagonisten als Detektiv, der nach der Wahrheit sucht, der die Punkte verbindet. Deswegen taucht auch er relativ oft im Bild auf. Man sieht, wie er nachdenkt und grübelt, wie er recherchiert und in der Interaktion mit Pohl kritische Fragen formuliert. Seine Dokumentation klärt nicht nur den Betrugsskandal auf, sondern thematisiert auch die eigenen Entstehungsbedingungen. Der investigative Prozess bildet gewissermaßen einen weiteren Erzählstrang, womit «Headwind“21» an Komplexität gewinnt. Er überzeugt inhaltlich wie ästhetisch, ist berührend und meditativ. Er regt zum Nachdenken an, gerade in den stillen Momenten, in denen die Verwüstung des Planeten vor Augen geführt wird.
Seine Premiere feierte der Dokumentarfilm am 23. September 2021 auf YouTube. Anders als viele andere Produktionen, ist diese komplett von der Fan-Gemeinde finanziert. Dadurch wird vermieden, dass institutionelle Geldgeber Einfluss auf den Inhalt nehmen. Dieser Strategie ist es zu verdanken, dass der Film so macht- und elitenkritisch daherkommt. Seine Botschaft hört sich allerdings alles andere als beruhigend an: Eine perfekte Form der Energiegewinnung gibt es bisher nicht. Genauso wie bei den herkömmlichen Quellen muss man auch den neuen Lösungen mit Skepsis begegnen. Was ist also notwendig – und was überflüssige Vergeudung, fragt der Film. Er macht Lust auf die Folgearbeit des Regisseurs. In «Headwind“21» hat er seine investigativen wie cineastischen Qualitäten unter Beweis gestellt.