30. Oktober 2024

Für friedliches und couragiertes Miteinander: «DAS FESTIVAL – Musik & Wort» in Weimar

Seit der Corona-Krise steht die Welt auf dem Kopf. Was früher als selbstverständlich galt, entpuppt sich immer mehr als Chimäre. Demokratie, Rechtsstaat, Freiheitsrechte, freie Medien – all das steht lediglich auf dem Papier, findet in der Realität aber keine Entsprechung, wie die letzten Jahre gezeigt haben. In solchen Zeiten müssen sich eigentlich Vertreter aus Kultur, Wissenschaft und Religion gegen die Autoritäten auflehnen und die Missstände anprangern. Doch in diesen Gesellschaftsbereichen bleibt es weitgehend ruhig. Nur relativ wenige wagen es, öffentlich das zur artikulieren, was in den liberalen Demokratien derzeit aus den Fugen gerät. Anfang September kommen einige dieser kritischen Geister zu einem dreitägigen Festival in Weimar zusammen. 

Initiator und künstlerischer Leiter ist Uli Masuth. Das Anliegen der Veranstaltung, sagt der Musiker und Kabarettist, bestehe darin, „zu einem friedlichen, freundschaftlichen und couragierten Miteinander in Freiheit zurückzufinden“. Die Idee kam ihm September letzten Jahres, bei einem dreitägigen Treffen von maßnahmen-kritischen Künstlern am Bodensee. „Es war ein tolles Erlebnis“, erinnert sich Masuth. Aus dem beschwingten Gefühl heraus machte er den Vorschlag, in seiner Wahl-Heimatstadt Weimar, dem einstigen Mekka deutscher Hochkultur, ein Festival auf die Beine zu stellen. Die Resonanz fiel riesig aus, wie an dem Aufgebot teilnehmender Künstler abzulesen ist. 

Klassik, Jazz, neue Musik

Insgesamt treten auf dem Festival über 40 Musiker auf. Die Beiträge reichen von Klassik über Jazz bis hin zu neuer Musik. Unter den Interpreten finden sich solche Namen wie Marta Murvai (Violinistin), Claudio Puntin (Klarinettist) oder Jens Fischer Rodrian (Song-Poet). Ein Highlight des musikalischen Programms ist der Auftritt der Gruppe des Komponisten Markus Stockhausen, der die Konzert-Reihe «Lange Töne für den Frieden» ins Leben gerufen hat. Sie soll in der gegenwärtigen Situation der Gewaltspirale ein pazifistisches Zeichen setzen, mit sanften Klängen und positiven Schwingungen. Die Konzerte finden in unterschiedlichen Städten statt und haben einen offenen Gestaltungsrahmen. Teilnehmen dürfen alle, die über eine gewisse musikalische Erfahrung verfügen – sowohl Sänger als auch Instrumentalisten. Auf dem Festival in Weimar dürfte sich die Anzahl der teilnehmenden Musiker wieder im zweistelligen Bereich bewegen.

Kabarettist Uli Masuth

Für Uli Masuth stellt Kultur einen wesentlichen Teil des Lebens dar. Gerade die Musik habe eine ungeheure Kraft, sagt er. Sie könne berühren, bewegen und traurig machen, sie könne nachdenklich stimmen und beglückende Gefühle wecken. „Es gibt nichts Schöneres, als lebende Menschen auf der Bühne zu erleben, so der Musiker und Kabarettist. Bis zur Corona-Politik glaubte er, dass eine Gesellschaft nicht ohne Kultur funktionieren könne. Die Ereignisse in Folge der Krise hätten ihn eines Besseren belehrt, gibt der 66-Jährige heute zu. „Es zeigte sich ganz deutlich, dass Kultur nicht systemrelevant ist. Sie kann weg“, kommentiert er die flächendeckenden und lang andauernden Schließungen von Theatern, Konzerthallen und Museen. Mit dem Festival in Weimar soll der Wert der Kultur wieder hochgehalten werden. Von ihm soll eine Strahlkraft ausgehen „für die Zeit danach“, so Masuth, der sich von der Veranstaltung erhofft, dass sie den Auftakt einer alljährlichen Reihe bildet.

Vorträge und Diskussionsrunden

Auf dem Programm stehen jedoch nicht nur musikalische Darbietungen, sondern auch Vorträge und Diskussionsrunden. Eingeladen sind unter anderem die Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot, der Psychologe Hans-Joachim Maaz und die Schauspielerin Gabriele Gysi. Thematisch wird es unter anderem um Krieg und Frieden gehen, sowohl auf dem kulturellen als auch auf dem geopolitischen Feld. Die Pfarrer Martin Michaelis und Pfarrer i. R. Jürgen Fliege werden über die Rolle der Kirche sprechen. Deren Vertreter haben sich während der Corona-Zeit nicht gerade mit Kritik an den unmenschlichen Maßnahmen hervorgetan, sondern sich dem Staat angedient. Auf dem Festival soll daher ihre Stellung zwischen Ermutigung und Anpassung diskutiert werden. 

Um das Festival zu ermöglichen, verzichten alle Teilnehmer auf feste Gage und übernehmen die Kosten für Unterkunft und Anfahrt selbst. Das gesellige Miteinander mit Gleichgesinnten ist ihnen Motivation genug. „Was uns alle verbindet, ist das Erleben der Gegenwart als eine Zeit, in der ein von gegenseitigem Respekt und Toleranz gekennzeichneter Dialog verloren geht“, heißt es auf der Homepage des Festivals. „Das freie Wort, die in Freiheit gelebte Kunst, die Individualität und kulturelle Vielfalt sind bedroht, und damit die Gesellschaft als Ganzes.“

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